Playboy Magazine war nie ein niederträchtiges Tittenheft. Renommierte Schriftsteller, darunter Nobelpreisträger wie Vladimir Nabokov oder Saul Bellow, komödiantische Genies wie P.G. Wodehouse und progressive feministische Autorinnen wie Margaret Atwoord erstveröffentlichten dort nicht selten ihre grandiosen literarischen Werke. Komponisten, Wirtschaftswissenschaftler, Architekten und Künstler von Weltrang gaben und geben der Zeitschrift bereitwillig Interviews.
Ebenso wenig ist GQ nur ein belangloses Freizeitheft für selbsternannt mode- und stilbewusste Männer mit zu viel Freizeit, sondern veröffentlicht gerne interessante Texte über Kunst, Literatur und Technologie. Und steht nun, zumindest online, an der Speerspitze der Widerstandsbewegung gegen Präsident Trump: mit einem “Resistance“ genannten YouTube-Kanal, auf dem Keith Olbermann Kommentare zur (anstehenden) Präsidentschaft von Donald Trump spricht.
Keith Olbermann ist – trotz all seiner Brillanz – ein volatiler Mann. Vom Aushängeschild von MSNBC über kurze Gastspiele bei den weitgehend unbekannten und irrelevanten Current TV und FOKNewsChannel.com verlief zumindest der politjournalistische Teil seiner Karriere in den letzten Jahren in einer steten Abwärtsspirale. Fehden mit den Senderchefs, juristische Auseinandersetzungen, eine ihm nachgesagte egomanische Aura schienen langfristige Zusammenarbeit mit ihm schwierig zu gestalten. Seine oft nicht nur dezidierten, sondern radikalen Abrechnungen mit den Objekten seiner (negativen) Berichterstattung werden ihren Teil dazu beigetragen haben.
Nach seiner Wahlberichterstattung mit dem Titel „The Closer“ eröffnet sich ihm mit der „Resistance“ zumindest inhaltlich wohl eine längerdauernde Kooperation mit GQ, die freilich beiden Parteien nutzen kann. GQ schärft sein Profil abseits der Lifestyle-Themen, und Keith Olbermann hat endlich wieder ein seriöses Outlet, auf dem er als beinharter Pundit auftreten kann.
Spätestens, wenn er am Schluss jedes Videos mit einem knalligen „Resist!“ zum Widerstand aufruft und das Händchen zu einem Abschiedsgruß hebt, wirkt diese Reihe ein wenig unangenehm sektenartig. Doch auch wenn man selbst als linksliberaler, eher den Demokraten zugeneigter Rezipient zumindest in seinen radikaleren Argumenten nicht mit ihm d’accord gehen mag: Der Mann ist eine rhetorische Wucht und ein Vollblutjournalist. Stilistisch erhaben und dezidiert, mit dem Willen zu Debatte und Widerspruch, kompromisslos, intelligent, mit umfangreichem Sachverstand und einer unbeugsamen Meinungsstärke sowieso, kurz: eine unabkömmliche journalistische Begleitung der Trump-Ära.
Resist! Peace!
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