Filmfacts: «Vier gegen die Bank»
- Kinostart: 25. Dezember
- Genre: Komödie/Krimi
- FSK: 12
- Laufzeit: 97 Min.
- Kamera: Daniel Gottschalk
- Musik: Enis Rotthoff
- Buch: Tripper Clancy
- Regie: Wolfgang Petersen
- Darsteller: Jan Josef Liefers, Matthias Schweighöfer, Michael Herbig, Til Schweiger, Alexandra Maria Lara, Antje Traue, Thomas Heinze, Jana Pallaske
- OT: Vier gegen die Bank (DE 2016)
Hinzu gesellen sich die mittlerweile in Hollywood recht erfolgreiche Antje Traue («Man of Steel»), Alexandra Maria Lara («Der geilste Tag»), Jana Pallaske («Fack Ju Göhte») sowie Thomas Heinze («Lügen und andere Wahrheiten»). Von einer Handvoll weiterer Nebendarsteller, deren Namen wie aus Überraschungsgründen an dieser Stelle nicht verraten wollen, ganz zu schweigen. Gleichwohl bleibt festzuhalten: Auch das namhafteste Ensemble genügt nicht, wenn Geschichte und Inszenierung diesem nicht gerecht werden. Im Falle von «Vier gegen die Bank» ergänzt das eine das andere allerdings derart originell, dass wir liebend gern mit dem Prädikat „Ein deutsches «Ocean’s Eleven»“ liebäugeln.
Geld weg - und nun?
Der in die Jahre gekommene Boxer Chris (Til Schweiger), der abgehalfterte, aber immer noch von sich und seinem Können überzeugte Schauspieler Peter (Jan Josef Liefers) und der exzentrische Werbespezialist Max (Matthias Schweighöfer) haben lange gespart – für ihren Lebenstraum, für die Zukunft! Zu dumm nur, dass Bankdirektor Schumacher ausgerechnet ihre drei Investmentkonten böswillig in den Totalverlust rasseln lässt, um so den neurotischen Anlageberater Tobias (Michael "Bully" Herbig) loszuwerden. Plötzlich stehen alle vier Männer ohne jede Perspektive da und schmieden einen irrwitzigen Plan: Mithilfe ihres mittlerweile gefeuerten Bankberaters wollen sie sich das Geld auf eigene Faust wiederholen. Das Problem: Irgendwie weiß keiner von ihnen, wie so ein Bankraub ablaufen muss...
Es soll ja Leute geben, die aus Prinzip nichts mit deutschen Filmen, im Speziellen mit Komödien zu tun haben wollen. Auch der Hauptcast von «Vier gegen die Bank», bestehend aus Til Schweiger («Tschiller: Off Duty»), Matthias Schweighöfer («Der Nanny»), Jan Josef Liefers («Desaster») und Michael „Bully“ Herbig (befindet sich derzeit in der Postproduktion für «Bullyparade – Der Film»), besitzt für viele einen streitbaren Beigeschmack. Doch zäumen wir das Pferd einmal von hinten auf: Gerade wenn man mit der Besetzung von Wolfgang Petersens Heist-Komödie nichts anfangen kann, beweisen Cast und Crew, dass es nur genug Schalk im Nacken braucht, um ausgerechnet über diese Antipathie auch Skeptiker davon zu überzeugen, dass dieses Vierer-Duo hier hervorragend funktioniert. Der Grund: Petersen besetzt seine Darsteller so gezielt auf ihr öffentliches Image, dass es eine wahre Freude ist, Schweiger, Schweighöfer, Liefers und Herbig dabei zuzusehen, wie diese es innerhalb der 97 Minuten genüsslich selbst durch den Kakao ziehen.
Til Schweiger als alles und jeden verprügeln wollende Dumpfbacke mit dem Elan seines exzentrischen Auftrittes in «Unsere Zeit ist jetzt» agieren zu sehen, macht ebenso viel Spaß, wie die passionierte Selbstdarstellung von Jan Josef Liefers, der nicht nur sich, sondern auch den Beruf des Schauspielers auf persiflierende Art und Weise aufs Korn nimmt. Matthias Schweighöfer kokettiert gewitzt mit seinem jugendlichen Herzensbrecher-Charme und liefert sich auf einer Meta-Ebene einen ironischen Machtkampf mit Regie-Konkurrent Til Schweiger, während Michael Herbigs Rolle auf den ersten Blick zwar die am wenigsten auffällige darstellt. Gleichsam ist nicht nur das Spiel des «Der Schuh des Manitu»-Regisseurs am stärksten, seine Figur des zurückhaltenden, mit der Zeit aber immer weiter über sich hinaus wachsenden Anlagenberaters Tobias ist zugleich auch die Triebfeder der Geschichte. Ein Schelm, wer die Wertigkeit der Figur auf das Regie-Dasein Herbigs überträgt und einen unterschwelligen Kommentar darauf entlarvt, dass ausgerechnet die vermeintlich uninteressanteste Person das deutsche Gegenwarts-Kino am stärksten geprägt hat.
