Zur Medienpsychologie
Die Medienpsychologie ist ein Zweig der Psychologie, der sich in der Forschung mit der Beschreibung, Erklärung und Prognose des Erlebens und Verhaltens, das mit Medien verknüpft ist, beschäftigt. Kern der Medienpsychologie als psychologische Teildisziplin, ist die Untersuchung des Handelns, des Denkens und des Fühlens im Zusammenhang mit der Nutzung von Medien.Wikipedia
Nein, es steckt mehr hinter dem Erfolg von «Cobra 11», das nach über 300 Episoden noch immer um die 2,7 Millionen Zuschauer pro Folge unterhält. Dass die Erfolgsfaktoren aber nicht unmittelbar greifbar sind, liegt in der komplexen Natur unseres Sehverhaltens begründet. Welche Komponenten veranlassen den Zuschauer überhaupt zum Einschalten? Und wie lassen sich diese auf das Sehvergnügen im Rahmen von «Alarm für Cobra 11» übertragen? Der Forschungsbereich der Medienpsychologie formulierte Theorien, die Hinweise darauf geben, warum «Alarm für Cobra 11» auch 21 Jahre nach seiner Premiere die Massen anzieht.
Und Action! Vollgas für Sensation Seeker
Über "Sensation Seeking"
Das Suchen nach Abwechslung und neuen Erlebnissen, um immer wieder Spannungsreize zu erleben, beschreibt das Persönlichkeitsmerkmal Sensation Seeking. Man geht davon aus, dass es für jeden Menschen ein optimales Erregungsniveau gibt. Über das Aufsuchen oder Vermeiden von stimulierenden Reizen kann die Erregung reguliert werden. Dabei suchen Menschen mit einem geringen initialen Erregungsniveau eher aufregende Reize und werden somit als Sensation-Seeker bezeichnet.Wikipedia
Sechs Mal heimste die action concept-Produktion bereits den Taurus World Stunt Award für seine Actionsequenzen ein, das Spektakel gehört zu «Cobra 11» wie die Felge auf den Reifen. Nicht umsonst baut der Dauerbrenner daher auf einen charakteristischen Aufbau seiner Episoden, die nach dem Einstieg mit einem Verbrechen zumindest eine Verfolgungsjagd, wahlweise auch Massenkarambolagen oder Shoot-Outs enthalten. Und so einfach kann Unterhaltung sein! Wie Studien aus dem Bereich der Medienpsychologie bewiesen, braucht es nicht hochkomplexe Inhalte, allein actiongeladene Serien und Filme können ganz einfache menschliche Bedürfnisse erfüllen.
Die Suche nach spektakulären Medieninhalten bezeichnet man dabei als Sensation Seeking, für deren Bedürfnis jedoch Unterschiede innerhalb der Bevölkerung entstehen. Zwillingsstudien, die mit Hilfe des Vergleichs zwischen eineiigen und zweiigen Zwillingen vor allem in der Humangenetik und Psychologie Hinweise darauf geben, ob ein Merkmal eher genetisch oder durch die Umwelt beeinflusst ist, ließen den Schluss zu, dass etwa zwei Drittel dieser Sensationslust vererbt und ein Drittel durch die Umwelt geprägt ist. Zudem zeigten Männer in Studien stärkere Ausprägungen im Hinblick auf das Sensation Seeking, das seinen Höhepunkt obendrein bei einem Lebensalter von 20 bis 25 Jahren erreicht.
- © RTL/Guido Engels
Dana (Gizem Emre) und Semir (Erdogan Atalay)
Zwar schaffen auch riskante Aktivitäten, ein abwechslungsreicher Lebensstil oder soziale Interaktionen Abhilfe bei Sensation Seekern, auch die Medien, insbesondere aufregende Inhalte, bieten aber eine bequeme Alternative. Mehrere Studien fanden heraus, dass Sensation Seeker komplexe Bildformen bevorzugen, häufiger die Kanäle wechseln und signifikant häufiger Action- und Horror-Inhalte oder auch Pornografie konsumieren, die physiologische Erregung versprechen. Derartig veranlagte Personen sprechen die Stunts zum Augenreiben, die «Alarm für Cobra 11» Folge für Folge zum Besten geben, also aufgrund einer psychischen und teilweise genetisch verankerten Eigenschaft an.
