Zahlen und Fakten
- 160 handgefertigte Ureinwohnerkostüme
- 32 Mexikanerkostüme
- 24 Outfits für die Rattler-Crew
- Es wurden 40 Kilogramm Federn verarbeitet,
- Am Set waren 60 Gewehre und Pistolen, die 3.000 Schuss Munition verschossen, sowie 60 Speere
- Es kamen 50 Pferde und 10 Hunde vor der Kamera zum Einsatz.
Und wie schon «Lone Ranger» vereinnahmt auch der erste RTL-«Winnetou» neben seinem Grundkern als dramatisch-vergnügliches Familienepos vor Westernkulisse zuweilen Einflüsse aus anderen Western-Subgenres: Jürgen Vogel könnte als Tabak kauender, rüder Egomane einem Italo-Western entsprungen sein, Rainer Bock als doppelzüngiger Unternehmer hingegen einem historienkritischen Spätwestern.
Teil zwei ist nach diesem im Mittelteil etwas zähen, insgesamt aber beeindruckenden Auftakt nicht nur aufgrund der kürzeren Laufzeit eine filmische Verschnaufpause: Mit irren Karikaturen als Schurken (unter anderem: Fahri Yardim als kecker Mexikaner), Matthias Matschke als amüsanter Anthropologe und allerlei gut gelaunten Culture-Clash-Passagen zwischen Old Shatterhand, Winnetou und Nscho-tschi sowie einer deutlich bunteren Bildsprache ist «Das Geheimnis vom Silbersee» der Abenteuer- und Gute-Laune-Western dieser Trilogie – einigen visuellen «Spiel mir das Lied vom Tod»-Anleihen zum Trotz würden sich hier Bud Spencer und Terence Hill pudelwohl fühlen.
- © RTL / Jens Koch
Wotan Wilke Möhring ist Old Shatterhand
Der Abschluss zur Reihe ist, wie der Titel «Der letzte Kampf» suggeriert, der Film mit dem offensichtlichsten Konflikt: Santer, der nichtsnutzige Sohn eines Öltycoons (Mario Adorf in einer Gastrolle), versucht ein Shatterhand gehörendes Stück Land an sich zu reißen, um nach dem dort befindlichen Öl zu bohren. Dafür schreckt der cartoonhafte Dandy (Michael Maertens in einer schnöselig-fiesen Rolle, die genauso gut der böse Zwilling seiner «Bibi & Tina»-Figur sein könnte) vor nichts zurück. Letztlich mündet alles in eine große Schlacht, in der die Apachen keine realistische Chance haben, was sie jedoch nicht abschreckt.
Als ruhig beginnendes, stetig eskalierendes Western-Actionabenteuer mit einer Überhand nehmenden Prise Karl-May-Pathos ist «Der letzte Kampf» zugleich der hollywoodhafteste und am stärksten auf die Rialto-Werke zurückgreifende Film der RTL-Reihe – eine etwas unausgewogene, aber passioniert umgesetzte Mischung. Vor allem hier macht es sich bezahlt, die Bedeutung von Nscho-tschi gegenüber den alten Filmen auszubauen – die Mexikanerin Iazua Larios trifft genau den richtigen Tonfall in dieser dramatisch-optimistischen Schlussphase des Dreiteilers.
Fazit: Der «Winnetou»-Dreiteiler ist mitunter etwas überbordend erzählt, aber visuell weit über dem Durchschnittsniveau deutscher TV-Produktionen und wandelt die beliebten Karl-May-Helden zeitgemäß ab. Dabei kommt spannende Western-Abenteuerunterhaltung mit dramatischen Passagen heraus, die sich zurecht als Weihnachts-TV-Event positioniert.
«Winnetou» ist am 25., 27. und 29. Dezember 2016 ab 20.15 Uhr bei RTL zu sehen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
23.12.2016 15:46 Uhr 1
Die ursprünglichen Winnetou Filme mit den charismatischen Schauspielern Lex Barker und Pierre Brice wurden fürs Kino gemacht und da erfolgreich, lange bevor sie ins Fernsehen kamen. Das war ein ganz anderes Kaliber als die drei neuen Fernsehfilme von RTL, die ganz verkrampft an alten Erfolgen anknüpfen wollen.
Das ist in etwa so als wolle man Star Wars Filme mit der 8 mm Kamera drehen!
26.12.2016 18:15 Uhr 2
01.01.2017 23:04 Uhr 3