Menschen, Bilder, Erosionen: Die große Show langweilt zunehmend
Quotenverlauf «Menschen, Bilder, Emotionen»
- 2011: 8,39 Mio. (26,7% / 29,1%)
- 2012: 5,00 Mio. (16,7% / 20,6%)
- 13/14: 4,73 Mio. (16,0% / 19,8%)
- 2015: 4,28 Mio. (14,2% / 17,5%)
- 2016: 3,74 Mio. (12,6% / 15,3%)
Die Werte der Jahre 2013 und 2014 wurden zusammengefasst.
Markus Lanz kam dann am vergangenen Donnerstag mit seinen Menschen des Jahres auf minimal bessere Marktanteile als im Vorjahr, ging aber eben auch erst um 22:15 Uhr statt zur besten Sendezeit auf die Jagd. Somit fiel die Reichweite drastisch von 3,88 auf 2,77 Millionen, was durch leichte Verbesserungen der Marktanteile von 13,4 auf 14,5 Prozent (ab 3) bzw. von 8,9 auf 9,5 Prozent (14-49) sicherlich nicht 1:1 kompensiert wurde. Generell hat der ZDF-Jahresrückblick die deutlichen Verluste, die beim privaten Mitbewerber derzeit in gravierender Form auftreten, bereits hinter sich: Bis 2011 sahen regelmäßig fünf bis sieben Millionen Menschen «Menschen», danach nur noch rund vier Millionen - was nicht zuletzt zur Degradierung auf den späteren Slot führte.
Comedy und Satire boomen weiter
Quantitativ bereits deutlich stärker vertreten, mittlerweile aber auch hinsichtlich der Einschaltquoten eine verlässliche Quelle für beachtliche Erfolge sind die Jahresrückblicke bekannter Comedians, Satiriker oder eben Formate in diesem Segment. Die größte Instanz ist hier längst die «heute-show», die wie gewohnt freitags um 22:30 Uhr auf Zuschauerjagd ging und mit 4,31 Millionen sowie 17,9 Prozent nochmal ein klein wenig stärker performte als vor Jahresfrist - anders als bei den jüngeren Zuschauern, als es minimal von 14,8 auf 14,1 Prozent bergab ging. Clever programmiert war auch diesmal wieder «Der satirische Jahresrückblick» von Werner Doye und Andreas Wiemers (bekannt aus «Frontal 21»), der im direkten Anschluss noch immer auf sehr gute 15,4 Prozent aller sowie 12,0 Prozent der jüngeren Konsumenten bei einer Reichweite von 3,02 Millionen gelangte.
Auch Dieter Nuhr und Urban Priol durften wieder auf ihre Weise auf die vergangenen Monate zurückblicken, die Publikumsresonanz fiel im Zuge der Ausstrahlung ihrer Standup-Programme allerdings unterschiedlich aus. «Nuhr 2016» profitierte stark von der Ausstrahlung im unmittelbaren Anschluss an die auch in Viertverwertung noch immer äußerst zugkräftige Tragikomödie «Ziemlich beste Freunde» und erreichte ab 22 Uhr mit 3,80 Millionen die mit Abstand höchste Reichweite, die er überhaupt jemals mit seinen komödiantischen Reflexionen auf ein Kalenderjahr verzeichnet hatte - zuvor war er in aller Regel auf etwa zweieinhalb Millionen Interessenten gelangt. Der Gesamt-Marktanteil von 14,2 Prozent lag im gewohnt guten Bereich, die 11,3 Prozent bei 1,08 Millionen bei den 14- bis 49-Jährigen fielen dagegen deutlich stärker aus als in den Vorjahren (seit 2011 war man stets bei 7,2 bis 9,0 Prozent gelandet).
