Zur Person:
Aurel Mertz, 1989 in Stuttgart geboren, hat in Wien und Istanbul Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert und zog dann nach Berlin, um sich den Traum einer eigenen Fernsehshow zu erfüllen. Beim Träumen traf er Frank Elstner. Der erzählte was von „Masterclass“ und Moderatoren ausbilden. Beworben. Gehofft. Genommen! Von den Großen des Fernsehens gelernt – und jetzt steht er bereits bei der dritten Staffel der TELE 5-Show «BOOMARAMA» als Moderator und Host vor der Kamera.Zuerst einmal haben Studio- und Sendeplatzwechsel mittlerweile sowieso Tradition bei uns (lacht). Abgesehen davon, war es bei «Boomarama» immer der Fall, dass wir uns nicht wirklich nach Tagesaktualität richten konnten, da wir vorproduzieren. Deshalb haben wir uns jetzt dazu entschieden, wichtige Themen des Zeitgeschehens näher zu beleuchten. Wir haben jeder Sendung ein Thema untergeordnet. Das bedeutet, dass sich dieses Thema von Cold Open über Monolog und Einspieler bis zum Interviewgast durchzieht. Dadurch ist das Thema der Sendung nun klar definiert, während früher das Problem bestand, dass wir zwar eine Late-Night-Show waren, aber nicht wie in diesem Format üblich auf die neuesten News eingehen konnten. So gerieten die Themen zu einem gewissen Teil etwas willkürlich.
Um diese Willkür abzulegen, haben wir nun pro Folge ein großes, relevantes Thema. Zum einen macht das neue Konzept die Sendung nun genialer, aber ich habe natürlich auch in den letzten zwei Jahren dazugelernt. Dass ich das so jung machen durfte, ist ja das Tolle an der Sendung und in dieser Zeit habe ich auch gelernt, mich besser auf meine Gäste einzustellen. Das neue Studio macht auch noch etwas mehr her und ist wieder schön knallig bunt. Ich habe das Gefühl, dass die Sendung damit ihr Gefäß verfeinert hat. Man darf nicht vergessen: Wir laufen auf einem kleinen Sender und haben auch eine kleine Sendung, deren Ziel es ist, sich stetig weiterzuentwickeln. Das Ziel muss sein, dass diese Show größer und qualitativ besser wird.
„
Ich will mir nicht vorwerfen müssen, dass die Sendung stagniert.
”
Aurel Mertz
Mit bis zu 4,1 Prozent im Laufe der letzten Staffel hatte «Boomarama» großen Erfolg. Im Fußball sagt man: „Never change a winning team!“ Wieso haben Sie sich trotzdem dazu entschieden, das Konzept so massiv zu verändern?
Grundsätzlich ist es so: Wir sind bei Tele 5, das heißt Quoten sind uns erst einmal scheißegal (lacht). Uns ist es natürlich wichtig, dass es gut ist und den Leuten gefällt. Es ist ganz einfach aus einem objektiven Standpunkt heraus klüger gewesen, die Sendung ein bisschen zu verändern. Man kann nur hoffen, dass das gut ankommt, denn wir senden ja jetzt Freitag um 22 Uhr und da ist es natürlich schwer viel zu holen, wenn wir beispielsweise gegen die «heute-show» senden. Das ist uns vollkommen bewusst. Um zu signalisieren, dass uns Quote nicht so wichtig ist, setzen wir auf ‚online first‘, wir veröffentlichen sie im Internet 28 Stunden vor der TV-Ausstrahlung. Damit wollen wir zeigen, dass Qualität für uns vorgeht. Man darf auch nicht vergessen: Die Elemente sind immer noch die gleichen, wir haben immer noch Cold Open, Monolog und lediglich ein paar zusätzliche Features. Letztendlich ist es aber immer noch die selbe Sendung, der wir lediglich einen roten Faden gegeben haben.
„
„Boomarama 3000“ ist die konsequente Antwort auf den Versuch der Mainstreamer, uns via Robot-TV zu suggerieren, Humor wäre was mit Schenkel und Beton. Wir müssten annehmen, seit Kalki und Päter wären keine lustigen Kinder mehr in Deutschland gezeugt worden und der ebenso ansprechende wie anspruchsvolle Humor sei der fortschreitenden Demenz der Vorkriegs-Programmmacher der Robotik zum Opfer gefallen.“
”
TELE 5-Geschäftsführer Kai Blasberg über «Boomarama 3000»
Staffel eins war ja eine ganz spontane Sache, die wir damals mit dem Websender zuio produziert haben. Mit dem Konzept bin ich damals zu Tele 5 gegangen und Kai (Blasberg, Tele 5-Geschäftsführer, Anm. d. Red.) sagte: „Ja, machen wir. Kannst du in eineinhalb Monaten liefern?“ Das habe ich natürlich bejaht. Dann haben wir sehr schnell eine Staffel produziert und dafür auch Einspieler verwendet, die wir schon für den Websender produziert hatten.
