Wenn Sie diese Kolumne regelmäßig verfolgen, wissen Sie, dass ich Fußball nicht unter die unterhaltsamsten Sportarten subsumiere. Meine Affinität gilt seit vielen Jahren eher dem American Football. Das ist wesentlich spannender.
Mittlerweile ist die Sportart aus Übersee – nicht zuletzt dank «ran», die als Trümmerfrauen Pionierarbeit geleistet haben – auch in Deutschland etabliert, und der Superbowl zieht nicht mehr nur wegen seiner vorher oft publikumsträchtigsten Hallmark, der Halbzeitshow, die Aufmerksamkeit auf sich.
Die wird freilich Jahr für Jahr gerne diskutiert. Janet Jacksons Nipplegate, Katy Perrys überdimensionierte Plüschhaie, Lady Gagas Sprung in die Tiefe. Das ist Entertainment!
Dagegen füllt selbst das Finale der Fußball-WM seine Halbzeitpausen mit Rekapitulationen des bereits Geschehenen, die man dann Analysen nennt. Keine Katy Perry, keine Janet Jackson, keine Lady Gaga. Stattdessen im besten Fall Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl. Ein Trost ist das nicht.
Dabei müsste Fußball ohnehin viel spannender werden, unterhaltsamer und gerne auch ein bisschen rabiater, um in Puncto Unterhaltungsqualitäten mit der wesentlich schmissigeren amerikanischen Variante mithalten zu können. Ich will deswegen an dieser Stelle eine Petition starten: Zumindest die Endspiele von WM und EM brauchen extravagante Halbzeitshows! Um all die bei Laune zu halten, die nur aufgrund sozialer Umstände mitgucken müssen. Um die Wettkampfdramaturgie um Show und Blütenzauber zu ergänzen. Um auch denjenigen am nächsten Tag am Water-Cooler Gesprächsstoff liefern zu können, die sich lieber über exzentrische Shows und eingängige Performances unterhalten als über Götzes Fallrückzieher (was auch immer das ist) oder die Unnecessary Roughness des Linebackers.
Dann fühle ich mich 2022 am Glühweinstand nicht so einsam. Bitte!
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