Produktionen von Prime Productions (aktuell und ehemalig)
- «heute-Show»
- «Knallerfrauen»
- «Sträters Männerhaushalt»
- «Das ist Deutschland»
- «Vier sind das Volk»
- «Mein bestes Jahr - Comedy mit Rückblick»
- «Einfach unzertrennlich»
- «Ellerbeck»
- «Nicht nachmachen»
Aus produzentischer Sicht freue ich mich so, wie es alle anderen Kollegen von Satire-Shows auf der Welt tun. Als politisch interessierter Mensch bleibt mir derzeit häufig aber schon das Lachen im Halse stecken.
Ich wollte gerade fragen: Kann man denn über die weltpolitische Entwicklung wirklich noch lachen?
Ja, ich finde schon. Vielmehr bleibt einem nicht. Sehen Sie: Unsere Redaktion sammelt die komplette Woche über alle Themen, die relevant sind. Die Wichtigsten davon schaffen es am Freitag in unsere Sendung. Für jedes Thema gilt unser Motto: Gag plus Haltung.
Was aber auffallend ist: Die Geschwindigkeit der Themen hat enorm zugenommen. Trump ist beispielsweise einer der wütendsten und einflussreichsten Twitterer aller Zeiten. Auch als Präsident führt er sein bizarres Verhalten aus seinem Wahlkampf weiter. Für meine Kollegen in der Redaktion bedeutet das nun: Sie müssen die Woche über nicht nur die News im Auge behalten, sondern auch Twitter-Accounts.
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Wir sind eigentlich kurz davor, mal eine Sendung als wirklich Trump-freie Zone zu machen. Aber der US-Präsident hält sich einfach nicht daran.
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«heute-show»-Produzent Georg Hirschberg
Wir sind eigentlich kurz davor, mal eine Sendung als wirklich Trump-freie Zone zu machen. Aber der US-Präsident hält sich einfach nicht daran. Vielleicht mag er ja mal eine Woche mit seinen Kuriositäten pausieren?
Die hohen Quoten haben sogar den ZDF-Programmdirektor beeindruckt. In einem Interview nannte er Sie sogar in einem Atemzug mit «Wetten, dass..?».
Die Zuschauerzahlen im Moment sind wirklich sehr beachtlich. Wir haben momentan konstant über vier Millionen Zuschauer. Das hat multiple Gründe: Zum einen läuft der ZDF-Freitag, beginnend mit den Krimis, außerordentlich stark. Dazu kommt, dass momentan wieder eine Politisierung in der Bevölkerung stattfindet. Da gibt es den Trump-Effekt, aber auch der Coup in der SPD um Gabriel und Schulz hat dazu geführt, dass wieder wesentlich mehr über Politik gesprochen wird. Ich spüre eine große Neugier der Zuschauer und Bürger an Politik.
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Im Vergleich zu den US-Kollegen, die Sie ansprechen, ist die «heute-show» komplett gästefrei und sendet inzwischen regelmäßig 35 Minuten pro Woche. Diese inhaltliche Dichte würden wir als Daily nicht schaffen.
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«heute-show»-Produzent Georg Hirschberg
Ehrlich: Wir haben keine Ambitionen in dieser Richtung. Wir haben jetzt viele Jahre daran gearbeitet, unsere Ziele am Freitagabend zu erreichen. In höherer Schlagzahl wäre die Qualität, die wir nun freitags haben, nur sehr schwer zu halten. Im Vergleich zu den US-Kollegen, die Sie ansprechen, ist die «heute-show» komplett gästefrei und sendet inzwischen regelmäßig 35 Minuten pro Woche. Diese inhaltliche Dichte würden wir als Daily nicht schaffen. Wir wollen ja außerdem in der «heute-show» auch mal eine Art investigative Comedy anbieten mit Themen, die normalerweise nicht auf dem Tablett an uns herangetragen werden. Ich erinnere da an unser Thema zur „Tierwohl-Initiative“ vor zwei Wochen. Ich denke nicht, dass sich viele unserer damals 4,4 Millionen Zuschauer genauer gefragt hatten, wo ihr Fleisch wirklich ganz genau herkommt. Die «heute-show» soll, wie dieses Beispiel schön zeigt, zugleich zum Lachen wie auch zum Nachdenken anregen.
Betrachtet man die Evolution der «heute-show», dann kamen immer wieder neue Gesichter in Ihren Cast. Und einige gingen, wie etwa Martin Sonneborn. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl, wenn Sie neue Leute, wie etwa „Praktikant“ Fabian Köster, probieren?
