Interview

«Die Frage»: Wie funk die Presenter-Reportage wieder aufleben lässt

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What the funk?!: Mit «Die Frage» liefert der BR für funk wieder ein Gesicht zu Reportagen. Wir sprachen mit Michael Bartlewski über die Vorteile, die mit einem präsenten Reporter einhergehen.

Über das Format:

«Die Frage» ist eine wöchentliche Presenter-Reportage, die der BR für funk produziert. Es gibt einige große, knifflige Fragen: Wie schlimm ist Knast? Warum haten wir so viel im Netz? Wie können wir mit dem Tod klarkommen? Und noch tausend andere. Auf der Suche nach Antworten lernt Michael besondere Menschen kennen, die uns überraschen, an denen wir verzweifeln oder die wir vielleicht sogar bewundern.
Worum geht es in Ihrem Format und wer ist daran beteiligt?
Der Name sagt eigentlich schon fast alles. Ich stelle mir eine knifflige Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist, und das Format begleitet mich auf der Suche nach Antworten. Es ist unglaublich, was ich dank „Der Frage“ schon erlebt habe: Zum Beispiel Leichenwäsche, Pornodrehs oder Gefängnis. Wichtig ist, dass meine Stationen aber kein Selbstzweck sind, sondern wir dorthin gehen, weil ich wirklich etwas herausfinden möchte.
Wir arbeiten in einem sehr kleinen festen Team: ein VJ, der dreht und schneidet, eine Autorin, ein Social-Media/Community-Manager und ein Redakteur.

Wie kam die Idee zum Format zustande?
Wir hatten keinen Bock mehr auf die immer gleichen Experten vor irgendwelchen Bücherwänden, sondern wollten echt was erleben. „Die Frage“ gab es zuerst als multimediales, zweistündiges Radio-Feature inklusive eines Videos und Social-Media-Begleitung bei PULS, dem jungen Programm des Bayerischen Rundfunks. Erfunden hat das Konzept, für das wir 2010 den Deutschen Radiopreis für „Beste Innovation“ bekommen haben, mein damaliger Redakteur Till Ottlitz. Anschließend wurde immer eine 30-minütige Fernsehsendung daraus. Für funk haben wir das Konzept aber nochmal komplett neu gedacht und angepasst, mit kürzeren Videos auf YouTube, die aufeinander aufbauen, aber dafür mehr davon.

Wir hatten keinen Bock mehr auf die immer gleichen Experten vor irgendwelchen Bücherwänden, sondern wollten echt was erleben.
Michael Bartlewski
Warum gehört das Format zu funk und zur Zielgruppe, die funk ansprechen will?
Die Rückmeldungen zeigen uns, dass wir Themen oft so anpacken, dass ein neuer Blick darauf möglich ist. Egal ob gefährliche Fakes im Netz, der Umgang der Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung oder Klischee-Vorstellungen über Fetisch-Praktiken. Ich denke, man kann eine Menge lernen bei «Die Frage» und hoffe, dass unser Beitrag für die eigene Meinungsbildung wertvoll ist. Das gilt vor allem für Leute, die sich gerade orientieren, passt also sehr gut zu funk.

Welche Vorteile bietet Ihnen persönlich die Plattform funk und wie unterscheidet sich die Arbeit mit funk von Ihrer bisherigen Arbeit?
Früher haben wir YouTube einfach nur als „Abspielstation“ gesehen, das hat sich mit funk komplett geändert. Und das sehe ich als riesigen Vorteil: Für die Leute zu produzieren, die unseren Kanal abonniert haben. Wir haben keine Begrenzung mehr in der Länge wie im klassischen Fernsehen, wir können einfach machen und erhalten auch gleich Feedback. Es ist alles viel direkter.

