Gibt es denn überhaupt einen Markt für deutsche Fiction? Sender müssen da ja ins Risiko gehen. Im besten Fall beauftragt man eine erste Staffel, die aus acht oder gar 13 Folgen besteht – und klappts dann nicht, dann ist viel Geld verbrannt und vielleicht sogar der Chefstuhl angesägt…
Das stimmt. Das ist nie einfach. Aber es gibt generell nie den sicheren Erfolg – auch bei Shows nicht. Warum macht denn das ZDF inzwischen nicht mehr so gerne große Shows wie es «Wetten, dass..?» war? Wir wissen, dass ein «Tatort» etwa 1,5 Millionen Euro kostet. Der lässt sich aber 100 Mal spielen – bis hin in die kleinsten digitalen Programme. Eine große Show, die ähnlich viel kostet, wird einmal gezeigt und danach heißt es: Gone with the Wind…Und das ZDF hat ja zuletzt erlebt, dass selbst sicher geglaubte Shows manchmal doch zum Flop werden. Ich will die Show an sich überhaupt nicht klein reden – ich will nur sagen, dass man bei neuen Produktionen immer ein Risiko hat. Egal ob Show oder Fiction. Und gerade im Bereich Fiction erlebe ich schon einen Aufschwung. Wir wollen daran teilhaben. Unsere fiktionalen Kollegen im Ausland bei Banijay-Zodiak wie Yellow Bird («Wallander», «Die Millennium Trilogie von Stieg Larsson») haben sehr viel Erfahrung in diesem Bereich. Das wird eine spannende Zusammenarbeit. Aus dem Banijay-Zodiak Non-Fiction Katalog haben wir schon «Guess My Age» für den ARD-Vorabend umgesetzt. Für RTL II bereiten wir «Undressed» vor, für «All Against 1» sprechen wir mit diversen Sendern. Und Anfang Februar kommt auch der deutsche «ESC-Vorentscheid» wieder von uns…
Sie sind hier der Retter in der Not…
Nachdem es für die deutschen Sängerinnen beim Eurovision Song Contest in den letzten zwei Jahren nicht so hervorragend lief, hat die ARD den Vorentscheid für 2017 in einem Pitch ausgeschrieben – und wir haben uns gegen namhafte Konkurrenz aus dem Bereich der Musik-Formate durchgesetzt. Darüber freue ich mich sehr – wir werden alles für ein gutes Abschneiden tun. Aber dazu braucht man auch Glück. Man braucht einen Kandidaten wie Lena es damals war, man braucht einen Song wie "Satellite". Das kann gut gehen, dann gewinnen wir den Song Contest und senden ihn 2018 wieder aus Deutschland. Oder wir holen null Punkte und die ARD schreibt den Vorentscheid im nächsten Jahr wieder neu aus.
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Wir brauchen große Shows, die zu unserer Produktionsstruktur passen. Wir haben eigene Studios, eigene Technik, eigenes Licht und und und. Sagen wir es so: Mit einem Auswandererformat, gefilmt mit GoPros, wäre uns nicht so sehr geholfen.
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Brainpool-Chef Jörg Grabosch
Wir brauchen große Shows, die zu unserer Produktionsstruktur passen. Wir haben eigene Studios, eigene Technik, eigenes Licht und und und. Sagen wir es so: Mit einem Auswandererformat, gefilmt mit GoPros, wäre uns nicht so sehr geholfen. Wenn wir unser Volumen, das wir aktuell haben, mittelfristig verdoppeln, wäre ich zufrieden. Dann liegen wir noch unter den absoluten Spitzenwerten der Vergangenheit, aber auf einem guten Niveau.
Wie aktiv ist Stefan Raab im Hintergrund noch?
Im Moment macht er Pause. Er ist jetzt gerade einmal ein Jahr weg. Aber wenn Sie mich direkt fragen: Ich glaube «Quizboxen» und «Absolute Mehrheit» waren nicht seine letzten Ideen fürs deutsche Fernsehen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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