Die Kritiker

«Spreewaldkrimi - Spiel mit dem Tod»

von

Das ZDF zeigt am Montagabend einen der besten je produzierten «Spreewaldkrimis». Unsere Vorab-Kritik.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Christian Redl als Thorsten Krüger
Thorsten Merten als Fichte
Claudia Geisler als Marlene Seefeldt
Rike Schäffer als Anna
Rick Okon als Timo Schwalm
Karoline Eichhorn als Katrin Schwalm
Eva-Maria Jost als Lizzy Zander

Hinter der Kamera:
Produktion: Aspekt Telefilm
Drehbuch: Thomas Kirchner
Regie: Christian Görlitz
Kamera: Andreas Höfer
Produzent: Wolfgang Esser
Im Spreewald geht eine Bombe hoch. Ihr fallen ein junges Paar, Georg und Mandy, zum Opfer. Bei der Suche nach einem möglichen Täter mit einem sinnigen Motiv stoßen Thorsten Krüger (Christian Redl) und Fichte (Thorsten Merten) schnell auf Timo Schwalm (Rick Okon). Schwalm war bis vor kurzem mit Mandy liiert gewesen. Doch seine posttraumatische Belastungsstörung, die aus seinen Kriegserlebnissen als Bundeswehrsoldat in Afghanistan herrührt, hat ein weiteres Zusammenleben unmöglich gemacht.

Auch seine Mutter hat ihn schon länger nicht mehr gesehen. Nach der Rückkehr aus dem Auslandseinsatz habe er nur noch in Trauma und Perspektivlosigkeit existiert: Alkohol, soziale Isolation, unverarbeitete seelische Wunden, unaufhörliche Auseinandersetzungen mit Arbeitsamt und Versorgungsbehörde. Ähnliches hatte sie schon mit dem Vater ihres Sohnes mitgemacht: Der war in den 90er Jahren als Soldat im Kosovokrieg, und kam querschnittsgelähmt zurück in die Heimat. Die Beziehung zerbrach, und die wirtschaftliche Not in der ostdeutschen Peripherie schaffte Jahrzehnte später auch für den Sohn Anreize, in die Streitkräfte einzutreten.

Entgegen seiner ursprünglichen Hypothese stellt Krüger bald fest, dass Timo Schwalm noch lebt und sich im Dickicht des Spreewalds aufhält. Er findet – mithilfe seiner angenehm undeklamierend vorgetragenen Lebenserinnerungen – bald einen Zugang zu dem jungen Mann: Krügers Vater war 1953 schwer traumatisiert von den Kriegserlebnissen aus der sowjetischen Gefangenschaft in die Heimat zurückgekommen. Den Rest seines Lebens, immerhin noch viele Jahre, hat er im Zustand völliger geistiger Umnachtung zugebracht, hat auf dem Grundstück Erdlöcher ausgehoben, um dort Bunker zu bauen, sich – damals eine unendliche Peinlichkeit für die ganze Familie – in Psychiatrien aufgehalten, und schließlich Krügers Mutter und sich selbst erschossen.

Es ist angenehm, wie unprätentiös „Spiel mit dem Tod“ diese Geschichte erzählt: frei von platten Spiegelungen von Schwalms unverarbeiteten Kriegserlebnissen in Krügers alten Familientraumata, aber doch sinnvoll parallelisiert. Und vor allem frei von unnötigen politischen Plattitütden: Der Afghanistankrieg ist in diesem Film nicht als Politikum interessant, sondern in seinen höchstpersönlichen, psychologischen Auswirkungen. Es geht nicht um das Für und Wider von Deutschlands Verteidigung am Hindukusch, sondern um den von der Gesellschaft im Stich gelassenen Kriegsheimkehrer.

„Spiel mit dem Tod“ dringt mit großer Sensibilität in seine Milieus vor: wirtschaftlich desolate Familien, traumatisierte junge Menschen, die rechtsextreme Normalität Ostdeutschlands. Der Duktus des Films konzentriert sich auf das bloße Zeigen, und verzichtet auf übermäßiges Kommentieren. Dadurch findet er zu einer angenehm unprätentiösen und somit besonders starken Haltung. Trotz einer gewaltigen Explosion in der Eröffnung, ist „Spiel mit dem Tod“ ein sehr leiser Film, ein beobachtender, psychologischer. Die Dramaturgie verzichtet auf Verfolgungsjagden, Schießereien und rabiate Ticking Clocks. Das passt zur Gesamtintention und dürfte ihn noch lange nachhallen lassen.

Nicht zuletzt gelingt dieser Film freilich durch das sanfte, empathische Spiel Christian Redls und der nicht minder stark besetzten Episodenrollen, von denen besonders Karoline Eichhorn in der Rolle von Timo Schwalms Mutter positiv auffällt.

Das ZDF zeigt «Spreewaldkrimi – Spiel mit dem Tod» am Montag, den 13. Februar um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/91178
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