Zur Medienpsychologie
Die Medienpsychologie ist ein Zweig der Psychologie, der sich in der Forschung mit der Beschreibung, Erklärung und Prognose des Erlebens und Verhaltens, das mit Medien verknüpft ist, beschäftigt. Kern der Medienpsychologie als psychologische Teildisziplin, ist die Untersuchung des Handelns, des Denkens und des Fühlens im Zusammenhang mit der Nutzung von Medien.Wikipedia
Warum ProSieben beispielweise auch in Konkurrenz zum übermächtigen Dschungel-Camp oder als Ersatz für die sich häufenden Flops im Serienbereich die Dosis der Sitcom erhöht, wird schnell klar, wenn man auf die Einschaltquoten des Formats blickt. Seit 2014 stellt «The Big Bang Theory» die beliebteste Serie der werberelevanten Zielgruppe im deutschen Fernsehen dar, auch in den USA nimmt die CBS-Serie mit knapp 20 Millionen Zuschauer pro Folge die Spitzenposition ein, was CBS zuletzt dazu veranlasste ein Spin-Off zur Vorgeschichte von Protagonist Sheldon Cooper zu bestellen.
«The Big Bang Theory»: Der wundersame Erfolg von Wiederholungen am Nachmittag
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In der Regel setzt ProSieben zwischen 15.15 Uhr und 17 Uhr am werktäglichen Nachmittag auf vier Folgen «The Big Bang Theory». Dieser Umstand schränkt die Zuschauergruppen ein, die sich dem Format zu dieser Uhrzeit widmen können. In Frage kommen Hausfrauen, halbtags Arbeitende, Arbeitslose und – die Kernzielgruppe, um die sich diese Erörterung drehen soll – Schüler und Studenten, von denen obendrein ein überwältigender Großteil zur werberelevanten Altersgruppe zählt. Wieso fühlen sich also täglich prozentual so viele junge Menschen zur ProSieben-Sitcom hingezogen und nicht etwa zu den Konkurrenzprogrammen anderer jugendaffiner Privatsender?
Mood Management – Stimmungsaufhellung dank Medien?
Eine wichtige Erklärung könnte in einer von US-Forscher Dolf Zillmann im Jahr 1986 formulierten Theorie liegen, die die Medienpsychologie als „Mood Management“ beschreibt. Diese besagt, dass Menschen Medien nutzen, um ihre Stimmung ("mood") zu regulieren ("manage"), sie geht also davon aus, dass die Wahl von Medienangeboten bzw. medialer Unterhaltung von Emotionen bzw. von der Stimmungslage des Rezipienten beeinflusst wird. Daher seien Menschen darauf bedacht, in als unangenehm wahrgenommenen Geisteszuständen Medien zu konsumieren, die das größtmögliche Potenzial besitzen, diese Stimmung in einen als positiv wahrgenommenen Zustand umzukehren. Mediennutzer versuchen also, ihre Umgebung so zu gestalten, dass negative Zustände minimiert und positive Zustände maximiert werden.
Was ist operante Konditionierung?
Operante Konditionierung ist ein Paradigma der behavioristischen Lernpsychologie und betrifft das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern (Stimulus-Response) aus ursprünglich spontanem Verhalten. Die Häufigkeit dieses Verhaltens wird durch angenehmen Konsequenzen nachhaltig erhöht oder durch unangenehme Konsequenzen verringert. In der Alltagssprache entspricht diese Theorie dem „Lernen durch Belohnung/Bestrafung“.Wikipedia
Zillmann und sein Kollege Bryant zeigten schon 1985, dass sich Personen in negativ empfundenen Stimmungen besonders oft Comedy-Formaten zuwandten, gestresste Probanden in einem Versuch von Anderson, Collins, Schmitt und Jacobvitz (1996) wählten ebenfalls vorwiegend komödiantische Inhalte. Die Forschung in diesem Bereich hat mittlerweile für verschiedenste Arten von Medienangeboten und verschiedenste situative Bedingungen nachgewiesen, dass situative Befindlichkeiten das Auswahlverfahren mitprägen.
Zurück zu «The Big Bang Theory»: Wohl ein Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird in den vergangenen Jahren zwangsläufig einmal mit der Comedy-Serie in Berührung gekommen sein, die nicht nur im Fernsehen über eine Art Omnipräsenz verfügt, sondern auch die Internet- und Popkultur dominiert. Wendet man diese Tatsache auf die Theorie des Mood Management ein, so würden Personen, die «The Big Bang Theory» bei der Ansicht als angenehm stimulierend empfanden, auch künftig in unangenehmen Zuständen unbewusst die Nerd-Sitcom auswählen, um ihre Stimmung zu verbessern.
«The Big Bang Theory» – der mediale Anti-Stress-Ball?
Dies träfe natürlich auch auf alle möglichen anderen Fernsehformate zu. Zum einen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen, deren Fernsehnutzung im Laufe der jüngeren Vergangenheit ohnehin massiv zugunsten von Streaming-Angeboten abnahm, schon einmal eine Episode «The Big Bang Theory» gesehen haben deutlich höher als beispielweise in Bezug auf Scripted Reality-Formate bei RTL oder Sat.1, die am Nachmittag zeitgleich laufen. Tatsächlich spielt die Uhrzeit hierbei jedoch eine wesentliche Rolle. Im Zeitraum zwischen 15.15 und 17 Uhr kehren etliche Schüler und Studenten werktäglich von Schule oder Universität zurück. Hinter ihnen liegen dann mindestens über Stunden aufrecht erhaltene Konzentration, allemal ein Geisteszustand, von dem es erstmal Abstand zu gewinnen gilt, und im schlimmsten Fall richtiger Stress.
