Cast & Crew
- Produktion: UFA Fiction GmbH
- Produzent: Tommy Wosch
- Produktionsleitung: Gunnar Juncken
- Producerin: Katja Bäuerle
- Headautor: Tommy Wosch
- Kamera: Günter Handwerker, Eddie Schneidermeier
- Regie: Jan Markus Linhof, Joseph Orr, Felix Binder
- Darsteller: Diana Staehly, Alexander Schubert, Frank Meier, Mirco Reseg, Susan Hoecke u.a.
Triple Ex
Wie gut, dass sich über Humor bekanntlich am trefflichsten streiten lässt. Gerade Comedy-Formate haben es daher am schwersten, auf eine wirklich breite Zustimmung zu stoßen. Das weiß wohl auch RTL und zeigt gleich mit seiner zweiten von insgesamt vier neuen halbstündigen Sitcoms wie breit man sich aufgestellt hat. Nach dem sehr familiär aufgestellten «Magda macht das schon», das zwar ein sensibles Thema als Kern anpackt, insgesamt aber durch warme und liebevolle Figuren auffiel, ist «Triple Ex» derber und moderner. Die Serie hat Dreifach-Mama Anna Holzinger im Fokus, gespielt von Diana Staehly, die wohl besser bekannt ist als Tanja aus ProSiebens «Stromberg».
Die neue Figur der „Stromberg-Tanja“ ist das, was sich wohl die Autoren der Serie als Art moderne Mutti vorstellen. Laut, chaotisch, verplant. Sie hat drei Kinder – natürlich von drei Vätern. Während sie mit Mann Nummer 1 und Mann Nummer 2 noch in gutem Kontakt steht, wollte sie den Vater ihres achtjährigen Sohnes lieber vergessen. Damals im Fasching vor acht Jahren, war sie das Gespenst und er war Einstein… Der Kontakt kommt wieder zustande, als die Medien groß über einen missglückten Bungee-Sprung berichten. Die Hauptfigur landet dabei unglücklich auf dem Boden – genauer gesagt auf einem Bernhardiner, der ihr das Leben gerettet hat, sein eigenes aber lassen musste. Platt wie eine Flunder sei der Hund danach gewesen, ist in der Serie zu hören. Das ist ein Beispiel für den Hau-Drauf-Humor, der sich quer durch «Triple Ex» zieht – und somit das größte Unterscheidungsmerkmal zu «Magda» ist. Nur wer es wirklich derbe mag, wird sich bei Anna Holzinger so richtig wohl fühlen.
- © RTL / Stefan Erhard
Anna (Diana Staehly) verlässt gerade mit Kafi (Mirco Reseg) das Krankenhaus, als sie von Eugen (Alexander Schubert, l.) überrascht werden.
Die Sache mit dem toten Hund, deren altes Frauchen schnell in der Serie auftaucht, ist nur einer von vielen Witzen, die zum Nachteil des treuesten Begleiter eines Menschen gemacht werden. Über Humor lässt sich streiten, Tierschützer könnten sich hier aber schon mal in Stellung bringen. Die Autoren haben es mit den Sprüchen in dieser Sache durchaus etwas übertrieben („Ich kann im Netz keinen gebrauchten Hund finden. Scheiße, ich glaube ich muss doch ins Tierheim“.) So wirklich lachen will man über das fiktive Schicksal des Tieres und dessen Frauchen nämlich nicht.
Während der tote Hund in dem Format das Mittel ist, um die Handlung in der ersten Folge zum Laufen zu bringen, kristallisiert sich schnell das eigentliche Problem von Anna heraus: Eugen, also Einstein, für den Zuschauer aber eher Albrecht von Humbold aus der «heute-Show» (Darsteller: Alexander Schubert) würde anders als die Väter der ersten beiden Kinder auch heute noch gerne tieferen Kontakt zur Chaos-Mami haben und lässt dazu auch keine Gelegenheit ungenutzt. Die Figur des Hoch-IQ-Nerds ist zu Beginn aber zu klischeebeladen, als dass die liebevollen Elemente durchschimmern könnten, von denen im Pressetext der Serie („großes Herz“) noch die Rede ist.
Stattdessen tritt «Triple Ex» in den 25 Minuten des Piloten ungewohnt skuril-unfeinfühlig auf, was letztlich auch Distanz zur Hauptfigur schafft. Während man als Zuschauer Altenpflegerin Magda schnell ins Herz schließen konnte, will man diese Nähe zur unorganisierten Anna nicht aufbauen - auch, als sie ihren von Lachgas benebelten Chef trifft, der von seiner Frau verlassen wurde und nun im Ausland ein neues Leben starten will – die nächste Skurrilität, die das Leben von Anna bereichert. Dass Anna somit nun eigentlich arbeitslos ist? Irgendwie egal. Nicht nur dem Zuschauer, auch der Serie. Anders und durchgeknallter zu sein und vielleicht gar nicht wirklich nah an irgendwelchen Lebensrealitäten zu erzählen, das ist eines der Merkmale der UFA-Produktion. Aber: Es gelingt dieser Serie somit leider nicht, in den richtigen Momenten mal ernst zu sein – um dann wieder zum Lachen zu bewegen. Das Format ist immer eine Schippe drüber.
Das bessert sich immerhin ein wenig – doch auch in der zweiten Folge, als die ungewöhnliche Familie einen gemeinsamen Wochenendtrip macht, fallen die vereinzelten Figuren eher durch unangemessene Bemerkungen / Beleidigungen als durch wirkliche Gags auf. Rein auf der Humorschiene ist die Serie beim Kritiker dem Vorgänger auf dem Sendeplatz also klar unterlegen. Handwerklich watet das Format in Teilen durch starke Kameraeinstellungen und ein präzise geplantes Setting auf. An der technischen Umsetzung der Episoden gibt es keinerlei Kritikpunkte – auch nicht an der Leistung der Darsteller. Auch die jungen Akteure spielen mindestens ordentlich, was angesichts der vorgegebenen Dialoge durchaus ein Lob ist.
Sofern man humoristische Produktionen überhaupt fair beurteilen kann, ist «Triple Ex» also vor allem vor dem Hintergrund ein spannendes Format, weil es klassische Schemata aufbricht und sich durch den provozierenden Unterton anders aufstellt. Das ist zunächst ein Problem des jeweiligen Kritikers, eventuell aber auch der Masse der Zuschauer – und somit wieder eines für Sender und Produzent. Der letzte Punkt wird sich aber erst nach den Ausstrahlungen anhand der Quoten zeigen.
RTL zeigt die aus acht Folgen bestehende erste Staffel von «Triple Ex», ab Donnerstag, 9. Februar 2017, um 21.15 Uhr jeweils im Doppelpack.
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11.02.2017 16:49 Uhr 1