Infos zu «Ronny's Pop Show»
- Lief zwischen 1982 und 1988 zweimal jährlich im ZDF (und bekam schließlich 1991 noch ein Special)
- Der Moderator Ronny war kein Mensch, sondern ein meist telefonierender Schimpanse
- Hauptverantwortlich für das Konzept der Sendung zeichnete Otto Waalkes: Er hatte die Idee, synchronisierte die Affen und führte Regie
Anders als in den 80er-Jahren ist "Ronny" mittlerweile kein lebender Schimpanse mehr, sondern lediglich eine weitere sprechende Puppe. Das macht die Aufgabe für Reinl gewiss leichter, kann er sich doch voll und ganz auf seine bewährte Kunstform der Puppencomedy zurückziehen, ist andererseits aber auch ein gutes Stück gewöhnlicher als Otto Waalkes' einstiger Versuch, die Aktionen dressierter Schimpansen verbal zu unterlegen. Führt man sich vor Augen, welch einen Zusatzaufwand der Einsatz echter Tiere bedeutet und welch markerschütternder Shitstorm im Rahmen dessen von Tierliebhabern zu erwarten gewesen wäre, ist es nur allzu verständlich, dass man für die Ausstrahlung in der Sparte lieber auf die ökonomische Nummer-Sicher-Variante zurückgegriffen hat, die niemandem weh tut.

Diese für die nicht allzu üppig bemessene Laufzeit durchaus bemerkenswerte Vielzahl an Show-Elementen ist Stärke und Schwäche zugleich bei «Ronny's Pop Show»: Einerseits sind die musikalischen Ausschnitte und Infohäppchen so klein und nährstoffarm, dass sie weder den Hör- noch Wissenshunger echter Musikfans auch nur ansatzweise zu stillen wissen. Für eine vermeintliche Popshow läuft nämlich verdammt wenig Musik zwischen den diversen Witzeleien von Martin Reinl und Classic-Clips von früher, die Selektion der Songs wirkt überdies ziemlich beliebig und dürfte kaum nach (nachvollziehbaren) Kriterien erfolgt sein. Das hat «Formel Eins» mit seiner Fokussierung auf bestimmte Musikjahre und Verkaufscharts deutlich besser gelöst - und trägt mit gleich mehreren kommentierenden Experten und weitaus zahlreicheren Infotexten ohnehin dazu bei, dass man aus der Sendung mehr mitnimmt als hier.
Andererseits gelingt es dem Revival aber schon ziemlich gut, nicht zum formalisierten musikalischen Frontalunterricht abzugleiten und zumindest einen Teil seiner 80er-Jahre-Skurrilität aufrecht zu erhalten. Respekt muss man den Verantwortlichen auch dafür zollen, in der Auftaktfolge mit Thomas Anders einen Interview-Gast ausfindig gemacht zu haben, der in der Lage ist, Ronnys Flachwitzen entspannt und humorvoll gegenüberzutreten, ohne auch das Musiker-Gespräch in ein völliges inhaltliches Vakuum abgleiten zu lassen. Damit ist der Studio-Teil letztlich auch der gelungenste der Auftaktfolge: Es gibt so einige Momente, in denen man mit den beiden Akteuren schmunzeln kann - zumal sich Anders ja schon seit Jahren sehr selbstironisch und reflektiert über seine Modern-Talking-Zeit äußert - und doch weiß Anders, im Grundsatz ernst genug zu wirken, dass die Grundstimmung nicht völlig albern wirkt.

RTL Nitro zeigt insgesamt sechs Folgen und ein Best-Of von «Ronny's Pop Show» am Donnerstagabend um 20:15 Uhr. Für Musikfans vielleicht sogar noch empfehlenswerter: Im Anschluss laufen Doppelfolgen der CNN-Musikdoku «The Eighties».
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
05.01.2017 22:56 Uhr 1
06.01.2017 09:11 Uhr 2
Da lieber alte Schimpansen-Ronny-Ausschnitte mit neuen (von Otto?) synchronisierten Witzen - im Flair der 80er.
"Im Anschluss laufen Doppelfolgen der CNN-Musikdoku «The Eighties»."
Naja, diese "Doku" kann ja interessant sein, wenn man die 80er aus der Sicht des Trump-Lagers betrachten möchte.
Für mich war dieser Blick auf die 80er aus dem right-wing-Winkel ein absoluter Grund zum wegschalten.
06.01.2017 10:46 Uhr 3
06.01.2017 21:16 Uhr 4