Flop: Kurz vor der Verleihung muss ein Nominierter gestrichen werden
Miniskandal in der Kategorie "Bester Ton": Greg P. Russell, einer von vier Nominierten für den Klang des Actiondramas «13 Hours – The Secret Soldiers of Benghazi» wird aus der Liste gestrichen. Grund dafür: Er hat regelwidrig telefonischen Kontakt mit Academy-Mitgliedern aus dem Sound-Fachbereich aufgenommen, um diese zu beknien, damit er nominiert wird. Als dies bekannt wurde, beschloss die Academy, ihn aus dem Rennen zu werfen. Die drei anderen Hauptverantwortlichen für den Sound von «13 Hours» behielten jedoch ihren Status als Oscar-Anwärter.
Top mit Abstrichen: Die Oscar-Gala bleibt sich treu und wird dennoch politischer
Die Academy of Motion Picture Arts & Sciences begann als Branchenorganisation mit gewerkschaftskritischer Position. Als in den jungen Jahren des Oscars nach und nach mehr Industriemitglieder für Gewerkschaften einstanden und der Academy die kalte Schulter zuzukehren drohten, entpolitisierte sie sich, um stattdessen primär künstlerische und technische Errungenschaften zu würdigen und präservieren. Politik habe bei den Oscars nichts zu suchen, war fortan das Motto, selbst wenn vereinzelte Dankesreden immer wieder dagegen verstoßen haben. Der Grundtenor der Show blieb trotzdem zumeist apolitisch. Dieses Jahr aber herrschte Einigkeit: Die enorme Reichweite der Preisverleihung muss genutzt werden, um über die Schieflage der Vereinigten Staaten zu sprechen. Kaum eine Dankesrede kam ohne Diversität feiernde Botschaft oder leicht kaschierte Trump-Seitenhiebe aus. Auch Kimmel, eigentlich ein in politischen Fragen zurückhaltender Entertainer, teilte mehrmals gegen Trumps Positionen und seine Attitüde aus.
Gleichwohl mutierten die Academy Awards weder zu einem Politgipfel, noch zu einem politischen Kabarett. Explizite Antworten auf Trump oder sein Kabinett waren eher dünn gesät, zumeist fielen die Attacken in die Kategorie: "Jeder weiß, was gemeint ist, also können wir zu Gunsten des Unterhaltungsfaktors vage bleiben." Das wird nicht jedem gefallen – doch da die Oscars nun einmal vornehmlich im Dienste der Filmkunst stehen sollen, ist dieser Balanceakt durchaus konsequent. Und nicht etwa duckmäuserisch.
Top: Die Eröffnung – und generell die Struktur der Show
Hinfort mit der Fülle an Trailern für die Nominierten in der Hauptkategorie, die obendrein noch extra anmoderiert werden. Und versuchen wir es gar nicht erst, mit Jimmy Fallons «La La Land»-Hommage bei den Globes zu konkurrieren. Eröffnen wir die Show einfach direkt mit Justin Timberlake, der einen der fünf nominierten Songs performt und für einen beschwingten Start sorgt – und die Hollywood-Stars zum Tanzen animiert. Danach bleibt Kimmel als konstanter roter Faden bestehen, der, anders als die meisten Moderatoren der vergangenen Jahre, dem Geschehen sachte, aber effektiv seinen Stempel aufdrückt und es zusammenhält, so dass nicht irgendwann nur noch alles runtergeleiert wirkt.
Das Ergebnis dessen: Mehr Dynamik als zuletzt, Die Show hatte zwar im letzten Drittel wenig Showhighlights zu bieten, aber ein zügiges Tempo – die stete Kritik, die Gala wäre zäh, dürften sich die Oscar-Produzenten dieses Jahr nicht gefallen lassen.
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