Sie haben darüber gesprochen, dass Sie keine Me-Too-Formate machen wollen. Keine Kopien, sondern neue Ideen. Das, was sich viele Zuschauer wünschen. Warum macht nur VOX das? Sind Sie einfach mutiger?
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Wenn wir etwas machen, dann wollen wir eigentlich immer die Nummer 1 in diesem Gebiet sein. Bei «X Factor» wären wir die Nummer 2 oder Nummer 3 gewesen.
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VOX-Chefredakteur Kai Sturm über die Entscheidung «X-Factor» nach drei Staffeln nicht fortzusetzen
Wie es «Club der roten Bänder» gelang, der vielleicht emotionalsten deutschen Serie aller Zeiten. Und dann sagt VOX, dass nach Staffel 3 Schluss ist. Verrückt.
Die Serie ist das Baby von unserem Chef Bernd Reichart. Ich finde das Format auch unglaublich toll. Auch, weil die Serie total konsequent erzählt ist. Zu dieser klaren Konsequenz gehört dann auch das Ende nach drei Staffeln.
Umgebaut haben Sie «Grill den Henssler», die Show, die sich nun auch noch gegen «The Voice» durchsetzen musste. Die Quoten waren dann rückläufig. Was meinen Sie? Lag es an der Sat.1-Konkurrenz oder doch an einigen Dingen, die Sie anders gemacht haben in der zurückliegenden Staffel?
Zunächst einmal machen wir mit dem Format im Frühjahr natürlich weiter. Schon vergangenen Sommer, also bevor Sat.1 sich entschieden hatte, «The Voice» sonntags zu zeigen, hatten wir uns entschieden, «Grill den Henssler» zu renovieren. Wir hatten also ein überarbeitetes Format und neue Konkurrenz. Wir haben klar gesehen, wo wir letztlich Federn gelassen haben. Erwähnen möchte ich aber auch, dass diese Herbst-Staffel trotzdem stärker lief als die im Herbst 2015. Eventuell waren es aber ein paar Änderungen zu viel, die wir vorgenommen haben.
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Klar war aber auch, dass man einen Juror wie Heinz Horrmann, der von Anfang an dabei war, nicht so einfach ersetzen kann. Wenn an seiner Stelle dann jemand anderes sitzt, jault der Zuschauer zwangsläufig erst einmal auf – vollkommen unabhängig von den Qualitäten des Nachfolgers.
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VOX-Chefredakteur Kai Sturm über die Änderungen bei «Grill den Henssler»
Wo wir gerade beim Kochen sind: Am Vorabend läuft seit mehr als zehn Jahren «Das perfekte Dinner» - und während man manchmal schon davon sprach, dass die Sendung ihre Halbwertszeit deutlich überschritten habe, konnte sie 2016 sogar wieder ein bisschen Boden gut machen.
Das führe ich auf verschiedene Effekte zurück. Natürlich auf die harte Arbeit, die in das Format investiert wurde. Man muss aber auch sehen, dass wir das Umfeld verbessern konnten. Die Schiene zwischen 16 und 18 Uhr ist nun stärker. Wir sehen hier eine tolle Quotenentwicklung bei Formaten, die für Qualität stehen. Am «perfekten Dinner» arbeiten wir eigentlich seit über zehn Jahren intensiv und führen immer wieder Mini-Veränderungen ein, um es frisch zu halten. Im März 2017 wird die Sendung elf Jahre alt, wir bereiten dafür gerade ein neues Grafik-Paket und ein paar neue Bilder vor. Ich würde heute sagen, dass wir mit der Sendung noch längere Zeit viel Spaß haben.
Und wir dürfen natürlich dann nicht vergessen über «Kitchen Impossible» zu sprechen…
…das für mich die Entdeckung des Jahres 2016 ist. Die Sendung ist der Hammer. Ich bin auch heute noch total begeistert, wenn ich an die erste Staffel denke. Da kommt der gute, alte Tim Mälzer, mit dem wir früher schon so viel Spaß hatten, zurück und ist reifer, aber nicht weniger außergewöhnlich geworden. Endemol Shine hat die Sendung unfassbar gut umgesetzt und ich freue mich jetzt schon auf die zweite Staffel im Frühjahr.
Worauf freuen Sie sich denn noch im Jahr 2017?
Über Vieles haben wir ja schon gesprochen. Es wird neue Staffeln unserer großen Erfolge «Sing meinen Song», «Die Höhle der Löwen», «Kitchen Impossible», «Club der roten Bänder» und auch «Ewige Helden» geben. Wir werden unseren Montagabend neu gestalten mit frischen Geschichten von «Goodbye Deutschland». Und wir haben ein ganz neues Format, das «The Story of my Life» heißt: Désirée Nosbusch moderiert, Talpa produziert. Wir sprechen darin mit Paaren, die wir im Verlauf der Sendung mit einem versierten Maskenbildner um Jahrzehnte älter machen. Und schon sind wir bei einem sehr emotionalen Punkt einer jeden Beziehung: Dem gemeinsamen Älterwerden. Die Sendung ist absolut außergewöhnlich und wird von Désirée Nosbusch mit einer besonderen Note präsentiert.
Jetzt haben wir fast nur über Tops des Jahres bei VOX gesprochen. Angesichts des Erfolgs des Senders ist das absolut gerechtfertigt.
Wissen Sie, ich spreche genauso gerne über Sendungen, die nicht so gut geklappt haben. Das haben wir dieses Jahr bei VOX auch erlebt, denn es gehört einfach zum Geschäft. Es gibt ja immer das Bild, dass das Arbeiten an Mega-Erfolgen deutlich mehr Spaß macht. Aber das stimmt gar nicht. Ich arbeite genauso gerne an schwächeren Formaten – auch das sind alles Babys von uns.
Danke für das Interview und frohe Weihnachten.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
21.12.2016 20:43 Uhr 1
22.12.2016 07:31 Uhr 2
23.12.2016 00:34 Uhr 3
23.12.2016 07:32 Uhr 4
Amerikanische 08/15-Serien interessieren mich schon seit Jahren nicht mehr, egal auf welchem Sender.
Bei VOX interessiert mich seit einiger Zeit lediglich "Sing meien Song" und "Die Höhle der Löwen".
Früher war es noch "X Factor", die bis zum Start von "The Voice" beste Castin-Show.
Mal sehen, vielleicht kommt füher oder später noch etwas neues dazu.
Obwohl ich um diese Kommerz-Sender in der Regel ja einen großen Bogen mache!
23.12.2016 11:19 Uhr 5
Ganz zu schweigen vom Samstag, den der Sender wahrscheinlich nie mehr in den Griff bekommt.