Filmfacts: «Rings»
- Kinostart:02. Februar 2017
- Genre: Horror
- FSK: 16
- Laufzeit: 102 Min.
- Kamera: Sharone Meir
- Musik: Matthew Margeson
- Buch: David Loucka, Jacob Estes, Akiva Goldsman
- Regie: F. Javier Gutiérrez
- Darsteller: Matilda Anna Ingrid Lutz, Alex Roe, Johnny Galecki, Vincent D'Onofrio, Aimee Teegarden, Bonnie Morgan
- OT: Rings (USA 2017)
Das drei Jahre später nicht mehr von Verbinski beaufsichtigte Sequel «Ring 2» konnte qualitativ dann nicht mehr an das anknüpfen, was Gore Verbinski an Einfallsreichtum, Eleganz und Cleverness vorgelegt hat. Trotz des wiederholten Mitwirkens von Naomi Watts («Shut In») als Rachel und David Dorfman als ihr Sohn Aidan wurde aus «Ring 2» ein weitestgehend generisches Jumpscare-Spektakel mit einigen visuellen Spielereien und einer nur noch rudimentären Orientierung an der Original-Geschichte. Bei der Erklärung von Seiten Paramount Pictures, man wolle das «Ring»-Franchise fortan im Jahrestakt fortsetzen, einhergehend damit, dass vor Kinostart so gut wie keine Infos an die Öffentlichkeit gedrungen sind, lässt darauf schließen, dass der dritte Teil «Rings» eher an die Qualitäten des zweiten, denn des ersten Teils anschließend dürften. Doch ganz so schlimm ist es Gott sei Dank nicht!
Samara ist zurück!
Es kursiert immer noch: das Video, das einen umbringt, wenn man es sich ansieht. Seit dem letzten Todesfall sind mittlerweile zwei Jahre vergangen, als der attraktive Bio-Professor Gabriel (Johnny Galecki) auf einem Flohmarkt einen alten Videorekorder ersteht. Auf die Aufforderung "Play Me", die auf einer mitgelieferten Videokassette steht, reagiert er prompt - und schaut sich sogleich den gruseligen Videoclip an, mit dem sich das Brunnenmädchen Samara einst ihre vielen Todesopfer holte. Ähnliches ist offenbar auch Carter (Alex Roe) ergangen. Seit Wochen distanziert er sich von seiner Freundin Julia (Mathilda Anna Ingrid Lutz), bis sie ihn eines Tages gar nicht mehr erreicht. Sie reist zu ihm, um seinem Verschwinden auf die Schliche zu kommen. Vor Ort entdeckt sie Recherchematerial und diverse Aufzeichnungen, denn ihr Freund hatte kurz zuvor noch versucht, mehr über die Urheberin eines mysteriösen Videobandes herauszufinden...
Bereits in der Eröffnungsszene deutet der spanische Regisseur F. Javier Guttiérrez («Tres dias») an, was angesichts der vielen, zwischen Teil zwei und Teil drei vergangenen Jahre erwartbar war: Der von Samara ausgehende Grusel verbreitet sich in «Rings» nun nicht mehr ausschließlich über das Videoband (auch wenn dieses ganz stilecht den Auftakt zu diesem neuen Horrorerlebnis bildet); stattdessen reicht es heutzutage schon aus, die Datei des Clips mit einem Mausklick zu kopieren, um wieder sicher zu sein.
Damit knüpft «Rings» an den gleichnamigen Kurzfilm an, der zeitlich zwischen Teil eins und zwei zu verorten ist und die Geschehnisse dieser beiden Filme miteinander verknüpfen sollte. Das rund zehnminütige Shortmovie erzählt von dem im Zuge des Videobandes entstandenen Menschengruppen (den sogenannten Ringen), die sich das Video gezielt hin- und herschicken, um mithilfe von Samara eine Nahtoderfahrung zu durchleben. Mit einem solchen Ring nimmt auch «Rings» seinen Anfang, nur dass das Skript von David Loucka («House at the End of the Street»), Jacob Estes («Mean Creek») und Akiva Goldsman («Die 5. Welle») kurz darauf eine völlig andere Richtung einschlägt. Anders als erwartet verfolgt Guttiérrez mit seinem Film nämlich nicht etwa dem reißerischen Stil von «Ring 2», sondern besinnt sich vielmehr auf die eher im Krimigenre zu findenden Wurzeln des Franchise-Auftakts. So ist «Rings» für einen Horrorfilm im Jahr 2017 erstaunlich dialoglastig und profitiert stark davon, dass den Verantwortlichen sichtlich daran gelegen war, erzählerisch möglichst viel aus der Grundgeschichte rund um Samara herauszuholen.
