Cast und Crew «Kommissar Pascha»
Vor der Kamera:Tim Seyfi als Zeki Demirbilek
Theresa Hanich als Isabel Vierkant
Almila Bagriacik als Jale Cengiz
Michael A. Grimm als Pius Leipold
Pinar Erincin als Gül Güzeloglu
John Friedmann als Stefan Tavuk
Selen Savas als Özlem Demirbilek
Vedat Erincin als Süleyman Güzeloglu
Bettina Mittendorfer als Dr. Sybille Ferner
Hinter der Kamera:
Regie: Sascha Bigler
Drehbuch: Sascha Bigler
Kamera: Christian Paschmann
Produzenten: Andreas Bareiss, Sven Burgemeister
Zunächst besteht die Abteilung für Verbrechen mit Migrationshintergrund nur aus Zeki Demirbilek (Tim Seyfi) und Vierkant, genauer gesagt: Isabel Vierkant (Theresa Hanich), einer Kriminalbeamtin, die es ihrem Chef in allem recht machen will. Von Zeki heiß ersehnt, entpuppt sich die neue Mitarbeiterin, die junge, taffe Jale Cengiz (Almila Bagriacik), als ebenso eifrig wie Vierkant. Ihr barfüßiger Prügel-Einstand ist aber denkbar unglücklich, und dass sie auch gern im Alleingang losprescht, bereitet Zeki als „Kommissar Pascha“ einiges Kopfzerbrechen. Später bekommt die Abteilung auch noch Zuwachs durch den urbayrischen Gemütsbolzen Pius (Michael A. Grimm). Im ersten Fall muss das Münchner Team der „Migra" den Mord an einem jungen Türken aufklären, der tot aus der Isar gezogen wurde. Gemeinsam mit seinen Kollegen ermittelt Zeki im deutschen Firmen-Imperium des Dönerkönigs Sülyeman Güzeloglu (Vedat Erincin), der gerade die Hochzeit seiner Tochter vorbereitet. Schwiegervater und zukünftiger Schwiegersohn haben sich in alter Tradition zu einem Kiz Isteme einzufinden, einem Ritual, das die Tauglichkeit des künftigen Ehemanns beweisen soll. Mitten in diese Feierlichkeiten platzen Zeki und sein Team und lernen mit Güzeloglus Tochter Gül (Pinar Erincin), eine junge Türkin kennen, der das Wohl ihrer Familie und die eigene Freiheit gleich viel wert sind.
Kriminalgeschichten stehen und fallen mit den Charakteren ihrer Ermittler – und Zeki Demirbilek ist zweifellos interessant. Er bezeichnet sich selbst als „türkischen Bayer“ und füllt diese Definition mit Leben. Eingekauft wird beim türkischen Lebensmittelladen des Vertrauens, geflucht wird jedoch zünftig bayerisch. Dass er die Toten mit einem muslimischen Gebet verabschiedet, sich nach Feierabend aber den Schweinebraten und die Halbe im Biergarten schmecken lässt, ist trotz des Widerspruchs absolut glaubwürdig und passt zur Figur. Als er sich abends gleichzeitig mit Raki und Obstler betrinkt, wird dem Zuschauer sein kultureller Dualismus dann etwas demonstrativ aufs Auge gedrückt. Seine Streitlust, gepaart mit lakonischen Spitzen gegen die Kollegen sorgen immer wieder für unterhaltsame und humorvolle Dialoge. Seine Abteilung hat Demirbilek fest im Griff. Wie es sich für einen „Pascha“ gehört, lässt er gerne den Chef raushängen. Dennoch dient ihm seine Abteilung als Ersatzfamilie, läuft es für den zweifach geschiedenen Vater doch privat eher mies. Seine Tochter Özlem (Selen Savas) ist sein ein und alles, ihr Erwachsenwerden betrachtet er argwöhnisch.
Tim Seyfi spielt den manchmal raubeinigen, jedoch stets loyalen Ermittler mit einer angenehmen Unaufgeregtheit. Neben dem dominanten Charakter Zeki, haben die anderen Figuren nicht allzu viel Zeit sich einzuführen, diese wird jedoch effektiv genutzt. Da wären die strebsame und übereifrige, aber herzensgute Vierkant, die engagierte und freche Jale sowie der alteingesessene, prollige Pius, der auch um einen rassistischen Spruch nicht verlegen ist. Meistens dienen die Kollegen jedoch lediglich als Kontraste zur Hauptperson sowie als Partner in spritzigen Dialogen.
Hier und da stören kleinere Details den ansonsten runden Gesamteindruck. Es mutet beispielsweise seltsam an, dass der kernige, alte Auftragskiller mitsamt Sonnenbrille in einen zuvor als besonders exklusiv deklarierten Schwabinger Club gelassen wird. Dort steht er dann auch noch stoisch und bedrohlich auf der Tanzfläche herum. Auch auf den schalen Gag um die Erklärung des Wortes „Babo“ hätte man verzichten können, handelt es sich dabei doch immerhin um das Jugendwort 2013, das obendrein längst ein alter Hut ist.
Sehr viel Wert wird auf den Standort München gelegt: Immer wieder gibt es Luftaufnahmen der bayerischen Landeshauptstadt zu sehen, unterlegt von der charakteristischen Titelmelodie. Die Leiche schwimmt in der Isar durch den Englischen Garten und vorbei an den Surfern am Eisbach. Das Münchner Lebensgefühl wird standesgemäß im Biergarten zelebriert. Der bayerische Dialekt ist möglicherweise präsenter als in Wirklichkeit, neigen doch die vielen Zugezogenen und auch der ein oder andere gebürtige Münchner zum Hochdeutschen. Dennoch ist „Kommissar Pascha“ untrennbar mit der Isar-Metropole verbunden, aufgepeppt mit einem Schuss türkischer Folklore. Denn trotz seiner bayerischen Verwurzelung, bleibt die Türkei für Zeki ein Sehnsuchtsort.
Das Erste zeigt «Kommissar Pascha» am Donnerstag, den 16. März 2017 um 20.15 Uhr.
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