Während alle Late Night-Stühle bei ABC, CBS, NBC, HBO und Comedy Central schon besetzt schienen, schnappte sich ein noch relativ unbekannter Sender namens TBS Samantha Bee. Diese steht seit Februar 2016 einmal wöchentlich im Fernsehstudio und nimmt den aktuellen Polit-Zirkus auseinander. Ihr Mann Jason Jones übernimmt seit den Anfängen die Produktion der Politsatire und zunächst sah es so aus, als würde «Full Frontal» ein Nischenprogramm bleiben. Es sollte aber anders kommen: Insbesondere die nach links ausgerichtete, politische Satire bekommt gerade durch die aktuelle Administration einen neuen Aufwind und damit auch quotentechnischen Aufschwung. Auch wenn der Preis dafür hoch erscheint, kann sich das Publikum mit den beiden talentierten Komiker freuen, denn TBS hält an deren vielversprechenden Formaten fest. Der Sender erweitert damit zusammen mit Late Night-Ikone Conan O’Brien das eigene Comedy-Portfolio, welches in den vergangenen Jahren nicht immer von Erfolg gekrönt war.
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Comedy-Roadtrip mit «Breaking Bad»-Allüren
Woraus schnell ein weiterer Fehlversuch einer Neuinterpretation der Chevy Chase «Vacation»-Filme hätte entstehen können (wie die fehlgeleitete Fortsetzung, die letztes Jahr mit Ed Helms in die Kinos kam), entwickelt dank mehrerer positiver Einflüsse und Faktoren schnell eine ganz eigene und frische Dynamik. Nate (Jason Jones), seine Frau Robin (Natalie Zea) und ihre Zwillinge (Ashley Gerasimovich und Liam Carroll) befinden sich auf dem Weg von Syracuse nach Fort Lauderdale. Die erste Überraschung erfolgt gleich zu Beginn: Robin schläft im Auto ein in dem Glauben, sich auf dem Weg zum Flughafen zu befinden. Erst als sie später wieder aufwacht, wird ihr klar, dass sie sich auf einem Roadtrip befindet und sie von ihrem Mann belogen wurde.
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Infantiler Humor, der den Zuschauer nicht für dumm verkauft
Man darf sich nichts vormachen, der Humor ist stellenweise infantil und spielt sich definitiv oftmals unter der Gürtellinie ab. Das muss man allerdings nicht von vornherein verdammen. Dumm kann witzig sein, vor allem wenn die Inszenierung das Publikum nicht für dumm verkauft. Vieles wird auch durch die vier Hauptdarsteller und die absurden Nebencharaktere getragen: Erwachsene wie Kinder besitzen eine unverwechselbare Chemie und agieren ohne Scheu, ohne Zurückhaltung, allerdings mit Ehrlichkeit und Wortwitz miteinander und bestechen durch ein brillantes, freches Timing. Hier wird kein Blatt vor dem Mund genommen. Mutter, Vater und Kinder sind faire Ziele eines jeden Witzes. Jones und Zea spielen wunderbar zusammen, sind manchmal Verbündete und dann wieder Gegner in dieser Beziehung. Rollen, zwischen denen die beiden mühelos hin und her wechseln. Selbst die beiden Kinder treffen jeden Nagel und damit jeden Witz auf den Kopf, ohne dabei in irgendeiner Form altklug zu wirken. Ashley Gerasimovich und Liam Carroll sind keine störenden Faktoren, wie es so oft bei von Weisheit nur so strotzenden jungen Darstellern der Fall ist, sondern perfekte Ergänzungen zu ihren erwachsenen Co-Darstellern.
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Ein kleiner Hinweis auf die zweite Staffel (Spoiler!): Die Geschichte nimmt den Faden wieder dort auf, wo der Cliffhanger der ersten Staffel ihn liegen ließ: Nate bekommt einen neuen Job bei einem offensichtlich und milde gesagt, exzentrischen, reichen Geschäftsmann, der seine eigenen düsteren Geheimnisse hat. Außerdem zieht Nate mit seiner Familie nach New York und die Stadt nimmt sie ihrem Ruf entsprechend so unfreundlich wie nur irgend möglich auf. Auch wenn die Serie zumindest in den ersten beiden Episoden der neuen Staffel die Bewegung des Roadtrips aufgegeben hat, reicht der Schmelztiegel New York vollkommen aus, damit jedes einzelne Familienmitglied in alle erdenklichen Fettnäpfchen treten kann. Das Setting so radikal zu ändern, kann für eine Serie manchmal ein Risiko darstellen, wird allerdings von allen Beteiligten wunderbar aufgefangen. Auch zeigt es, dass die Serie und ihre Macher bereit sind, sich weiterzuentwickeln.
Die erste Staffel von «The Detour» ist aktuell auf TNT Comedy und bei SkyGo zu sehen. Die zweite Staffel wird dort ebenfalls ab dem 23. März gezeigt.
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