Cast & Crew
- Regie: Chrisitan von Castelberg
- Drehbuch: Susanne Schneider
- Darsteller: Anneke Kim Sarnau, Charly Hübner, Uwe Preuss, Andreas Guenther, Josef Heynert, Markus John, Maciej Salamon, Markus Gertken, Sonja Hilberger, Katarina Gaub
- Kamera: Martin Farkas, Roman Schauerte
- Schnitt: Antje Zynga
- Musik: Eckhart Gadow
Für Fallanalytikerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) könnte es der letzte Einsatz in Rostock sein: Ihre Bewerbung beim LKA Berlin war erfolgreich – jedoch lässt Kollege Alexander Bukow (Charly Hübner) sie spüren, dass er ihr einen Wechsel übel nehmen würde. Diesen Graben, der sich neu zwischen ihnen auftut, müssen König und Bukow aber gekonnt ignorieren, um sich konzentriert dem brutalen Vergewaltigungsmord an einer Obdachlosen in einem nahegelegenen Dorf zu widmen.
Doch auch die Ermittlungen in diesem Fall sorgen für Unstimmigkeiten bei den Ermittlern: Die wegen ihrer möglichen Versetzung gut gelaunte König schwimmt gegen den Strom und hegt als Einzige Zweifel daran, dass die Obdachlose von den zwei Buhmännern der Region vergewaltigt und ermordet wurde. Denn für ihre Kollegen und für die Bevölkerung ist es überdeutlich, dass es der Pädophile Peter Buschke und sein Mitbewohner, der verurteilte Sexualstraftäter Martin Kukulies, waren.
Kernstück des von Susanne Schneider («Es kommt der Tag») geschriebenen Kriminalfilms sind die Dialoge innerhalb des Kripo-Teams: König muss sich aufgrund dessen, dass sie sich nicht von der vorherrschenden Meinung mitreißen lässt, scharfe Kritik gefallen lassen – schließlich verteidige sie zwei abscheuliche Menschen. Bukow, Kriminaloberkommissar Thiesler (Andrea Guenther) und Kriminaloberkommissar Pöschel (Andreas Guenther) lassen sich, mit unterschiedlicher Intensität, zu wuterfüllten und teils angewiderten Argumentationen hinreißen, während Sarnau als König immer frustrierter versucht, sachlich zu bleiben und zu erklären, wie gesellschaftlich mit Pädophilie umzugehen sei.
Die Dialogwechsel sind präzise geschrieben und werden vom engagierten Cast mit glaubwürdiger Inbrunst vorgetragen – zuweilen gerät die Debatte innerhalb des Films zu sehr zu einer gestellten Talkshowdebatte, lässt die Figuren als Strohmänner für beide Seiten der Diskussion („Mehr auf Pädophilie zugehen oder sie zum Schutze von Kindern noch stärker ausgrenzen?“) ihre Punkte in Merksätzen runterrasseln. Gemeinhin wird die Diskussion aber sehr wohl fließend in die eigentliche Ermittlungsarbeit und der Persönlichkeit der Ermittlerfiguren entsprechend abgehalten – und dient auch der Spannungssteigerung: Da beide Parteien gleichermaßen gute wie starrsinnig-schwache Argumente liefern, gerät die politisierte Tätersuche fesselnd.
Inszenatorisch gestaltet sich der «Polizeiruf» unter der Regie von Christian von Castelberg («Die Toten von Hameln») routiniert – ohne markante bildästhetische Einfälle, aber nicht mit völligem Fließbandlook. Der Fokus liegt auf den komplexeren gesellschaftlich-ethischen Fragen, die König aufwirft. Ob sie dies zum letzten Mal macht und nach Berlin geht, die Reihe also verlässt? Das wird hier nicht verraten …
«Polizeiruf 110: Angst heiligt die Mittel» ist am 1. Januar 2017 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
01.01.2017 22:23 Uhr 1
Dafür war aber die Handlung des Films an sich hanebüchener Unsinn!