«The Walking Dead»

Am Samstagabend hatte RTL II in diesem Jahr das ein oder andere Problem. Keines der platzierten Formate wollte richtig durchstarten, wenn man mal von Events wie der Katzenberger-Hochzeit absieht. Dementsprechend radikal warf der Sender das abendliche Programm um und platzierte in der Primetime zwei der erfolgreichsten Serien unserer Zeit. Seit Anfang November durften sich Wiederholungen von «Game of Thrones» auf den ersten beiden Plätzen ab 20.15 Uhr tummeln, überzeugten in der Summe aber kaum. Viel interessanter war das Anschlussprogramm: die sechste Staffel «The Walking Dead» feierte nach den Geschichten aus Westeros ihre Free TV-Premiere bei RTL II. Ein ungewöhnlicher Schritt, denn zum ersten Mal entschied sich der Sender, die Zombie-Serie im wöchentlichen Turnus zu zeigen. Die Staffeln zuvor wurden dem Zuschauer stets als Binge-Watching-Event über mehrere aufeinanderfolgende Tage hinweg serviert.

Vor allem während der ersten vier Staffeln erwies sich dieses Konzept als gewinnbringend: «The Walking Dead» glänzte bei RTL II mit zweistelligen Marktanteilen in der werberelevanten Zielgruppe. Doch im vergangenen Jahr bekam die erfolgreiche Serie einige Kratzer im Lack: gleich um vier Prozentpunkte brachen die durchschnittlichen Werte ein. Doch es kam noch schlimmer: die wöchentliche Programmierung der nun ausgelaufenen sechsten Staffel tat der AMC-Serie keinen Gefallen. Doch schon wie die Vorgänger-Staffeln profitierten die neuen Folgen immerhin von der späten Sendezeit: denn je später die Folgen in den vergangenen Jahren ausgestrahlt wurden, desto höher waren die Marktanteile (teilweise über 20 Prozent nach Mitternacht). Und wenig überraschend war diese Entwicklung auch in diesem Jahr zu beobachten. Zwischen 22 und 23 Uhr erzielte die sechste Staffel «The Walking Dead» im Schnitt 5,3 Prozent Marktanteil, eine Stunde später waren es schon 7,3 Prozent.

Zu zwei Gelegenheiten – zu Beginn und am Ende der sechsten Runde – zeigte man auch noch eine dritte Folge im Anschluss. Das war vor allem am 5. November während der dritten Folge ein kleines Erfolgsrezept, da man mit tollen 10,5 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen den Staffel-Bestwert erzielte. Was jedoch direkt auffällt: selbst frühere Durchschnittswerte von einzelnen Seasons waren deutlich überzeugender als der beste Wert der aktuellen Runde. Denn die wöchentliche Programmierung am Samstag hatte gemeinsam mit dem schwachen «Game of Thrones»-Vorlauf zur Folge, dass der durchschnittliche Marktanteil der sechsten Staffel «The Walking Dead» auf 6,6 Prozent sank. Das stellt für RTL II noch einen ziemlich guten Wert dar, doch für die Zombieserie ist das ein herber Rückschlag.

Bemerkenswert ist immerhin die stabile Zuschauerbasis, die sich die Serie bei RTL II erarbeitet hat. Egal zu welcher Sendezeit, im Schnitt waren stets mindestens 700.000 Zuschauer mit von der Partie – und das ist erst der niedrigste Mittelwert der Übertragungen nach Mitternacht. Die Folgen ab 22.30 bzw. 23.30 Uhr kamen im Schnitt sogar auf 770.000 und 790.000 – eine kleine Zuschauersteigerung im Laufe eines Abends ist durchaus bemerkenswert. Die gesamte Staffel darf auf durchschnittlich 770.000 Zuschauer zurückblicken – die erste wirklich gute Nachricht. Schließlich waren es bei der Binge-Programmierung im vergangenen Jahr noch knapp 100.000 weniger. Nur bei den 14- bis 49-Jährigen gelang der Serie kein großer Sprung im Vergleich zum Vorjahr. Schalteten 2015 zur fünften Staffel im Schnitt 450.000 in diesem Alter ein, waren es während der sechsten Runde 460.000.

Zusammenfassend muss man also feststellen, dass der klare Abwärtstrend von «The Walking Dead» seine Fortsetzung gefunden hat. Allerdings lassen sich die wöchentlichen Ausstrahlungen aus Quotensicht nur schwer mit den Event-Programmierungen der vergangenen Jahre vergleichen. Betrachtet man nur nüchtern die Zahlen auf dem Papier, muss man bei RTL II zumindest teilweise zugeben, dass die wöchentliche Ausstrahlung am Samstag nicht optimal war. Zwar lag die sechste Staffel «The Walking Dead» mit durchschnittlich 6,6 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe noch klar über dem Senderschnitt (5,8 Prozent), musste jedoch auch zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr abgeben und die Zahl der 14- bis 49-Jährigen stagnierte bei 0,46 Mio.

Andererseits stieg die Gesamtreichweite auf 0,77 Millionen (4,2 Prozent), weshalb man vielleicht eher den Sendeplatz an sich überdenken sollte. Das samstags traditionell starke Konkurrenzfeld hat «The Walking Dead» Marktanteile gestohlen, weshalb man für kommende Staffeln eventuell nicht ganz so umkämpfte Sendeplätze ins Visier nehmen sollte. Denn eines sollte man bedenken: auch die bisher erfolgreichste Staffel im Free TV hat nicht mit bombastischen Reichweiten geglänzt. Vielmehr punktete sie dank konkurrenzärmerer Sendeplätze am späten Abend. Doch trotzdem scheint «The Walking Dead» zumindest im Free TV die Puste auszugehen, denn während der Event-Programmierung gelangen der Serie einst auch samstags starke zweistellige Marktanteile.