Zur Person: Ryan Murphy
Ryan Murphy wurde am 9. November 1965 in Indianapolis, Indiana geboren. Der Sohn einer irisch-katholischen Familie besuchte dort eine katholische Schule. Später studierte er an die Indiana University in Bloomington und schrieb dort für die Universitätszeitung. Nach Jobs als Journalist für verschiedenste Publikationen in den USA ging Murphy einer Karriere als Drehbuchautor nach. Heute ist Murphy einer der gefragtesten Serienautoren der Branche.Steven Spielberg ließ ihn umschulen
Bis in die späten 90er Jahre hinein verdiente der 1965 geborene Ryan Patrick Murphy aus Indianapolis seine Brötchen noch als Journalist – für den „Miami Herald“, die „Los Angeles Times“ oder die „New York Daily News“. Diese Karriere schien vorgezeichnet, schrieb seine Mutter doch fünf Bücher, während sein Vater 30 Jahre im Zeitungsgeschäft arbeitete. Seine Liebe zur Unterhaltungsindustrie, der Murphy schließlich bei „Entertainment Weekly“ bereits in Teilen nachging, genügte dem Autor jedoch nicht. So begann er kurz vor der Jahrtausendwende schließlich auch mit dem Verfassen von Drehbüchern. Kein geringerer als Steven Spielberg wurde im Zuge von Murphys ersten Gehversuchen auf den Sprössling irischer Katholiken aufmerksam und erstand sein Skript zu „Why Can’t I Be Audrey Hepburn?“, das bis zum heutigen Zeitpunkt nie produziert wurde.
Sei’s drum, Murphy hatte einen ersten Beweis für sein Können und verfolgte seinen neuen Karriereweg weiter, der ihm bereits 1999 seine erste eigene Serie bei The WB, dem früheren The CW, einbrachte. «Popular», das Murphy zusammen mit Gina Matthews schuf, deutete mit seinem Stil und seinen Themen bereits an, in welche Richtung sich Murphy künftig mit seinen Drehbüchern bewegen würde. Das Format über zwei weibliche Teenies, die sich an ihrer Highschool an entgegengesetzten Enden der Popularitätsskala befinden, sich aber als neue Stiefschwestern arrangieren müssen, zeichnete sich durch seinen absurden Humor und satirischen Ansatz aus, der schon bald typisch für Murphys Schaffen sein sollte, beim jungen Publikum von The WB aber für nicht mehr als zwei Staffeln ausreichte.
Golden Globes pflastern seinen Weg
Schon kurze Zeit später sollte Murphy aber endgültig in den Fokus der Branche rücken. Sein satirischer Ansatz und sein Hang zum Extremen spitzten sich im Rahmen seines zweiten Formats «Nip/Tuck», das Murphy allein für den 21st Century Fox Kabel-Ableger FX ab 2003 produzierte, weiter zu. Ganz am Zahn der Zeit, rückte Murphy den neuen Schönheitswahn und damit ein Zentrum für Schönheitschirurgie in den Fokus eines Medical Dramas, das das Fernsehpublikum jede Folge aufgrund seiner sehr grafischen Darstellungen chirurgischer Eingriffe in Schaudern versetzte und damit die widersprüchliche und hässliche Natur einer oberflächlichen Industrie sowie die Eskapaden seiner Protagonisten aufzeigte.
An «Nip/Tuck» sollte sich schließlich auch zeigen, inwiefern Murphys Vorgeschichte ihn bei der Konzeption neuer Formate helfen soll. Als Journalist arbeitete Murphy einst undercover an einer Story über Schönheitschirurgie in Beverly Hills. Das denkwürdigste Zitat des Formats („Tell me what you don’t like about yourself.“) stammte direkt aus dem Mund eines echten Schönheitschirurgen. Nach Staffel eins, aus der «Nip/Tuck» als beliebtestes Kabelformat der Saison hervorging, heimste Murphy bereits seine erste Emmy-Nominierung ein, ein Jahr später gewann «Nip/Tuck» einen Golden Globe als beste Drama-Serie. Sechs Staffeln lief das Format auf FX und FOX schien im Laufe der Zeit Gefallen an Murphys Arbeit gefunden zu haben. 2009 gewann FOX Murphy für ein weiteres Format mit dem Titel «Glee».
Massentauglicher sollte es nun zugehen, schließlich debütierte «Glee» im frei empfangbaren Networkfernsehen, wo FOX insbesondere auf junge Menschen abzielte. Sein Gespür für dramatische Subplots, das Murphy in «Nip/Tuck» zur Genüge unter Beweis stellte und seine Vorerfahrung mit dem Highschool-Drama «Popular» lieferten die ideale Grundlage für die Musical-Dramedy über den titelgebenden Schulchor, die auf den Erfahrungen von Co-Autor Ian Brennan beruhte. Ambitioniert war «Glee» dennoch, das im Format auch schwierige Themen wie ethnische Herkunft und Sexualität nicht scheute. Nicht nur das Format selbst avancierte zum Publikumshit und erreichte zeitweise deutlich über zehn Millionen Zuschauer sowie zweistellige Marktanteile bei den 18- bis 49-Jährigen, auch die musikalischen Darbietungen der Serie entwickelten sich zu einem kommerziellen Erfolg. Nach einem deutlichen Zuschauerrückgang war jedoch auch für «Glee» nach sechs Staffeln Schluss, das letztlich vier Golden Globes zählte.
Von Highschool zu Horror – und deren Kombination
In der Zwischenzeit ging es für Murphy ohnehin wieder in eine Richtung, in der der Kreative seinen Hang zum Extremen weiter auslotete. 2011 belieferte er Kabelsender FX parallel zum zu dieser Zeit herausragenden «Glee» mit einer Serie, die nicht weiter von der Teen-Dramedy entfernt liegen könnte. Zusammen mit «Nip/Tuck» und «Glee»-Kollege Brad Falchuk produzierte Murphy die Horror-Serie «American Horror Story», die von dort an einen Hype um Anthology-Formate entfachen sollte, die sich jede Staffel einer anderen Geschichte widmen – eine Vorgehensweise, die 2016 auch die preisgekrönte erste Staffel von «American Crime Story» über den Fall O.J. Simpson fortsetzte, für die Murphy als Executive Producer fungierte. Es war «American Horror Story», mit dem Murphy nach eigenen Aussagen bewusst einen ganz anderen Weg einschlagen wollte als in seinen Formaten zuvor und das Murphy bei FOX endgültig zum Mann für innovative und anspruchsvolle Formate werden ließ.
«American Horror Story» und «American Crime Story» stellen auch quotentechnisch mittlerweile die Aushängeschilder für FX dar. Während «American Horror Story» mittlerweile auf 59 Auszeichnungen, davon vier Primetime Emmys und zwei Golden Globes kommt, wurde «American Crime Story» als Gesamtwerk gleich nach Staffel eins mit einem Globe ausgezeichnet. Jessica Lange, langjähriger Star von Murphys Horror-Anthologie, setzte die Arbeit mit dem Autor zuletzt mit «Feud», der wahren Rivalitäts-Geschichte zwischen den Schauspielerinnen Bette Davis und Joan Crawford fort, dessen Kritiken – wie könnte es anders sein – ebenfalls durchgängig wohlwollend ausfielen und dessen Quoten einer zweiten Staffel nicht im Wege stehen sollten.
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