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«Roots»: Neuauflage eines Serienklassikers

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Die neue Adaption eines Klassikers kann immer Skepsis hervorrufen. Die Neuauflage der Miniserie «Roots» hat jedoch eine Chance verdient.

Cast & Crew «Roots»

  • Regie: Bruce Beresford, Thomas Carter, Philip Noyce, Mario Van Peebles
  • Autoren: Alex Haley, Lawrence Konner, Mark Rosenthal, Alison McDonald, Charles Murray
  • Cast: Malachi Kirby, Emayatzy Corinealdi, Anika Noni Rose, Regé-Jean Page, Forest Whitaker, James Purefoy, Matthew Goode, Jonathan Rhys Meyers
  • Musik: Alex Heffes, Philip Miller
  • Kamera: Peter Menzies Jr., Sharone Meir
Die Frage nach dem Warum stellt sich bei sogenannten Remakes, Reboots, Reimaginings immer wieder. Bei der Romanadaption «Roots» handelt es sich um das Letztere. Der gleichnamige Roman von Alex Haley von 1976 wurde nämlich vom Network ABC 1977 schon einmal als mehrteiliges Serien-Event verfilmt. Die Ausstrahlung der neuen Adaption übernahmen 2016 die Sender Lifetime, A&E, History und Lifetime Movie Network. Das Interesse bei den Zuschauern war 2016 durchaus noch vorhanden und bescherte den Kabelsendern mit durchschnittlich 6,2 Millionen Zuschauern einen verhältnismäßig großen Erfolg. Aufmerksamkeit verdient die neue Miniserie definitiv, nicht nur wegen einem politischen Klima, in dem Geschichtsvergessenheit und Ignoranz jede Woche aufs Neue auf atemberaubende Art und Weise unter Beweis gestellt wird.

«Roots» erzählt die Geschichte des Kunta Kinte (Malachi Kirby), der als junger Mann zwischen Stammeskriegen in Afrika aufwächst und selbst zum Krieger ausgebildet wird. Ausgestattet mit großer Widerstandsfähigkeit und einem ausgeprägten Sinn für Unabhängigkeit hat er jedoch auch Ambitionen, die über das Kämpfen hinausgehen. Allerdings nehmen gierige Sklavenhändler den jungen Mann gefangen und verkaufen ihn weiter Richtung Amerika. Zwar ist die Sklaverei selbst in Kuntas Heimat durchaus üblich, dennoch erwartet ihn auf dem Sklavenschiff und in der vermeintlich zivilisierten, westlichen Welt auf dem amerikanischen Kontinent eine wesentlich barbarischere Behandlung. Trotz zahlreicher Schläge, Tritte, Verstümmelungen und anderen Brutalitäten, denkt Kunta nicht daran, sich den Gegebenheiten anzupassen.

Die erste Episode der neuen Mini-Serie konzentriert sich wesentlich ausführlicher als das Original auf Kuntas Leben in Afrika, auf seine Ausbildung zum Krieger und seine erste Liebe, was seine Reise und brutale Gefangenschaft umso tragischer macht. Der erfahrene Hollywood-Regisseur Philip Noyce inszeniert diese ersten Episoden mit sicherer Hand und mischt gekonnt die Dramatik der Handlung mit spannenden Action-Momenten. Einen Aufstand auf dem Sklavenschiff gestaltet er besonders intensiv und mitreißend. Es sind auch seine modernen Produktionsmethoden, welche die neue Serie von dem Original aus den 70ern abhebt und einer Neuverfilmung sinnvoll macht.

