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Die Quotenmeter.de-Kritik zu «Kalt ist die Angst»
Eigentlich kann ich es kaum vergleichen. Der Reiz am Theater ist die totale Herausforderung, dass es um 20 Uhr losgeht, es um 22 Uhr wieder vorbei ist und dazwischen muss man es bringen oder nicht. Man kann die Zuschauer fesseln oder nicht. Der Reiz im Film liegt für mich, dass ich in ganz andere Welten eintauchen kann, dass ich andere Stoffe erzählen kann. Das Theater befasst sich ja oft mit klassischen, teilweise antiken Stoffen und dem ganzen klassischen literarischen Repertoire. Beim Fernsehen ist man im Hier und Jetzt unserer Zeit. Es handelt von Themen, die uns jetzt gerade betreffen und wir müssen dafür keine Übersetzungen finden. Im Film kann man Dinge auch wiederholen, wenn mal etwas danebengegangen ist oder am Schnitt arbeiten. Im Theater wird selten unsere Gegenwart beschrieben. Meistens befindet man sich in einem klassischen Kanon, der total interessant ist und zu unserer Kultur dazugehört, aber nicht genau das auf den Kopf trifft, was wir gerade erleben.
Dass ich das Jahre lang abwechseln konnte, ist toll für mich. Man kann das leider nicht durchgängig aufrechterhalten, weil es oft vom Timing her schwierig ist. Solange das geht, ist das ein Geschenk für mich, weil ich nicht festgefahren werde. Ich habe wahnsinnige Angst, mich festzufahren und dann eine totale Langweilerin zu werden, die denkt, dass sie alles besser weiß. Leute, die denken, dass sie wissen, wie alles geht, finde ich immer schrecklich, wenn sie mir begegnen. Kein Mensch weiß, wie alles geht - hört auf damit! Dazu möchte ich selbst nicht gehören.
Am Theater haben sie in diesen angesprochenen zwei Stunden auch die volle Kontrolle, niemand redet Ihnen rein. Ist es nicht auch schwierig, dann an ein Set zu kommen, wo immer mehrere Leute Bemerkungen zu Ihrem Spiel haben?
Da haben sie vollkommen recht, das ist schwierig. Je angenehmer das Verhältnis zum Regisseur bei Filmen ist, desto weniger wird man davon belästigt. Im Theater gibt es aber tatsächlich keine Kontrollinstanz. Da sucht der Intendant einen Regisseur aus, der sucht mich als Schauspielerin aus und dann machen wir das Stück. Und dabei setzen wir wirklich die Dinge um, wie wir denken, dass es gut für die Inszenierung ist. Das ist beim Film fundamental anders und ich sehe das nicht als Vorteil an. Als Spielerin muss man unheimlich für jeden Freiraum kämpfen, wobei ich sagen muss, dass wir bei «Kalt ist die Angst» großes Glück mit unserer Redakteurin hatten. Sie war sehr offen, interessiert und unterstützend. Auch unser Regisseur Berno Kürten ist ein toller Typ und konnte sich mit ihr gut zusammenfinden. Aber es ist wirklich ein Riesenunterschied. Im Fernsehen muss jeder Mitreden und im Theater heisst es oft: "Wieso? Du bist doch die Künstlerin. Wir haben Dich engagiert, weil Du weißt, wie es geht. Also mach bitte." Das ist eine tolle Freiheit.
In den vergangenen Jahren gab es auch immer häufiger Diskussionen um sogenannte ‚Laiendarsteller‘, die in immer mehr Fernsehproduktionen auftraten. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach heute noch eine professionelle Schauspielausbildung und wie hat Ihnen persönlich das Spiel am Theater bei Ihrer Weiterentwicklung geholfen?
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Wir sind viel zu ungebildet heutzutage und Bildung hat mittlerweile einen schlechten Ruf, etwas Elitäres. Das halte ich grundsätzlich für total falsch. Bildung ist der Grundstock für alles und für jeden.
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Caroline Peters über Bildung
Die Theaterausbildung führt wiederum dazu, dass man beim Drehen viele Vorteile hat, wenn man zum Beispiel lange Sequenzen durchspielen soll, was öfter gemacht wird, weil die Kameras ganz anders funktionieren als früher. Damals hat man nach jedem Satz abgesetzt, den Kamerawinkel geändert und das Licht umgebaut. Durch die neuen Techniken, die immer kompakter und komplexer werden und mit denen man überall hinkommt, gibt es immer mehr Regisseure und Kameraleute, die gerne längere Sequenzen drehen und die Kamera einfach durchlaufen lassen. Da merke ich schon, dass die Theaterleute da die Nase vorn haben, weil wir das ausdauernd trainiert haben und andere Schauspieler nach einem Satz erst einmal Pause machen wollen. Aber grundsätzlich finde ich, das eine Ausbildung von Vorteil ist – egal, welchen Beruf man ergreift. Ausbildung, Wissen, Lesen, Sachen kennen, die außerhalb dessen liegen, was man selber den ganzen Tag macht, helfen sehr oft..
