Themen und Gäste
- Anziehungskraft: Nikeata Thompson (Tänzerin und Choreographin)
- Scheitern: Pierre M. Krause (Fernsehmoderator / Comedian)
- Provokation: Idil Baydar (Schauspielerin und Kabarettistin) als „Jilet Ayse“ (Ghettobraut ausBerlin)
- Würde: Kat Kaufmann (Film- und Theaterkomponistin / Schriftstellerin) und Julian F.M. Stöckel(Designer / Model)
- Kunst: Milo Moiré (Schweizer Performance-Künstlerin)
- Blau: Olexesh (Rapper) und Samir Yazidi (Rapper)
- Autorität: Christopher Lauer (SPD-Politiker)
- Fleisch: Luna Love (Amateur-Pornodarstellerin & Youtuberin)
- Tierchen: Manuel Möglich (Gonzo-Journalist)
- Apokalypse: Simon Gosejohann (Moderator / Comedian)
Denn obwohl sich die von Aurel Mertz seit 2015 auf Tele 5 präsentierte Late-Night-Show im vergangenen Jahr zu einem beeindruckenden Quotenerfolg gemausert hat und in der Spitze auf über vier Prozent Zielgruppen-Marktanteil gelangt war - was im Vergleich zum Senderschnitt von derzeit nicht einmal mehr einem Prozent ein stolzer Wert ist, versuchen er und sein Sender bei den neuesten zehn Folgen nicht einfach nur in typischer Privatsender-Manier, den Status quo zu manifestieren und auszureizen, bis das Publikum übersättigt ist. Das ist löblich und verdient Anerkennung - daraus resultiert aber ein weitaus mittelmäßigeres Stück Fernsehkunst, als man sich wohl erhofft hatte.
Neues Konzept: Der Anspruch ist Wissen, die Realität Flachwitz

Auch im Studio selbst reitet der einstige Zögling der respektabel besetzten Frank-Elstner-Masterclass weiter auf dieser Schiene, nutzt die Vokabeln Anziehungskraft sowie ihr Pendant Fliehkraft aber auch für eine Verknüpfung mit bekannten Persönlichkeiten aus der Politik - etwa Erika Steinbach, wobei an dieser Stelle noch nicht vorweg genommen werden soll, in welche Richtung sie einkategorisiert wird. In einem Einspieler hält Mertz um die Hand von Beatrix von Storch an, schreibt ihr einen Brief und verweilt sogar (angeblich) stundenlang mit Zelt bepackt vor ihrer Haustür, um schließlich gesagt zu bekommen, dass sie sich derzeit in Straßburg aufhalte.
Und so schleppt sich die Sendung über Koordinatensysteme, Auflistungen und dem mindestens ebenso trivialwissenschaftlichen sowie bestenfalls leidlich unterhaltsamen "Mertz-Experiment", in dem der zuvor noch nicht einmal tausendfach televisionär beantworteten Frage nachgegangen wird, ob ein Mensch mit Klebeband an eine Wand angeklebt werden kann, zum Gast der Sendung: Nikeata Thompson. Und zusammen mit der wahrlich dankbaren und über jeden noch so infantil-bemühten Flirt-Versuch und Flachwitz lachenden Choreografin kommt dann ganz am Ende doch einmal so etwas wie Stimmung im ansonsten eher verhalten ausgefüllten Studio auf: Eine Art Kofferpacken mit Tanzmoves bringt Schwung in die schlaffen Glieder und Lachmuskeln und sorgt dafür, dass der Zuschauer zumindest nicht gelangweilt aus dem Halbstünder hinausgeht.
Geht da nicht mehr oder soll nicht mehr gehen?

Wirkt also die im Vorfeld so eifrig beworbene Fokussierung auf jeweils ein Thema pro Folge, das dann auch bitte noch in irgendeiner leicht aufgesetzt wirkenden Form wissenschaftlich aufbereitet werden sollte, so hemmend? Klingen die großen Namen auf dem Papier größer, als sie dann in der Praxis kooperieren? Muss sich das neue Team mit der neuen Ausrichtung des Formats erst noch finden? Oder ist vielleicht gar nicht mehr gewollt, als eine nette Late-Night mit einigen Kalauern und kurzweiligen Unterhaltungssegmenten zu produzieren, die beim breiten Publikum auch bessere Chancen hat als die große Wunderküche, in der die btf ihre Zutaten immer wieder auf innovative, damit aber eben auch gerne mal etwas sperrige und gewöhnungsbedürfte Art und Weise zu Kritikern äußerst gut mundenden Menüs zusammenbrutzelt? Letzteres wiederum würde aber mit Blick auf Sender und Verantwortliche schon ein wenig überraschen.

Tele 5 zeigt zehn Folgen von «Boomarama 3000» jeweils freitags gegen 22 Uhr. Auf der Website des Senders werden sie immer schon vorab am Donnerstag um 18 Uhr zu sehen sein.
Lesen Sie hier unser brandaktuelles Interview mit Aurel Mertz.
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