Mit der zweiten Staffel wollten wir einen weiteren Schritt nach vorne machen, ich glaube zuio hat in der Form zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr existiert. Dafür habe ich mich dann mit Strandgut Media zusammengetan, weil das natürlich auch eine Adresse war, von der ich wusste, dass das gut funktionieren würde. Sie hatten ja beispielsweise schon «neoParadise» gemacht, deren Studio ich auch wollte und letztlich verwendet habe. Die Wahl lag nahe, weil das auch eine kleine Firma war, die gerade Kapazitäten dafür hatte.
Dadurch, dass ich mein Team selbst komplett zusammenstelle und auch selbst mitbringe, hat es nicht so viel Sinn gemacht, weiter mit Strandgut zu arbeiten. So haben wir dann entschieden, mit Creative Cosmos zusammenzuarbeiten, um das Format damit in der eigenen Hand halten zu können. Zu Creative Cosmos besteht die Verbindung, dass Joko und ich den selben Manager haben. Peter Olsson hatte mich damals im Rahmen der (Anm. d. Red. Frank Elstner) „Masterclass“ entdeckt und mich nach der Sendung, als Joko zu Gast war, gefragt, ob ich nicht zu ihnen kommen möchte. Auch mit Nicolas Paalzow arbeite ich sehr eng zusammen, was die Entwicklung von Sendungen angeht. Ich schreibe zum Beispiel gerade sehr viele Sendungs-Pitches, die ich zusammen mit Nico und Creative Cosmos an den Mann bringe. Daher ist das eine Art Arbeitsgemeinschaft, die mich unterstützt, aber mir gleichzeitig freie Hand lässt.
Die neue Staffel zu konzipieren, lief total lustig ab (lacht). Wir haben uns zuerst zusammengesetzt, uns diese zehn Themen überlegt und damit das Pferd von hinten aufgezäumt. Zunächst ging es darum, nach Themenbegriffen zu suchen, die in irgendeiner Art doppeldeutig sind und von denen du denkst, dass du da irgendetwas draus machen kannst. Diese zehn Themen haben wir dann festgelegt und uns erst danach Gedanken gemacht, wie die Witze und Einspieler sein könnten. Somit hatten wir eine ganz andere Arbeitsweise als davor, weil wir zuerst einen Begriff hatten, auf den wir einen Einspieler hinschreiben mussten. Früher habe ich mich gefragt: Welche dumme Sache wollte ich eigentlich schon immer mal machen? Die habe ich dann auch gemacht. Mit den festen Begriffen, war die Arbeit nun eine große Herausforderung – bei manchen Themen ging das total einfach, bei anderen Begriffen fiel das sehr schwer. Das ist ein ganz anderer Denkprozess. Man denkt sich: „Ok, ich brauche zuerst einen Monolog, dann zwei Einspieler und so weiter – was ist dazu möglich?“ Das war eine große Umstellung! Aber gleichzeitig war es das, was mir an dieser Staffel großen Spaß gemacht hat.
Auch die Gästeauswahl hat diesmal mehr Spaß gemacht, weil wir uns Gedanken machen konnten, welcher Gast in irgendeiner Art zum Thema passen könnte und wie man die Brücken schlagen kann. Außerdem haben wir uns nun gesagt, dass wir eine kleine Sendung sind und nicht in jeder Show zwingend einen großen Namen brauchen, sondern Leute, die auch wirklich etwas zu erzählen haben und die zum Thema passen. Das fand ich interessanter als jemanden dazuhaben, der mir nur erzählt, dass er jetzt eine neue Platte veröffentlicht hat.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Aurel Mertz' Fazit zur Anfangszeit von «Boomarama» ausfällt, warum Late-Night-Shows in Deutschland unterrepräsentiert sind und was es braucht, um jung eine eigene Fernsehshow zu erhalten.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
16.03.2017 12:51 Uhr 1
16.03.2017 13:10 Uhr 2