Action aktiviert Inaktive
Neben dieser ganz individuellen Veranlagung spielt allgemeiner das Aktivierungspotenzial besagter Medieninhalte eine entscheidende Rolle beim Auswahlprozess von Medieninhalten. Der Begriff Aktivierung bezieht sich hierbei auf das Auslösen von Emotionen in Form innerer Erregung. Der Mensch empfindet dabei generell eine mittleres Level innerer Erregung am angenehmsten. Wie der Forscher Dolf Zillmann 1988 herausfand, verfügen verschiedene Genres in Fernsehen und Film über verschiedene Aktivierungspotenziale. Mehrere Studien in diesem Bereich bestätigten, was Zillmann bereits vorab mutmaßte: Während Naturfilme eher weniger innere Erregung bewirken, führen gewalthaltige, furchterregende Filme zu einer hohen Aktivierung. Sehr hohe Aktivierung gelingt durch nicht-fiktionales Material wie Sport oder Erotik.
Über den Uses and Gratifications-Ansatz
Der Nutzen- und Belohnungsansatz (auch Uses-and-Gratifications-Ansatz) ist ein Modell der Mediennutzungsforschung. Ziel des kommunikationstheoretischen Ansatzes ist es, die Motive für die Mediennutzung der Rezipienten, also der Nutzer, herauszufinden. Der Rezipient entscheidet aus seiner Interessenlage und aus seiner Bedürfnislage heraus, ob und was für ein Medienangebot er nutzt. Die Nutzung eines Mediums richtet sich also nach der Nutzenerwartung und der Bedürfnisbefriedigung des Medienangebots.Wikipedia
Der Uses and Gratifications-Ansatz geht davon aus, dass der Mensch bei der Nutzung von Massenmedien wie Fernsehen in gewisser Weise aktiv und zielorientiert handelt und zwar auf Grund von individuellen Bedürfnissen und Erwartungen an die einzelnen Medienangebote. Ob die Medienauswahl, in diesem Fall in Bezug auf die Fernsehnutzung, wirklich so zielgerichtet ist, wie die Forscher beschrieben, wird in der Wissenschaft zwar kontrovers diskutiert, ausgehend davon, dass ein Großteil der Bevölkerung sich am Tage aber Arbeitsbelastungen irgendeiner Art aussetzt, ist davon auszugehen, dass sich die Aktivierung der arbeitenden Bevölkerung am Feierabend zumindest ansatzweise ähnelt und damit ähnliche Bedürfnisse für die Mediennutzer entstehen: Eine niedrige innere Erregung soll nun durch Medieninhalte mit ausreichend Aktivierungspotenzial auf das als angenehm empfundene mittlere Erregungsniveau gesteigert werden.
Es gibt 9 Kommentare zum Artikel
06.04.2017 15:27 Uhr 1
Aber RTL für mich zu 99% eh No Go Sender.
06.04.2017 15:51 Uhr 2
06.04.2017 16:27 Uhr 3
06.04.2017 18:25 Uhr 4
06.04.2017 18:55 Uhr 5
"Warum schauen wir's?"
Was heißt denn hier "Wir"? Ich schaue diesen Mist nicht!
Die Action-Szenen sind ein solch an den Haaren herbei gezogener übertriebener Quatsch,
dass einem die Lust am zuschauen absolut vergeht!
07.04.2017 00:56 Uhr 6
07.04.2017 17:26 Uhr 7
Dennoch auch heute noch eine der besseren deutschen Serien, auch die Drehbücher sind nicht so schlecht, wie sie immer gemacht werden. Mit diesem ganzen unsagbar schlechten SOKO und co. Krimi-Einheitsbrei der Öffentlich-Rechtlichen wischt "Cobra 11" auf alle Fälle den Boden auf.
07.04.2017 17:52 Uhr 8
07.04.2017 18:04 Uhr 9
Na gut! Ich sehe das genau umgekehrt!