Es ist die totale Katastrophe eingetreten, wie es DHB-Vizepräsident Bob Hanning Anfang dieser Woche zu sagen pflegte. Seit Donnerstagnachmittag ist klar, dass es die am kommenden Mittwoch startende Handball-WM in Frankreich in Deutschland nicht im Fernsehen zu sehen geben wird. In den vergangenen Wochen hatten nahezu alle namhaften Sportplayer dieses Landes versucht die Rechte zu erwerben. Und von allen Seiten war von schwierigen bis unmöglichen Verhandlungen mit dem Rechtegeber (BeInSports und beauftragte Agenturen) zu hören. Teils seien Anfragen und Angebote gar unbeantwortet geblieben. So hatten sich ARD/ZDF, aber dem Vernehmen nach auch Sport1, DAZN, Eurosport und Sportdeutschland.TV entnervt zurück gezogen.
Sky, das 2015 last minute einsprang und die WM übertrug, kam dieses Mal auch nicht zum Zug. Entsprechend gibt es die Spiele der deutschen Mannschaft, die am Freitag kommender Woche um 17.45 Uhr erstmals ins Geschehen eingreift, nun nur im Web zu sehen. Zugeschlagen hat die DKB, ein Bankunternehmen, das seit geraumer Zeit im Handball als Sponsor, unter anderem über die DKB Handball Bundesliga, aktiv ist. Es hat wohl geholfen, einen totalen Blackout zu verhindern und wahrt somit immerhin ein kleines Stück weit die Interessen der Sponsoren des deutschen Handballsports.
Exakte Details zur Übertragung werden nicht genannt. Die Bank verspricht die Spiele der deutschen Nationalmannschaft und weitere Partien auf ihrer Homepage zu streamen. Als technischer Partner soll You Tube mit an Bord sein. Die Bilder aus Frankreich kommen ohnehin vom Weltbildproduzenten. In wie weit die DKB ein redaktionelles Rahmenprogramm oder zumindest einen Kommentar stellen kann, ist unklar. Dem Rechtegeber, letztlich die Scheichs von Al-Jazeera, geht es vor allem darum, ihre Pay-TV-Sender, unter anderem in Frankreich, zu stärken. Sie wollen verhindern, dass Franzosen Livebilder der Spiele etwa auf ausländischen Kanälen sehen können.
Handball ist vor allem bei großen Turnieren eigentlich unfassbar beliebt: Am 31. Januar 2016 sahen knapp 13 Millionen Menschen das Spiel der deutschen „Bad Boys“ gegen Spanien. Sie bescherten dem Ersten somit über 40 Prozent Marktanteil in beiden relevanten Gruppen. Die WM in Frankreich wird nur ein winziger Bruchteil davon verfolgen können. Übrigens: Bob Hanning spricht derzeit nicht mehr von der großen Katastrophe - nicht zuletzt, weil er damit seinen Sponsor verärgern würde. Vielmehr dankt er der DKB für nicht weniger als die Rettung des deutschen Handballs. "Die WM wird ein Handballfest, die Basis für ein erfolgreiches Turnier ist damit gelegt", so der Sportmanager. Sein Dank gelte allen, die an dieser Lösung beteiligt waren.
Es gibt 19 Kommentare zum Artikel
05.01.2017 17:07 Uhr 1
05.01.2017 17:12 Uhr 2
Denn Sport MUSS normalerweise in Deutschland im Free-TV zu sehen sein.
05.01.2017 17:40 Uhr 3
05.01.2017 17:51 Uhr 4
Wenn du jetzt so kommst, dann hätte es wirklich nur bei ARD/ZDF laufen dürfen.
Anderseits muss man sagen. Die Live Spieler der dritten Liga (Bundesliga) laufen bei den ÖR ja ausschließlich am Wochenende nur im Netz und hier klappt es ja auch so wie ich bei manchen älteren Menschen gehört habe.
Klar Internet brauchste auch, aber man sollte jetzt auch nicht die älteren Nutzer unterschätzen. Das sind gar nicht so wenige die kein Internet haben
05.01.2017 19:31 Uhr 5
Sport? Sport an sich? Frag' doch mal die Fans von NBA, NHL, Baseball, australischen Sportarten, College Sport, Nascar, IndyCar, internationalem Fußball oder sonstigem ausgefallenem Sport, was sie in letzter Zeit von ihrem Sport im Free-TV gesehen haben. Also ich habe dafür in den letzten Jahren so einiges gelöhnt.
Im Rundfunkstaatsvertrag sind lediglich einige Fußball-Wettbewerbe und Olympische Spiele geregelt und ich finde das reicht auch, in anderen Ländern hat man sich auch schon damit abgefunden, dass man für Sport auch mal den einen oder anderen Kreuzer locker machen muss, nur in Deutschland ist man immer noch der Ansicht, dass man alles für lau bekommen muss. Ich könnte mir vorstellen, dass wir derartigen Zirkus wie mit den Handball-Rechten demnächst öfter erleben, eben weil deutsche Free-TV-Sender halb Europa bestrahlen und es keine Grundverschlüsselung gibt. Das ist eben ein Problem, wenn du als Rechte-Inhaber in Frankreich teure Pay-TV-Rechte verkaufst und jeder Franzose einfach ARD und ZDF gucken kann, werbefrei und in HD. Natürlich war das Verhalten von BeIn Sports gegenüber den deutschen Pay-Anbietern wie sky und DAZN auch sehr merkwürdig, aber das grundsätzliche Problem, was sie mit einer FTA-Ausstrahlung in Deutschland haben ist schon verständlich.
Ich hoffe, dass man die DKB-Streams auch via Youtube-App auf die Fire TV 4k-Box bekommt. Am Laptop sehe ich es mir wohl eher nicht an, aber prinzipiell hätte ich schon ziemlich Bock auf diese WM.
06.01.2017 06:28 Uhr 6
06.01.2017 08:38 Uhr 7
06.01.2017 09:39 Uhr 8
06.01.2017 10:18 Uhr 9
06.01.2017 10:18 Uhr 10