360 Grad

Komödiantischer Masochismus mit Mr. Warmth

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Das gestern verstorbene amerikanische Comedy-Urgestein Don Rickles verband eine langjährige Freundschaft zum Kollegen Bob Newhart. Über zwei Comedians, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die komödiantischen Arbeiten von Don Rickles und Bob Newhart könnten unterschiedlicher nicht sein: Rickles war in Amerika für seinen lauten, übertrieben beleidigenden Humor bekannt, mit dem er unter tosendem Gelächter besonders gerne sein Publikum bei Live-Shows auseinandernahm und rabiat, aber gekonnt augenzwinkernd vorführte. Wofür man andere vor Gericht gezogen hätte, darüber lachte man beim rüpeligen Schelm Rickles nur.

Bob Newhart dagegen gilt als Meister des feinen, über Jahrzehnte kultivierten Deadpan-Stils, mit dem er – in seinen berühmten Sitcoms aus den 70er und 80er Jahren wie beim Stand-up – staubtrockene, aber clevere und stets gelungene Punchlines setzte, (ausgedachte) Anekdoten erzählte und mit scharfer Beobachtung den amerikanischen Alltag karikierte.

Wo Rickles laut und schrill war, war Newhart leise, beobachtend, fast zurückhaltend. Wo Rickles sich mit einer unbedeutenden Ausnahme aus dem Sitcom-Geschäft weitgehend heraushielt und bevorzugt auf Bühnen und in Talk-Shows auftrat, hat Bob Newhart mit zwei erfolgreichen Comedy-Serien, die seinen Namen trugen, Sitcom-Geschichte geschrieben.

Rickles und Newhart sind nur selten gemeinsam aufgetreten. Und vielleicht weil ihre öffentlichen Auftritte rar gesät waren, stellt man sich gerne die Dynamik dieser beiden privat eng miteinander befreundeten Comedy-Urgesteine vor.

Beide verbindet ferner, dass sie auch das hohe Alter nicht von der Bühne fernhalten kann. Während Bob Newhart in unregelmäßigen Abständen auch weit jenseits der 80 noch im Fernsehen auftritt, ging Rickles trotz langjähriger Krankheit bis zu seinem gestrigen Tod auf Comedy-Tour.

Schon kurz nach Bekanntwerden der Todesnachricht bekundete die Spitze der amerikanischen Prominenz ihr Beileid. „A god died today“, verkündete Tom Hanks über Twitter, Jim Carrey und Jimmy Kimmel sprachen von ihrer immensen persönlichen und fachlichen Wertschätzung für Rickles.

Rickles war ein Mann der lauten, manchmal derben, aber nie bösartigen Töne, der sich doch gleichzeitig durch seine Beständigkeit auszeichnete. Sein Wirken entspann sich über sechs Jahrzehnte, und auch wenn es nie einen Moment des Hypes um ihn gab wie um besonders innovative Comedians wie Louie C.K. oder durch ihre über lange Jahre täglich ausgestrahlten Sendungen besonders präsente Komiker wie Jay Leno oder David Letterman, hat er das amerikanische Comedy-Fach entscheidend geprägt.

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