Cast & Crew
- Regie: Christiane Balthasar
- Darsteller: Luise Heyer, Maria Ehrich, Robert Gwisdek, Diek Borchardt, Max Hopp, Franz Dinda, Ute Willing, Johanna Bittenbinder
- Drehbuch: Léonie-Claire Breinersdorfer; basierend auf dem Roman von Petra Dunst-Benning
- Kamera: Hannes Hubach
- Schnitt: Andreas Althoff
- Musik: Johannes Kobilke
- Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion
Die Geschichte beginnt im Thüringer Wald, im Jahr 1890: Nach dem Tod ihres Vaters versuchen die Steinmann-Schwestern gegen anfängliche Unstimmigkeiten untereinander und gegen größte Widerstände von außen, dessen Glasbläserei am Laufen zu halten. Zunächst gehen sie aber getrennte Wege: Johanna bei Glashändler Friedhelm Strobel, Marie als Glasmalerin bei Wilhelm Heimer, dessen Sohn Thomas sie bald heiratet. Doch beide Frauen werden in diesen Positionen nicht glücklich. Johanna hat Mühe, den Ansprüchen ihres überaus distinguierten Chefs Strobel zu genügen, Heimer wiederum nutzt Maries künstlerisches Talent maßlos aus, und Thomas entpuppt sich als brutaler Trinker und Schläger. Die Not schweißt die Schwestern wieder zusammen, und so beschließen sie, ihr Schicksal wieder in die eigenen Hände zu nehmen: Sie widersetzen sich dem ungeschriebenen Gesetz, dass Frauen kein Glas blasen dürfen. Zunächst agieren sie heimlich, später stellen sie sich offen der Konkurrenz der Männerbetriebe ...
Wie es bei einem Historienstoff über gegen die gesellschaftliche Hackordnung ankämpfende Frauen zu erwarten steht: «Die Glasbläserin» ist kein fröhlicher Fernsehstoff für einen gemütlichen Familienabend zur Adventszeit. Regisseurin Christiane Balthasar («Der Wagner-Clan. Eine Familiengeschichte») zeigt eindringlich, welche Qualen ihre Protagonistinnen durchlaufen müssen - noch stärker hallt nach, wie selbstredend ihr Umfeld darauf reagiert. Die „Bei einem herrischen Chef muss man halt aufpassen, Mädchen!“-Haltung, die auf Übergriffe folgt, gleicht bei Balthasars nüchtern-intensiver Inszenierung dem Streuen von Salz in eine frisch hinzugezogene Wunde.
Hoffnungsschimmer gibt es dennoch – etwa in Form vom kultiviert-zuvorkommenden Steven Miles, einem US-amerikanischen Händler, wohltuend warmherzig gespielt von Marc Barthel. Dass seine Figur fast schon „Deus Ex Machina“-mäßig aus dem Nichts kommt und Optimismus erzeugt, sei Drehbuchautorin Léonie-Claire Breinersdorfer verziehen, da es in der Natur solcher Erzählungen liegt, dass sich nach oben kämpfende Figuren irgendwann durch einen Gönner aufrappeln.
Durch die leinwandtaugliche, naturalistische Bildsprache (Balthasar arbeitet mit ihrem «Wagner-Clan»-Kameramann Hannes Hubach zusammen) wird diese Standarddramaturgie zudem gut kaschiert: Da der Film stets realistisch aussieht, in den dunklen Momenten jedoch besonders finster ist, in den Alltagsmomenten unauffällig aussieht und in den warmen Augenblicken geradezu glüht, intensivieren sich die Gefühle auch ohne größere narrative Streiche. Das schlagende Herz dieses Neunzigminüters sind allerdings die Hauptdarstellerinnen: «Härte»-Mimin Luise Heyer als pragmatische, ihr und das Handeln ihrer Schwester streng hinterfragende Hälfte des zentralen Zweiergespanns und Maria Ehrich («Das Adlon. Eine Familiensaga») als mal naive, mal ergiebig-idealistisch-träumerische jüngere Glasbläserin. Das Zusammenspiel von Heyer und Ehrich allein würde schon genügen, um sich einen zweiten Teil herbeizusehnen.
«Die Glasbläserin» ist am 12. Dezember 2016 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
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