Wo sehen Sie das Format inhaltlich in einem Jahr?
Ich hoffe, dass wir noch viele Situationen erleben, bei denen ich mich am Anfang frage: „Scheiße, wie bin ich denn hier reingekommen“. Inhaltlich arbeiten wir hier bei PULS gerade zusammen mit den Kollegen von funk daran, wie wir das Erleben in der Reportage und das Vermitteln von Informationen besser verknüpfen können.

Interviewreihe 'What the funk?!'

Die Interviewreihe "What the funk?!" von Quotenmeter.de befasst sich alle zwei Wochen mit der öffentlich-rechtlichen Internetplattform funk. Welche Formate sind bei funk abrufbar? Wer steckt dahinter? Und wie arbeitet es sich eigentlich beim neuen Angebot? Die Teams der funk-Formate beantworten je einen Katalog aus standardisierten und individuellen Fragen.
DIE Frage, die sich uns zunächst aufdrängte: Welche Fragen qualifizieren sich für „Die Frage“ und nach welchen Faktoren wählen Sie die Fragen aus?
Es gibt so viel zu entdecken, das liebe ich an meinem Job. Jede Frage kommt aus mir heraus und interessiert mich persönlich. Im Idealfall sind es Dinge, über die ich noch wenig weiß oder meine eigenen Vorurteile mitschleppe. Wenn ich die Antwort schon vorher kenne, dann müssen wir die Sendung nicht machen. Als Reportage eignen sich dann Themen, die erstens erlebbar sind und zweitens eine gesellschaftliche Relevanz haben. Damit meine ich, es lohnt sich diese Sendung zu machen, weil da etwas schief läuft oder die Gesellschaft vielleicht mal ihre Haltung überdenken sollte. Zum Beispiel zu Menschen mit Behinderung, zu Waffengebrauch oder dem Strafvollzug. Ich lande irgendwie immer bei Tabu-Themen. Und bin dann von meinen Gesprächspartnern oft echt beeindruckt, weil sie so ein ganz anderes Leben führen als ich.





Im Vergleich zu anderen Formaten im Fernsehen ist eben nicht schon alles ausrecherchiert, sondern «Die Frage» ist ein Abenteuer mit offenem Ausgang.
Michael Bartlewski
Für funk widmen Sie sich je in mehreren Teilen einer Frage und bringen Sie dem Zuschauer in Form einer Presenter-Reportage nahe. Dabei treten Sie selbst in den Mittelpunkt. Welche Vorteile gehen aus Zuschauersicht mit Ihnen als präsentem Reporter einher, insbesondere gegenüber anderen Reportagen oder Wissensmagazinen, an denen es in Deutschland ja nicht mangelt?
Ich hoffe, dass ich stellvertretend für unsere Nutzer etwas erleben kann, was sie auch interessiert, aber sie keine Möglichkeit haben, das selbst herauszufinden. Hoffentlich ist das Ganze auch einprägsamer, weil ich eben am Anfang der Recherche noch auf dem Stand unserer User bin und erst Schritt für Schritt mehr dazulerne. Im Vergleich zu anderen Formaten im Fernsehen ist eben nicht schon alles ausrecherchiert, sondern «Die Frage» ist ein Abenteuer mit offenem Ausgang. Auch wenn ich mal scheitere, wird das nicht weggeschnitten.

Presenter-Reportagen, die ihren agierenden Berichterstatter über mehrere Teile aufbauen und damit dem Zuschauer eine Chance geben, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, finden im deutschen Fernsehen dieser Tage trotzdem kaum noch statt. Warum nehmen Fernsehsender Abstand von dieser Art von Reportage und worauf kommt es als Presenter besonders an?

Echt, nehmen die Abstand davon? Nach meinem Gefühl gibt es fast schon eine Reporter-Schwemme im On….bei mir war es so, dass ich NIE ins Fernsehen wollte, schon gar nicht als Moderator. Dass da eine Kamera mitläuft ist mir nicht wichtig, sondern ganz kitschig: Ich will’ einfach was herausfinden.

Vielen Dank für das Interview, Michael Bartlewski!

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