Ihre Beziehung zur Bildung könnte auch darin wurzeln, dass aus einem Akademikerhaushalt stammen. Der Vater Psychiater, die Mutter war Literaturwissenschaftlerin und Dozentin. Wie bildete sich eigentlich bei Ihnen der Wunsch, mit dem Schauspiel einen anderen Weg zu gehen?
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Es war vielleicht eine Art Protest. Alle in meiner Familie verfolgen dieses wissenschaftliche Leben und die Jüngste der Familie sagt: ‚Ne, mach‘ ich nicht.‘ Aus reinem Dagegensein.
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Caroline Peters über ihren Weg zum Schauspiel
So wurde uns das vermittelt. Schauspielerei fand ich damals auch schon ganz toll und ich dachte mir, wenn ich mich das jetzt nicht traue, wenigstens die Aufnahmeprüfung zu machen, werde ich das mein Leben lang bereuen. Ich werde mein Leben lang einen anderen Beruf haben und dabei denken: ‚Eigentlich wollte ich ja Schauspielerin werden.‘ Dann wurde ich auch erst nicht genommen an der Schauspielschule und bin erst im Nachrückverfahren reingerutscht. Es war alles ganz haarig am Anfang und gar nicht günstig. Aber irgendwie hatte ich mir dann geschworen, dabei zu bleiben, damit ich nicht den Rest meines Lebens denke: ‚Hätte ich doch, hätte ich doch…‘ Aber ich war auch jung und habe mir damals noch nicht ausgemalt, wie anstrengend es sein kann oder wie gefährlich. Dass es ja auch ein Beruf ist, in dem man nicht sein Leben lang durchgängig und sicher Geld verdient.
Wenn wir über Ihre Fernsehengagements reden, kommen wir nicht umhin, auch über ein anderes Format zu reden. Knapp ein Jahr ist es her, dass Sie in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ durchblicken ließen, dass Sie sich über eine baldige Rückkehr von «Mord mit Aussicht» freuen würden. Gibt es diesbezüglich etwas Neues zu vermelden und wie sind dieser Tage Ihre Gefühle zum Format?
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Ich habe ein bisschen die Hoffnung, dass es auf eine andere Art und Weise noch einmal auftaucht, wie der Film zum Beispiel. Aber ich bin keineswegs mehr sicher, das ist vielleicht jetzt auch einfach vorbei.
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Caroline Peters über die Zukunft von «Mord mit Aussicht»
Ich schaue darauf mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es war eine traumhafte Rolle, wahnsinnig beliebt bei den Zuschauern und es hat auch sehr viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Andererseits finde ich, wir waren jetzt zum Schluss immer noch auf einem guten Niveau. Und wir alle wollten nicht erst dann aufhören, wenn alle anderen schon sagen: ‚Ey, machen die das immer noch?! Läuft das echt noch?‘ Da wollten wir nicht hingeraten. Insofern ist es ja vielleicht auch ein ganz guter Zeitpunkt, da rauszugehen. Man sieht es ja auch an den ganzen englischen und amerikanischen Vorbildern, die dauernd auf Netflix und Amazon oder anderswo laufen. Die haben auch häufig eine begrenzte Anzahl an Staffeln. Dafür ist es dann oft qualitativ hochwertig. Ich bin froh, dass wir die Kuh noch nicht melken mussten, bis sie nichts mehr hergibt.
Gute deutsche Serien sind ja derzeit sowieso selten genug. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie die heilige Kuh des deutschen Fernsehens. Es gibt bestimmte Sendeplätze, auf denen alles gut läuft und um die sich gerissen wird. Aber es gibt auch eine große Unsicherheit darüber, ob man horizontal erzählen soll, wie es die modernen amerikanischen Serien wieder machen oder ob es bei dem in den letzten Jahrzehnten üblicheren Serienformat bleiben soll: Jede Folge in sich abgeschlossen, man kennt die Charaktere, aber es baut nichts aufeinander auf und es läuft möglichst zehn Jahre am Stück. In der Marktforschung gibt es zudem Unstimmigkeiten, wer überhaupt die Zuschauer sind. Ob die jetzt alle über 70 sind und es deshalb sein muss, wie es immer war, oder dass man sagt, die Zuschauer von «Mord mit Aussicht» sind doch alle zwischen 14 und 49 und die kann man auch gut auf etwas ganz Anderes einschwören. Dann probiert das mal einer und kriegt gute Kritiken, wie dieses «Deutschland 83», hat aber trotzdem sehr geringe Zuschauerzahlen. Und so weiter. Eigentlich weiß niemand das Erfolgsrezept, aber jeder redet mit, statt dass ein guter Autor engagiert wird und ihm wird das überlassen. Ich habe immer ein bisschen das Gefühl, wenn es um etwas künstlerischen Anspruch geht, sind wenige Köche einfach besser – wie beim Kochen auch.
Vielen Dank für das Interview, Caroline Peters.
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