«Roots» - Das Original

Aus Angst, die Miniserie könnte ein Zuschauerflop werden, versendete ABC 1977 alle achte Episoden auf acht aufeinanderfolgenden Tagen. Statt eines Misserfolges, war das TV-Event ein voller Erfolg, das 30 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte. Ein Binge-Watching-Event, bevor es den Ausdruck Binge-Watching gab und ganz nebenbei einer breiten Öffentlichkeit eine neue Perspektive auf die Sklaverei gab. Soviel Ambitionen wurde mit neun Emmys und einem Golden Globe ausgezeichnet.
Die darauf folgenden Episoden fügen sich dagegen wieder mehr der ursprünglichen Erzählung und weichen nur marginal davon ab. Auch die Inszenierung der drei anderen Regisseure der Miniserie Mario Van Peebles, Bruce Beresford und Thomas Carter folgt wieder bekannten TV-Konventionen. In der neuen Welt angekommen, wird Kunta von einem Gutsbesitzer und Tabakfarmer in Virginia namens John Waller (James Purefoy) gekauft und soll vom versklavten Geigenspieler Fiddler (Forest Whitaker) in seine Schranken gewiesen werden. Allerdings lässt sich der Widerspenstige nicht zähmen, was nicht nur Kunta, sondern auch Fiddler immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Dennoch entwickelt sich eine lange Freundschaft zwischen den beiden Gefangenen.

Einerseits ist es schade, dass man der alten Reihe rein thematisch und inhaltlich nicht viel Neues hinzufügen kann, andererseits wird der fundamentale Kampf für Freiheit und gegen Unterdrückung sowie die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes immer für eine zeitlose Erzählung gut sein. Vor allem für Zuschauer, die mit der alten Fassung nicht vertraut sind, ist das neue «Roots» eine lehrreiche, aber auch unterhaltsame Geschichtsstunde. Nicht nur die Inszenierung, sondern auch die Performances der Schauspieler sorgen dafür. Allen voran überzeugt Hauptdarsteller Malachi Kirby, der den Staffelstab vom damaligen Kunta-Darsteller LeVar Burton übernimmt und nun würdevoll sowie emotional einnehmend weiter trägt. Ob Niedergeschlagenheit, nachdem er ein weiteres Mal nach einem Fluchtversuch wieder gefangen genommen wird, oder seine stete Hoffnung auf Freiheit - jede Emotion überträgt er wirkungsvoll auf den Zuschauer. Trotz aller Gewalttaten, die er durchleiden muss, wird er nie zu einer reinen Opferrolle degradiert.

Die Episoden beschäftigen sich jeweils mit unterschiedlichen Zeitperioden und später mit Kuntas Nachfahren: Nachdem Kunta für kurze Zeit im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpft, gründet er selbst eine Familie. Seine Tochter Kizzy (Anika Noni Rose) muss wiederum unter ihrem Herren Tom Lea (Jonathan Rhys Meyers) leiden, der ohne Rücksicht auf Verluste in der Gesellschaft aufsteigen möchte. Kuntas Enkel und Kizzys Sohn George (Regé-Jean Page), auch „Chicken" George genannt, sucht wie sein Großvater innerhalb des Korsetts seiner Gefangenschaft nach Möglichkeiten der Freiheit, bis er schließlich desillusioniert in den amerikanischen Bürgerkrieg eintritt.

Die Übergänge von einer Episode zur nächsten gestalten sich oft etwas holprig. Der Zuschauer muss sich relativ schnell zu Beginn einer jeden Episode in neuen Situationen und unter neuen Charakteren zurecht finden. Charaktere, die nicht immer voll realisiert oder ausgearbeitet sind - das gilt vor allem für die zahlreichen Nebenfiguren. Die schauspielerische Leistungen in solchen Rollen ist im Gegensatz zur Hauptbesetzung entsprechend durchwachsen. Wie alle Erzählungen über die Sklaverei in den USA ist auch das neue «Roots» emotional anstrengend, muss es natürlich auch sein. Viele Szenen sind äußerst brutal gezeichnet, fast schmerzhaft anzusehen und sicher nichts für das zartbesaitete Publikum. Die Kamera wendet sich nicht ab, verschweigt hier nichts, wenn z.B. Kunta immer wieder ausgepeitscht wird, weil er den Namen Toby nicht annehmen möchte, der ihm von seiner neuen Besitzerin gegeben wurde.

Fazit: Keine Frage, «Roots» kommt gelegentlich ohne jede Scheu didaktisch daher, dennoch gelingt die Gratwanderung zwischen Aufklärung und Unterhaltung größtenteils problemlos, so dass die Serie nicht zu einer trockenen und moralinsauren Geschichtsstunde wird.

History zeigt «Roots» vom 14. bis zum 17. April immer in Doppelfolgen jeweils ab 22.10 Uhr.

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