Einen schweren Stand hatte dagegen Priols «Tilt! - Tschüssikowski 2016», das am Mittwochabend ab 22:45 Uhr gegen die Bundesliga-Zusammenfassungen im Ersten antrat und nur auf 2,16 Millionen Zuschauer sowie 10,7 Prozent Marktanteil kam. Im direkten Vergleich mit den drei Vorjahren gingen somit mehr als eine Million Zuschauer verloren, auch die Marktanteile lagen zuletzt bei deutlich besseren 13,1 bis 15,9 Prozent - allerdings auch am klassischen Satire-Spätabend Dienstag statt am Mittwoch, wo das Format ein wenig verloren wirkte. Wohl auch deshalb fanden auch unter den Jüngeren nur 0,42 Millionen den Weg zum ZDF, was ziemlich mauen 5,4 Prozent aller zu dieser Zeit noch Fernsehenden entsprach. Hinzu kam in diesem Jahr der Jahresrückblick von «Luke!», der am Freitagabend zur besten Stunde 1,55 Millionen Menschen zu Sat.1 lockte und damit nur miese 5,2 Prozent des Gesamtpublikums erzielte. Die weitaus ansehnlichere Seite der Medaille waren jedoch die klar überdurchschnittlichen 10,6 Prozent, die in der Zielgruppe bei 1,03 Millionen Interessenten zu Buche standen.
Magazine und Rankings bringen Licht und Schatten
Was noch fehlt... (Auswahl)
- 26.12., 19:15 Uhr (ZDF): «Album - Bilder eines Jahres» (verlor seit 2010 kontinuierlich von 4,37 auf 3,03 Mio., auch Marktanteile waren zuletzt klar rückläufig [2015: 11,8% / 8,0%])
- 27.12., 22:20 Uhr: «Niemals geht man so ganz» (ZDF) (erstmalig ausgestrahlte und von Markus Lanz moderierte Hommage-Sendung an die großen Persönlichkeiten, die 2016 verstorben sind)
- 29.12., 20:15 Uhr (ARD): «Das Quiz» (fiel 2015 mit 5,93 Mio. zuletzt erst zum zweiten Mal unter die Sechs-Millionenmarke, war mit 20,9% bzw. 12,5% aber erneut der erfolgreichste Jahresrückblick überhaupt)
Ein wenig durchatmen durften dagegen die Verantwortlichen der «Ultimativen Chart Show», die in diesem Jahr, deren Format in diesem Jahr kaum mehr zu sehen war, zumindest aber mit einer weiteren Ausgabe anlässlich der Jahrescharts auf Zuschauerjagd gingen. Und nachdem 2014 mit nur noch zwei Millionen Fernsehenden ein historischer Tiefstwert für die Jahreshits-Ausgabe zu Buche gestanden hatte, setzte man den minimalen Aufwärtstrend des Vorjahres mit einer Steigerung von 2,13 auf 2,27 Millionen fort. Während beim Gesamtpublikum trotzdem noch immer ein eher enttäuschender Marktanteil von 8,6 Prozent zu Buche stand, wurden in der Zielgruppe gute 13,8 Prozent bei 1,23 Millionen erzielt - nach ordentlichen 13,1 Prozent 2015 und erschreckend schwachen 11,5 Prozent 2014.
Überraschend gut lief es dagegen für den «ARD-Jahresrückblick», der zwar auch diesmal wieder eher versteckt am Montagabend nach 23 Uhr auf Sendung ging, diesmal allerdings mit 13,3 Prozent insgesamt sowie 9,0 Prozent bei den Jüngeren die mit Abstand besten Marktanteile seit neun Jahren erzielte. Die Reichweite betrug immerhin 2,23 Millionen. Die Freude über die guten Zahlen dürften jedoch durch den Umstand getrübt werden, dass diese nicht zuletzt auch deshalb zustande gekommen sein dürften, weil Das Erste kurzfristig auf den am selben Abend verübten Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit einem Sonderprogramm zwischen 21:10 Uhr und 23:05 Uhr reagierte - und damit wohl auch den hauseigenen Jahresrückblick pushte.
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