360 Grad

Modern Muslim Family

von

Reza Aslan fordert ein muslimisches «Modern Family» für das amerikanische Fernsehen. Auch Deutschland täte ein solches Format gut.

Noch vor zwanzig Jahren war die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen in den USA ein weitverbreiteter Konsens. Innerhalb weniger Jahre änderte sich diese gesellschaftliche Grundtatsache stetig und immens: Aus breiter Ablehnung wurde breite Zustimmung und schließlich eine nahezu vollständige Akzeptanz.

Ein zu diesem Meinungswechsel beitragender Faktor war die dargestellte Normalität homosexueller Lebensverhältnisse in der amerikanischen Popkultur, speziell im komödiantischen Fach: Serien wie «Ellen», «Will & Grace» und «Modern Family» eröffneten auch Zuschauern außerhalb progressiver Ballungsräume emotionale Bezugspunkte zu schwulen und lesbischen Figuren und schafften breite Identifikationsräume. Das kollektive amerikanische Gedächtnis nahm sie bereitwillig auf und die Mehrheitsverhältnisse änderten sich entsprechend.

Dieses Argument führt der amerikanische muslimische Intellektuelle Reza Aslan ins Feld, um der Stigmatisierung von Menschen muslimischen Glaubens in der westlichen Welt entgegen zu wirken, und wegzukommen vom befremdlichen Ist-Zustand, in dem muslimische Figuren nur als Terroristen oder Kanonenfutter in Kriegsfilmen auftreten dürfen.

Ein (gerne komödiantisches) Format, das Figuren aus einer gesellschaftlichen Minderheit in ihrer Normalität zeigt und somit eine progressive Haltung vertritt, wäre freilich auch im deutschen Fernsehen wünschenswert: ob mit Moslems, Homosexuellen, Juden oder Schwarzen, ohne deren vermeintliche „Andersartigkeit“ als Moslems, Homosexuelle, Juden oder Schwarze penetrant zu thematisieren. Eine deutsche „Moderne Familie“ als Pendant zur amerikanischen „Modern Family“ könnte dem gesellschaftlichen Diskurs nachhaltig positive Impulse verleihen.

Das leichte Fach muss nicht immer das seichte sein, und das laue Lüftchen nicht das Maß aller Dinge. Mit der Ausstrahlung des amerikanischen «Modern Family» auf einem prominenteren Sender könnte eine Akzeptanz für relevante Unterhaltung gelegt werden – wenn auch trotz Dschungel-Rückenwind mit aktuell überschaubarem Erfolg.

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