Der «Ring»-Kosmos wächst
Im Großen und Ganzen gelingt das auch. Die Ausgangslage rund um das Schicksal des mordenden Brunnenmädchens lässt man unverändert. Stattdessen spannt man den Bogen rund um ihre Herkunft noch weiter, befasst sich mit ihrer Mutter, ihren Großeltern und dringt noch tiefer in die geschundene Seele des Mädchens ein. Das wirkt hier und da überzogen; erst recht, da ein Großteil des Gruselfaktors in «Ring» und «Ring 2» daher rührte, eben nicht alles über Samara zu wissen und weite Teile ihrer Geschichte bewusst im Dunkeln zu lassen. Trotzdem findet F. Javier Guttiérrez immer nachvollziehbare Gründe für die Darstellung des Gezeigten. Was ihm dagegen kaum gelingt, ist die Anleitung seiner Darsteller. Das Protagonistenpärchen aus Matilda Lutz («Crossing Lines») und Alex Roe («Die 5. Welle») ergibt optisch zwar ein absolutes Vorzeigepärchen, doch die Handlung auf ihren Schultern zu tragen, gelingt ihnen nicht. Die Interaktion der beiden ist nicht bloß durchgehend von einer ermüdenden Mittelmäßigkeit geprägt, sie besitzen schlicht und ergreifend nicht genug Ecken und Kanten, um die Jagd nach Samara emotional zu unterfüttern. Es fehlt «Rings» an einem adäquaten Ersatz für die so aufopferungsvolle Rachel, die in «Ring» und «Ring 2» so besessen davon war, sich und ihren Sohn vor Samara zu beschützen. So sind in diesem Film einzig und allein die Ermittlungen selbst das Spannende, nicht aber der Ausgang derselben – ob Julia und Hoult überleben, ist einem nämlich schon ziemlich bald ziemlich egal.
Während «Rings» inhaltlich auf überraschend stabilen Beinen steht, die mit einer pfiffigen (und durchaus überraschenden) Schlusspointe nochmal eine Spur kräftiger erscheinen, gibt der Horrorfilm inszenatorisch allenfalls ein solides Bild ab. Kreierte Gore Verbinski noch eine durch und durch beklemmende, fiebrige und so tatsächlich noch nie da gewesene Atmosphäre, scheinen sich F. Javier Guttiérez und sein Kameramann Sharone Meir («Whiplash») hier einzig und allein auf einen an das Original angelehnten Farbfilter zu verlassen. «Rings» verlässt sich auf dieselben Farbtöne wie „Ring“ im Jahr 2001, weist ähnliche Kamerafahrten und –Perspektiven auf und die Aufnahmen des eins zu eins aus dem Original übernommenen Bilder des berühmten Videos fügen sich nahtlos ins Gesamtkonstrukt ein, doch eine derart dichte Atmosphäre, geschweige denn Spannung kommt nie auf – nicht zuletzt, weil ausgerechnet Samara nur noch vereinzelt von einem echten Mädchen gespielt wird. Mit einigen Ausnahmen wie der gelungenen Musikuntermalung (Matthew Margeson) sowie den sich perfekt ins alte Video integrierenden, neuen Kurzclips, die die bekannte Bildabfolge um einige gruselige Szenen ergänzen, wirkt «Rings» wie eine Billigversion des Originals und kann zu keinem Zeitpunkt mit der Intensität desselben mithalten. Das ist schade. Schließlich hat die Geschichte echtes Potenzial. Und irgendwie hatten wir das eigentlich andersherum erwartet…
Fazit
Erzählerisch kann F. Javier Guttiérrez den «Ring»-Kosmos um einige interessante Facetten ergänzen, doch inszenatorisch kommt sein sehr krimilastiger «Rings» nicht über den Status einer gut gemeinten Hommage hinaus.
«Rings» ist ab dem 2. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
03.02.2017 09:55 Uhr 1
Und jetzt, also Teil 3 ohne Naomi?? Nee.....
03.02.2017 11:37 Uhr 2
05.02.2017 18:55 Uhr 3