Martin Sonneborn ist weiterhin ein Freund unserer Sendung. Als Mitglied des Europaparlaments muss er seine Tätigkeit als unser Reporter momentan aber ruhen lassen. Da wären wir sonst auch mit ZDF-Vorgaben kollidiert. Die «heute-show» bietet eine große Konstante: Das ist Oliver Welke. Neben ihm haben wir inzwischen einen Pool, der sicher 20 Leute umfasst, die immer wieder dabei sind. Wie wir sie einsetzen, hängt von den Themen ab und natürlich vom jeweiligen Terminkalender des Künstlers. Und ja – wir wollen auch junge Talente aufbauen, wie Sie mit Fabian Köster angesprochen haben. Wir haben immer Spaß, neue Leute zu testen.
Bereitet es Ihnen Bauchschmerzen wenn etwa Ralf Kabelka dann auch regelmäßig im «Neo Magazin Royale» prominent vertreten ist?
Eigentlich nicht. Ich glaube, dass die Kollegen um Jan Böhmermann eine komplett andere Show machen. Sie haben nicht die politische Dichte der «heute-show». Das «Neo Magazin Royale» schaut schon eher auf pop-kulturelle Themen. Unser Fokus liegt auf der Politik.
Wir haben über die hohe Qualität der vergangenen Ausgaben gesprochen und auch über die hohen Quoten. Ist da überhaupt noch Luft nach oben?
Das vermag ich immer schwer zu beziffern. Das hängt viel vom politischen Geschehen ab. Wir haben nun ein Superwahl-Jahr in Deutschland, viele politische Wirrnisse, den schon angesprochenen Trump-Effekt. Das alles hängt mit unseren Erfolgen zusammen. Ich habe keine Glaskugel und kann nicht sagen, ob in einigen Wochen das politische Geschehen wieder ruhiger wird. Dann könnte auch bei uns mal wieder eine Quotendelle entstehen.
Wundert es Sie eigentlich, dass es noch keine Nachahmer gibt? Normalerweise ziehen (Privat)-Sender nach derartigen Erfolgen immer schnell nach…
Es gibt «extra 3», inzwischen auch im Ersten, mit dem tollen Christian Ehrig. Sie sind eine respektable Konkurrenz für uns. Die kommerziellen Sender tun sich von ihrem Naturell her natürlich schwer mit einer Sendung wie unserer. Sie müssten jetzt dann auch gegen eine wirklich starke Marke antreten. Und man sieht ja auch bei uns, dass der Erfolg nicht von heute auf morgen gekommen ist. Wir sind 2010 auch mit eineinhalb bis zwei Millionen Zuschauern gestartet. Das vergisst man manchmal: Es war zu Beginn sehr schwer freitags um 22.30 Uhr. Das ist ein Slot, wo kein anderer Sender einen Einstiegspunkt bietet. Der Audience-Flow war nicht einfach. Zuerst Krimis, dann das «heute-journal», teilweise noch das «Politbarometer» vor uns. Das hatte wenig zu tun mit unserer politischen Heiterkeit. Wir müssen dankbar sein, dass uns das ZDF da so nachhaltig unterstützt hat und uns auch einfach hat machen lassen. Ohne dem ZDF und seiner Treue könnten wir wohl in diesem Jahr nicht die 250. Folge feiern. Das ist ein toller Erfolg.
- ZDF
Eine Sendung wie die «heute-show» ist ein laufender Prozess. Wir wollen das Format immer schärfen, wir experimentieren mit unseren Erzählweisen. Eigentlich ist keine Sendung wie die vorherige. - «heute-Show»-Produzent Georg Hirschberg
An welchen Stellschrauben müssen Sie denn drehen?
Eine Sendung wie die «heute-show» ist ein laufender Prozess. Wir wollen das Format immer schärfen, wir experimentieren mit unseren Erzählweisen. Eigentlich ist keine Sendung wie die vorherige. Wir erzählen unsere Figuren, etwa Gernot Hassknecht, oft in unterschiedlichen Formen. Somit haben wir hier eine Never-Ending-Story.
Im September stehen Bundestagswahlen an – und einige gruseln sich jetzt schon vor kommenden Fake-News. Sagen Sie diesen den Kampf an?
Absolut! Wir wappnen uns redaktionell und wollen weiter sehr faktenorientiert arbeiten. Wir checken alles bis ins letzte Detail. Online haben wir zudem unsere Rubrik „What the Fakt“, wo wir nochmal Fakten zusammenfassen und Hintergründe liefern. Das ist enorm wichtig. In wie weit Fake News nun den Wahlkampf aber wirklich beeinflussen werden, kann man jetzt noch nicht abschätzen.
Abseits der «heute-show»: Woran arbeitet Ihre Prime Productions?
Wir haben mit «Strätes Männerhaushalt» einen guten Start im WDR gefeiert und sind frohen Mutes, die Sendung ins nächste Jahr zu tragen. Ansonsten scannen wir natürlich weiterhin das Comedy-Genre und deren Akteure. Ich denke, im zweiten Halbjahr 2017 und im ersten Halbjahr 2018 wird von uns zu hören sein.
Danke für das Gespräch!
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
17.02.2017 16:23 Uhr 1