Interview

Sport1-Chefredakteur Dirc Seemann: ‚Wollen einen noch größeren heiligen Sonntag bauen‘

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Es wird ein Jahr der Veränderungen bei Sport1. Handball und Zweitligafußball wandern ab Sommer rüber zu Sky. Mit Chefredakteur Dirc Seemann haben wir gesprochen, wie man die Verluste kompensieren möchte und wie sich der «Doppelpass» ab Sommer verändern wird. Außerdem: Was passiert mit «Bundesliga Aktuell» und welche Gedanken stecken hinter der Neuentwicklung «Warm Up»?

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Auch der «Doppelpass» um elf wird neue Konkurrenz bekommen. Sky Sport News HD macht einen Talk mit Jörg Wontorra. Das setzt Sie unter Druck?
Wir beobachten die neue Konkurrenz natürlich aufmerksam, konzentrieren uns aber vor allem darauf, die einzigartige Positionierung des «Doppelpass» weiter zu stärken – das Original, nur echt mit dem Phrasenschwein! Ich bin der Überzeugung, dass solche Situationen immer auch eine gesteigerte Kreativität mit sich bringen und so Innovationen vorangetrieben werden. Es ist jetzt, Ende Januar, noch zu früh für Details, wie der «Doppelpass» ab August genau aussehen wird. Wir werden den Kern der Sendung beibehalten – ohne Frage. Sie werden überraschenderweise auch künftig nicht vier Jugendliche am Kicker sehen, die das Topspiel nachspielen. Wir wollen freilich unsere Stärken hervorheben. Sie haben es vielleicht schon gemerkt: Wir bauen schon jetzt unsere Co-Moderatoren Ruth Hofmann und Jochen Stutzky noch stärker ein. Zudem hatten wir zuletzt bereits bemerkenswerte Auftritte der aktiven Bundesliga-Stars Marcel Schäfer und Dominik Kaiser in der Runde, die sowohl bei Medien als auch Zuschauern sehr positiv aufgenommen wurden – und so auch für eine gute Außendarstellung ihrer Klubs sorgten. Insbesondere auch mit unseren Experten Thomas Strunz, Armin Veh und Marcel Reif sind wir sehr gut aufgestellt.

Die Übergänge zwischen dem Vorlauf und dem Nachlauf werden ganz sicher fließender werden. Der Fußball-Sonntag soll vom Zuschauer noch mehr als eine Einheit gesehen werden.
Sport1-Chefredakteur Dirc Seemann über den "neuen" «Doppelpass» ab Sommer 2017
Kann man denn daraus schließen, dass die Bundesliga-Zusammenfassungen davor und danach und der «Doppelpass» als Hauptzugpferd mehr miteinander verschmelzen?
Die Übergänge zwischen dem Vorlauf und dem Nachlauf werden ganz sicher fließender werden. Der Fußball-Sonntag soll vom Zuschauer noch mehr als eine Einheit gesehen werden.

Mit dem Verlust der Rechte geht natürlich auch einher, dass sich beliebte Sendergesichter, Laura Wontorra zum Beispiel, gegen einen Verbleib entschieden haben. Vor dem Hintergrund steigender Quoten am Montagabend doch sicher sehr schmerzlich?
Mit Laura Wontorra arbeiten wir hervorragend zusammen. Sie hat sich bei uns am Montagabend wirklich stark entwickelt. Wir haben ihr auch die Möglichkeit gegeben, ihren „Entertainment-Aufgalopp“ zu absolvieren bei RTL im Unterhaltungsbereich. Natürlich ist es schade, dass sie uns verlässt. Aber es ist auch okay vor dem Hintergrund, dass sie auch verstärkt im Show-Bereich arbeiten möchte. Laura ist ein weiteres Beispiel in der Riege der zahlreichen Protagonisten aus der deutschen Sportjournalismus-Landschaft, die ihr Handwerk hier in Ismaning gelernt haben – denken Sie bei den Moderatorinnen an Julia Scharf, Andrea Kaiser oder Anna Kraft. Wir haben diese Mädels aufgebaut – und tun genau das jetzt auch mit Ruth Hofmann oder mit Nele Schenker. Unsere Positionierung als führende 360°-Multimedia-Sportplattform in Deutschland ist da oft das entscheidende Argument. Wir bieten eine hervorragende Ausbildung und unsere Protagonisten on-Air werden natürlich auch von anderen Sendern aufmerksam beobachtet.

