Die Kritiker

«Kommissar Dupin - Bretonische Flut»

von

Kein typischer ARD-Urlaubskrimi, sondern ein narrativ und ästhetisch durchdachter Film, der klug erzählt, ohne die Konventionen des Sendeplatzes zu verletzen.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Pasquale Aleardi als Georges Dupin
Jan Georg Schütte als Kadeg
Ludwig Blochberger als Riwal
Annika Blendl als Nolwenn
Udo Samel als Locmariaquer
Christian Redl als Charles Morin
Ludger Pistor als Antoine Manet

Hinter der Kamera:
Produktion: Filmpool Fiction
Drehbuch: Clemens Murath und Thomas Roth
Regie: Thomas Roth
Kamera: Arthur W. Ahrweiler
Produzenten: Mathias Lösel und Iris Kiefer
In der Bretagne wird wieder gemordet: Diesmal hat es eine junge Fischerin erwischt, deren Leiche in den Abfallcontainern vor den Markthallen eines Fischauktionshauses gefunden wird. Die Tote war frisch mit ihrer neuen Partnerin liiert, die wenig später ebenfalls leblos aufgefunden wird. Mordmotive hätten nicht wenige: Der Ex-Freund der Fischerin zum Beispiel, der die Trennung nicht sonderlich gut verkraftet zu haben scheint und immer wieder in Streit mit dem Mordopfer geraten war. Oder ein örtlicher Großfischer, der in allerhand dubiose Geschäfte verwickelt sein soll und seinen Fischfang weit jenseits sämtlicher ökologischen Richtlinien betreibe. Die toten jungen Frauen, beide brennende Umweltschützerinnen, wollten ihm das Handwerk legen und sind so vielleicht in sein Fadenkreuz geraten.

Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi) und seine Kollegen Kadeg (Jan Georg Schütte) und Riwal (Ludwig Blochberger) mäandrieren sich einmal durch das Intrigengewirr, mit oft erahnbaren Hindernissen: Der Zugezogene Dupin hadert, nicht selten zur Belustigung seiner Kollegen, noch immer mit der Seekrankheit, wenn die Ermittlungen ihn auf entlegene Inseln führen, der Kaffee von Kollege Kadeg scheint so grässlich zu schmecken wie der alljährliche Beaujolais nouveau, und noch immer verunstaltet Dupin die Wände der zusammen mit seiner Partnerin bewohnten Wohnung mit gruseligen Opferfotos und Täterprofilen, um visuelle Impulse für seine Denkarbeit zu setzen.

Angesichts des Sendeplatzes und der bisherigen Historie der «Kommissar-Dupin»-Reihe ist es nicht verwunderlich, auch in der neuen Folge auf einen eher unambitionierten Stoff zu stoßen. Beeindruckend ist vielmehr, wie weit sie damit kommt. Denn „Bretonische Flut“ findet, wie andere Episoden vor ihr, ein sinniges Verhältnis zu ihrer titelgebenden Region: Weder wird der Spielort zur pittoresken Urlaubskrimilandschaft degradiert, um auf Kosten von Plots und Charakterentwicklung allerhand Postkartenmotive aneinanderzureihen, noch wird die Bretagne zum Ort einer unsinnig-diffusen Mystik umgedichtet.

Sicher: Eine gewisse Unheimlichkeit bedient „Bretonische Flut“ ganz gerne, wenn man eine alte Frau auftreten lässt, die mit Toten in Kontakt zu stehen glaubt und Kommissar Dupin mit düsteren Vorahnungen verschreckt, oder sich die Handlung um die Legende einer vor Jahrhunderten vor der bretonischen Küste versunkenen Stadt zu drehen beginnt. Doch diese Elemente sind tatsächlich sinnig in die Erzählstruktur verwoben, während die filmische Gewandtheit des Regisseurs und die in diesem Punkt kluge Zurückhaltung des Drehbuchs eine authentische, zum Stil des Films und seiner Region passende Stimmung aufbauen.

Nicht minder ins Auge sticht die weit überdurchschnittlich gelungene Besetzung der Episodenrollen, wo besonders Christian Redl als ruchloser alter Großfischer überzeugt, wenn er trotz des überschaubaren psychologischen Tiefengehalts seiner Figur starke, einnehmende Momente findet, während Jan Georg Schütte es souverän zu verhindern weiß, seine Rolle zum bloßen Comic Relief verkommen zu lassen.

«Kommissar Dupin» weiß sich abzusetzen von der Masse an ARD-Auslandskrimis, in denen der Spielort oft auf Kosten der Narrative geht. „Bretonische Flut“ mag sich nicht mehr als für einen Krimi nötig für das tiefere Innenleben seiner Charaktere interessieren, erzählt aber doch spannend und weiß mit einer klaren Haltung seine dramaturgischen Möglichkeiten so weit auszukosten, wie es die Sehgewohnheiten zuzulassen scheinen.

Das Erste zeigt «Kommissar Dupin – Bretonische Flut» am Donnerstag, den 9. März um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/91647
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