Filmfacts «Es war einmal in Deutschland ...»
- Regie: Sam Garbarski
- Drehbuch: Michel Bergmann und Sam Garbarski; nach Romanvorlagen Michel Bergmanns
- Produktion: Roshanak Behesht Nedjad, Sébastien Delloye, Jani Thiltges
- Darsteller: Moritz Bleibtreu, Antje Traue, Tim Seyfi, Mark Ivanir, Anatole Taubman, Pál Mácsai, Vaclav Jakoubek
- Kamera: Virginie Saint-Martin
- Schnitt und Musik: Peter R. Adam
- Laufzeit: 101 Min
- FSK: ab 12 Jahren
Der mit 22 Jahren nach Belgien gezogene, 1948 geborene Münchener Sam Garbarski präsentiert mit «Es war einmal in Deutschland …» nun jedoch einen weiteren die Holocaustschrecken thematisierenden Film, der diesen Hintergrund nutzt, um vom jüdischen Witz zu erzählen. Wobei es ungerecht ist, die lose Adaption der Michel-Bergmann-Romante «Die Teilacher» und «Machloikes» auf ihre Rückblenden zu beschränken, die zu Zeiten der NS-Herrschaft spielen. Der eigentliche Fokus liegt auf den unmittelbaren Jahren danach:
Der «Irina Palm»-Regisseur erzählt vom gewieften Überlebenskünstler David Bermann (Moritz Bleibtreu), der zu den Wenigen gehört, die das KZ Sachsenhausen überlebt haben und sich daher in einem emotionalen Niemandsland befinden. Froh, noch zu leben, doch voller Schuldgefühle gegenüber jenen, denen es nicht so erging. Erfüllt von Tatendrang, ein neues Leben zu beginnen, aber so aufgekratzt, wütend und traumatisiert, dies nicht mit vollem Eifer durchziehen zu können. Im Falle von Bermann kommt erschwerend hinzu, dass die US-Besatzer ihn in die Mangel nehmen: Von der kühlen sowie hartnäckigen CIA-Agentin Sarah Simon (Antje Traue) wird er verhört, weil er den NS-Akten zufolge im KZ eine Sonderstellung genoss. War er etwa ein Kollaborateur?

Während Bleibtreu seine Rolle mit einem genüsslich-betrügerischen Charisma ausfüllt, der leicht an George Clooneys Danny Ocean erinnert, und der «Lommbock»-Darsteller selbst die dreisteste Lüge mit einem wonnig-verschmitzten Lächeln verkauft, bleiben die meisten weiteren Darsteller unscheinbar. Ihre mit eingestreutem Jiddisch verfeinerten Dialoge haben zwar sowohl in Streitgesprächen als auch beim Leidensaustausch sowie in amüsierten Unterhaltungen einen überzeugenden Charme, doch die Persönlichkeiten ihrer Rollen können Bleibtreus Vertreterkollegen nur bruchstückhaft vermitteln.
Daher gerät «Es war einmal in Deutschland …» immer dann ins Stocken, sobald der zentrale Plot für Nebenschauplätze angehalten wird. Die Erklärung, wie Verständig ein Auge verlor, ist ein besonders zähes Beispiel dafür, wie die zuvor bereits beiläufig vermittelten Leidensgeschichten dieser Figurentruppe mittels expliziter Ausführungen dem Film etwas von seinem Schneid kosten. Deutlich stärker sind die diversen Verkaufsgespräche der Teilacher, in denen das gesamte Ensemble nicht nur mit gerissenen Taktiken unterhält, sondern im Subtext durchklingen lässt, wie sehr diese Figuren vom Schatten des Holocausts in Mitleidenschaft gezogen werden.

«Es war einmal in Deutschland» ist ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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