Besonders interessant gestalten sich die Ergebnisse, die die Medienpsychologie zur Medienauswahl in Stresszuständen fand – ein eigenes Forschungsfeld, das unter dem Namen „Recovery-Forschung“, also Erholungs-Forschung, betrieben wird. Der noch junge Forschungsstrang brachte bereits einige Befunde hervor, die bewiesen, dass der Konsum von Unterhaltungsmedien zum Stressabbau führen können und gaben damit bereits erste Antworten auf die Frage, ob beispielsweise die feierabendliche Fernsehnutzung auf der Couch tatsächlich für Erholung sorgt.
Dezidierte Experimente in Bezug auf Fernsehserien und verschiedene Genres blieben bis heute noch weitestgehend aus, im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der Universität Würzburg widmete sich der Autor dieses Artikels jedoch der Frage, ob «The Big Bang Theory» tatsächlich ein derartiges Erholungspotenzial besitzt. Zufällig ausgewählte Versuchsteilnehmer erhielten in einem Experiment Matheaufgaben, die sie unter Zeitdruck bewältigen sollten. So wurde das Stresslevel der Probanden erhöht, was durch einen ersten Fragebogen nach der Aufgabenbearbeitung bestätigt wurde.
Während eine Gruppe der Versuchsteilnehmer nach den Matheaufgaben die Pilotfolge von «The Big Bang Theory» ansah, verbrachte eine andere Gruppe die Zeit damit, auf einem Blatt Papier ihr Abschneiden beim vorangegangenen Mathe-Test einzuschätzen. Nachdem beide Gruppen später wieder auf einem Fragebogen ihr Stresslevel einstufen sollten, zeigte sich, dass die Sitcom-Zuschauer signifikant entspannter aus dem Versuch herausgingen. Das Experiment stellte damit nur einen der ersten Schritte in einem Forschungsfeld dar, dessen Erkundung in den kommenden Jahren einige hochinteressante Erkenntnisse zu den psychologischen Beweggründen unserer Seriennutzung geben könnte.
Ob unbewusste medienpsychologische Prozesse die Medienselektion maßgeblich beeinflussen, bleibt weiterhin kontrovers diskutiert. Dennoch können selbst Medienwissenschaftler dieser Tage immer noch nicht greifen, warum manche Formate größere Erfolge erfahren als andere und was unterhaltende Medieninhalte und ihre Wirkungen beim Zuschauer überhaupt ausmacht – der Fernsehnutzer bleibt vorerst eine ‚Black Box‘. Die große Popularität von «The Big Bang Theory», dem sich ein Großteil der jungen „Serien-Generation“ schon aussetzte, sowie das erwiesene Potenzial von Comedy-Formaten, unangenehme Geisteszustände wie Erschöpfung beispielsweise nach anstrengenden Schultagen umzukehren, scheinen «The Big Bang Theory» im deutschen Fernsehen am werktäglichen Nachmittag jedoch zumindest aus medienpsychologsicher Sicht einen Auswahlvorteil gegenüber Konkurrenzprogrammen zu verschaffen.
Es gibt 16 Kommentare zum Artikel
22.03.2017 17:07 Uhr 1
Und außerdem ist dies die größte Müllserie die es überhaupt gibt da ist ja Sat1 mit Auf Streife noch unterhaltsamer als Pro7 mit dem Schit da.
22.03.2017 19:40 Uhr 2
22.03.2017 20:50 Uhr 3
22.03.2017 21:00 Uhr 4
Würde ich nachmittags fernsehen bzw. könnte ich fernsehen und gleichzeitig lernen, ich würde nachmittags wohl auch am ehesten TBBT oder "Bares für Rares" schauen. Das ist nett, erfordert keine gesteigerte Aufmerksamkeit und würde mich in seiner Dümmlichkeit auch nicht so anstrengen wie das Alternativangebot von RTL und Sat.1.
Fohlen
22.03.2017 21:15 Uhr 5
23.03.2017 09:09 Uhr 6
warum sollte man also was anderes schauen, was mich nicht annähernd so unterhält??? ^^
23.03.2017 09:10 Uhr 7
23.03.2017 09:13 Uhr 8
So. Mir stellt sich viel eher die Frage, warum man alles mögliche zu Tode analysieren muss. Viele Menschen schauen eine unterhaltsame Serie an. Punkt.
Aber ja, wahrscheinlich wird es daran liegen, dass Millionen von Leuten einfach dämlich und anspruchslos sind. :roll:
23.03.2017 09:26 Uhr 9
... Ich denke schon das man auf einer Seite die Quotenmeter.de heißt über solche Themen diskutieren kann und soll... Und egal wer was wie oft schaut Sagt niemand das er dämlich wäre... Sorry
23.03.2017 09:27 Uhr 10
Die Sitcom ist mit Abstand das Beste was es zurezeit gibt und ich liebe sie. Allerdings sieht man auch hier das Pro7 wirklich nichts mehr einfällt. Auch mich nerven die Endlosschleifen, aber das ist nicht nur bei Pro7 so. Fast alle Sender kriegen es nicht mehr auf die Reihe ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Da wundert es auch nicht, das viele Zuschauer auf Bezahlsender ala Netflix wandern. Die Programmvielfallt in Deutschland ist am Abgrund und außer irgendwelche immer wieder kommende Casingshows, Serien in Endlosschleifen oder Wiederholungen bekommt man kaum noch was Gutes beboten. Daher sind die Bezahl- und Internetsender so erfolgreich. Zu Recht!