Eine Verbeugung vor dem Kriminalfilm
Natürlich muss es nicht immer dieser Meta-Schabernack sein, über den sich «Vier gegen die Bank» am besten genießen lässt. Aber er kann dazu beitragen, dass sich Wolfgang Petersen genau dadurch eine neue Zielgruppe erschließt; eine Zielgruppe, abseits derjenigen, die sich ohnehin jeden Film mit oben genannter Besetzung anschaut. Lässt man all das nämlich einmal beiseite, dann ist die schwungvolle Kriminalkomödie, die lose auf dem Roman „The Nixon Recession Caper“ von Ralph Maloney basiert, allumfassend äußerst unterhaltsam. Dem für «Vier gegen die Bank» als Langfilmautor debütierenden Tripper Clancey gelingt es scheinbar spielend, eine Geschichte frei von Ballast und Leerlauf zu erzählen; mit seinen 97 Minuten ist «Vier gegen die Bank» ein absolut kurzweiliges Vergnügen, dem man natürlich keinerlei Charakterkino-Attribute zurechnen kann (lediglich Herbigs Tobias durchläuft im Eilverfahren so etwas wie eine halbwegs glaubwürdige Metamorphose).
- © 2016 Warner Bros.
Jana Pallaske und Thomas Heinze sind in kleinen Nebenrollen zu sehen.
Gleichwohl reicht es für einen Film wie diesen aus, auf Karikaturen zurück zu greifen. Interessant sind ohnehin das Aufeinanderprallen ebendieser Gegensätze sowie die Storyentwicklung an sich. Bestückt mit allerlei Überraschungen und einem exzellenten Gespür für komödiantisches Timing nimmt «Vier gegen die Bank» mehr als eine Wendung, die einerseits die Idiotie der Hauptfiguren betont, die Gagdichte andererseits noch weiter in die Höhe schnellen lässt. Lediglich der Subplot um Tobias‘ Suche nach dem perfekten Alibi wirkt dann selbst im Anbetracht der ohnehin recht hanebüchenen Ausgangssituation so sehr an den Haaren herbei gezogen, dass der Film droht, seine Zuschauer für einen kurzen Moment zu verlieren.
Ganz gleich, ob dies geschieht oder nicht: Spätestens mit der Auflösung, wenn sämtliche Handlungsfäden wieder zusammen laufen, offenbart das Skript seine inhaltliche Kohärenz. Ein wenig davon weg bewegt sich Wolfgang Petersen während seiner visuellen Aufbereitung. «Vier gegen die Bank» besitzt erwartungsgemäß internationale Leinwandausmaße; weshalb sich der Regisseur und sein Kameramann Daniel Gottschalk («Mechanic: Resurrection») bei den wenigen Außenaufnahmen der Bank sowie dem Berliner Olympiastadion am Look großer Geschichtsdramen orientieren, erschließt sich einem indes nicht so ganz. Mehr noch: Dieser optische Anachronismus verhilft «Vier gegen die Bank» zwar zu einer gewissen Zeitlosigkeit, gleichwohl raubt er der Inszenierung in letzter Instanz an Stringenz. Auf der anderen Seite unterstreicht dies aber auch den nostalgischen Wert des Films: «Vier gegen die Bank» erweckt den Eindruck eines Kriminalfilms alter Schule, dem Wolfgang Petersen nicht bloß seinen Tribut zollt, indem er Hauptfigur Peter zum Darsteller eines solchen macht. Sein Film ist schnörkellos und im Verzicht auf moderne Gimmicks fast schon altmodisch. Wie die Zuschauer darauf reagieren werden, bleibt abzuwarten. Eines kann man «Vier gegen die Bank» neben dem hohen Entertainment-Potenzial jedoch gewiss nicht absprechen: Neben den vielen deutschen RomComs, gewöhnlichen Krimis und Dramen besitzt Petersens Film einen hohen Wiedererkennungswert.
Fazit
Auf den Spuren von «Ocean’s Eleven»: Wolfgang Petersens Heist-Komödie «Vier gegen die Bank» ist trotz kleiner inszenatorischer Holprigkeiten ein äußerst amüsantes Filmerlebnis, das mit einem sensationell selbstironisch aufspielenden Cast besticht und sich zugleich vor dem guten alten Kriminalfilm verbeugt.
«Vier gegen die Bank» ist ab dem 25. Dezember bundesweit in den Kinos zu sehen.
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