Wie Sie bei der Handball-WM wieder einmal erkennen können, ist eine möglichst umfangreiche Berichterstattung im Free-TV als ein elementarer Bestandteil der medialen Verwertungsstrategie von Sportrechten dieser Kategorie durch nichts zu ersetzen
Sport1-Chefredakteur Dirc Seemann
Sie müssen ab Sommer obendrein auch auf die Handball-Bundesliga verzichten. Die Liga hat sich für Sky und die ARD entschieden und gegen ein Angebot, dass Sie gemeinsam mit der Telekom abgegeben haben. Nachvollziehbar?
Die Liga hat das so entschieden. Es wird sich zeigen, ob der abgeschlossene Vertrag wirklich so attraktiv für Sportart und Liga ist. Wie Sie bei der Handball-WM wieder einmal erkennen können, ist eine möglichst umfangreiche Berichterstattung im Free-TV als ein elementarer Bestandteil der medialen Verwertungsstrategie von Sportrechten dieser Kategorie durch nichts zu ersetzen. Ob eine solche ab Sommer 2017 noch gegeben ist, wird sich zeigen. Nach allem, was ich gelesen habe, kommt man an die derzeit 60 Livespiele bei uns künftig im Free-TV bei Weitem nicht mehr heran. Wir haben ein aus meiner Sicht gutes Angebot abgegeben und finden die Entscheidung bedauerlich. Aber auch hier haben wir wirtschaftlich mit Bedacht gehandelt. Die HBL hat sich nun committed und ich kann dieser tollen Sportart eigentlich nur wünschen, dass sie nun nicht diese Delle erleidet, die andere erlebt haben, nachdem sie (fast) ausschließlich nur noch im Pay-TV zu sehen waren.

Wir können dann ja gleich mal über Eishockey sprechen, das bis 2012 bei Sky beheimatet war. Nach einem Abstecher zu Servus TV sind Sie jetzt DEL-Sender, gemeinsam mit der Telekom. Wie zufrieden sind Sie nach einem Großteil der Hauptrunde?
Wir konnten die Zahlen der Übertragungen von dort bereits weiter ausbauen. Gerade in Norddeutschland – wo im Vergleich zur Vorsaison Servus TV zum Beispiel nicht so verbreitet ist – haben wir sogar deutlich zugelegt. Und die heiße Phase mit den Playoffs liegt noch vor uns. Wir sind da aktuell schon auf einem sehr guten Weg. Eishockey ist für Sport1 ein echtes Pfund im Programm-Portfolio. Am kommenden Sonntag zeigen wir zum Beispiel das NHL All-Star Game – als deutsche Free-TV-Premiere. Und wir freuen uns schon unglaublich auf die Heim-WM 2017 in Köln – eines der Highlights in diesem Sportjahr.

Der Geschäftsführer der Basketball Bundesliga hat sich kürzlich in einem Interview enttäuscht gezeigt über die Zuschauerzahlen der BBL am Freitagabend bei Ihnen. Rund 100.000 nannte er da als Durchschnitt. Sehen Sie das ähnlich kritisch?
Nein, ich bin nicht enttäuscht. Es gilt zu bedenken, dass Basketball im Free-TV nicht unbedingt einfach ist. Gemeinsam mit der Liga haben wir vergangenen Sommer einen festen BBL-Sendeplatz ausgewählt und uns für Freitag, 19 Uhr entschieden. Das ist der Impuls, den wir schaffen wollten. Dieser Sendeplatz hat sich bei den Zuschauern bislang noch nicht als klassischer Basketball-Sendeplatz etabliert – das braucht seine Zeit. Durch die umfangreichen europäischen Aktivitäten der deutschen Vereine können an diesem Tag auch nicht immer die absoluten Spitzenklubs spielen. Insofern denke ich, dass wir einen ordentlichen Start in die Saison hatten. Es gab auch schon Spiele, im Dezember etwa, die auf mehr als 300.000 Zuschauer in der Spitze kamen. Selbstverständlich hat die Liga aus meiner Sicht aber noch Luft nach oben.

Der aktuelle Vertrag endet 2018. Und dann?
Das sind noch eineinhalb Jahre – die Frage stellt sich daher aktuell noch nicht.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Mit welchen Ideen will Sport1 die Rechteverluste kompensieren und welche Rolle soll Facebook Live spielen?



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