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So fällt vor allem die Verteilung der Vermögen in der Bundesrepublik höchst ungleich aus. Während die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung einen großen Teil des gesamten Vermögens kontrollieren, sind die ärmsten zehn Prozent sogar verschuldet. Keine Frage: Armut und Reichtum bzw. soziale Gerechtigkeit bleiben brisante Themen. Karl Marx hin oder her - so ganz tot scheint er nicht zu sein, der Klassenbegriff.
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Mit anderen Worten: «Die Dietrichs» sind die „da unten“, die im Milieu der Superreichen („da oben“) ein bisschen Unfrieden stiften dürfen. Allein schon dieser Gedanke dürfte so manchem ein schadenfrohes Grinsen aufs Gesicht treiben.
Nur hat RTL II aus der netten Formats-Idee leider viel zu wenig herausgeholt. Was sich auf den ersten Blick ein wenig nach einem sozialkritischen «Verstehen Sie Spaß?» anhören mag, hat mit selbigem herzlich wenig zu tun. Sozialkritisch ist die Sendung in kaum einer Weise. Stattdessen setzt sie vor allem auf eines: Klischees und Krawall. Damit erinnert sie mehr an «Berlin: Tag & Nacht» und Co als an vieles andere, das man bei der bloßen Sendungsbeschreibung hätte erwarten können.
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Denn an lautstarken Auseinandersetzungen mangelt es in der Auftaktfolge nicht. Es braucht nur etwas mehr als 120 Sekunden, bis sich die Dietrichs bei der vermeintlichen Besichtigung einer Luxus-Immobilie erstmals gegenseitig anzicken. Man könnte fast meinen, die Sendung wolle so schnell wie womöglich den Eindruck erwecken, ordentlich auf Krawall zu setzen, um so den einen oder anderen Zuschauer bei der Stange zu halten.
Der Einzige, der in der Auftaktfolge wirklich zu unterhalten weiß, ist ein Autoverkäufer von Luxus-Wagen, der ebenfalls Opfer der Dietrichs wird. Obwohl auch er mit äußerst plumpen Aussagen zur Weißglut getrieben werden soll (Dietrichs: „Ist das ein Grill?“ – Verkäufer: „Nein, das ist der Motor!“) erträgt er die Provokationen der Dietrichs über einen erstaunlich langen Zeitraum mit großer Gefasstheit. Damit ist er das heimliche und womöglich unfreiwillige Highlight der ersten Folge.
Dass die von Endemol Shine Germany produzierte Sendung nicht so gut wie erwartet geworden ist, hat womöglich auch RTL II erkannt. Ursprünglich war die Ausstrahlung schon für Oktober 2016 am Montagabend um 22.15 Uhr geplant gewesen. Dann entschied man sich dazu, die Sendung zu verschieben - und wird sie nun erst auf dem späten Sendeplatz um 23.20 Uhr zeigen. Von allzu großem Vertrauen zeugt diese Terminierung in jedem Falle nicht.
Acht Folgen von «Achtung, die Dietrichs kommen! – Das Leben der etwas anderen Millionärsfamilie» gibt es ab heute Abend, 23.20 Uhr, immer montagabends bei RTL II zu sehen.
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