
Das Konzept hinter der Sendung, die vollständig «All inclusive – Mit Kind und Koffer zur neuen Liebe» heißt, ist schnell erklärt. 15 alleinerziehende Mütter und Väter, die Single sind, bekommen die Chance, sich während eines Traumurlaubs in Südspanien neu zu verlieben. Unter der andalusischen Sonne verbringen sie 14 Tage in einem Viersternehotel - ein guter Rahmen für romantische Dates und den einen oder anderen Flirt. Der besondere Kniff bei «All inclusive»: die Kinder der alleinerziehenden Eltern reisen mit. Letztendlich sind auch sie es, die in Sachen Partnerwahl und Flirtverhalten ihrer Eltern ein Wörtchen mitzureden haben.
Pro Tag entscheidet einer der 15 Kandidaten als sogenannter „Datemaster“, wer heute wen im Rahmen von Familien- und Einzel-Dates näher kennenlernt. Es ist ein kluger Kniff, der in der Auftaktfolge noch nicht besonders wirkt, im weiteren Verlauf der Sendung aber den einen oder anderen Konflikt zwischen den Protagonisten erzeugen könnte. Von Konflikt selbst ist in der ersten Folge aber keine Spur. Niemand schreit sich an und niemand blamiert sich bis auf die Knochen. Wie erleichternd.

Schwer zu beurteilen ist hingegen, wie wohl sich die Kinder der Alleinerziehenden in ihrer Haut fühlen. Es ist sicherlich eine interessante Idee, den Sprösslingen ein Mitsprachrecht zu geben - und einige Kinder scheinen an ihrer Aufgabe auch sichtlich Spaß zu finden. Einige andere wirken hingegen verunsichert, eventuell ein wenig überfordert. Insgesamt scheinen aber auch die Kinder offen heraussagen zu dürfen, was sie so denken – und ihre Aussagen treiben dem Zuschauer manchmal ein Schmunzeln über die Lippen.
«All Inclusive» mag den Zuschauer an vieles erinnern, das es schon gab. Im Endeffekt ist es aber eine ganz eigene Sendung. Trotz augenscheinlicher Parallelen ist das Format weder ein zweiter «Bachelor» und schon gar kein Abklatsch von «Schwiegertochter gesucht» (letzteres Format verfrachtete seine Dauer-Kandidaten Ingo und Beate zuletzt ja auch an exotische Orte). Einer der größten Pluspunkte ist, dass RTL II auf normale Menschen vertraut. Die Oberfreaks und Vollpfosten der Nation haben in «All inclusive» keinen Platz. Der Auftakt kommt ohne Zickenkrieg aus und auch Gelegenheiten zum Fremdschämen bietet einem die Sendung fast gar nicht.

Bleibt für RTL II nur zu hoffen, dass es «All inclusive» nicht so ergeht wie einst der «Großstadtliebe» bei RTL. Der große Halbbruder von RTL II zeigte das Format, das auf Freaks verzichtete und ebenfalls recht harmlos daherkam, im Jahr 2012 am Sonntagvorabend. Nach nur vier Folgen musste die Sendung ihren Sendeplatz vorzeitig räumen. Der Grund: Die Quoten waren zu schlecht. Auf dem Sendeplatz, auf dem seit Jahren «Schwiegertochter gesucht» beheimatet ist, waren die Geschichten der Großstädter offenbar nicht mehr spannend genug für ein Publikum, für das Fremdschämen längst zu Kuppelshows dazugehört. Es ist schwer zu sagen, ob «All inclusive» einen Platz auf dem hart umkämpften Markt der Kennenlern- und Dating-Shows finden wird. Zu wünschen wäre es ihm.
Sechs Folgen von «All Inclusive» zeigt RTL II ab heute Abend um 20.15 Uhr immer dienstags.
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