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Ich habe beim Lesen nach und nach herausgefunden, in welche Richtung die Geschichte geht. Was am Ende dabei herauskommt, wusste ich da aber noch nicht – das weiß man in unserem Fach eigentlich nie bei Filmen. Da macht der Schnitt immer sehr viel aus, und darum kann man sich selbst beim Dreh nie sicher sein, wie sehr denn letzten Endes etwa der Humor einer Situation rüberkommt.
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Sonja Gerhardt
Sonja Gerhardt: Schwer zu sagen – und das ist ja das Schöne an «Honigfrauen». Es ist ein Genremix, der die Schatten- und Sonnenseiten zeigt, die zwei junge Frauen bei ihrer Reise zum Balaton zu sehen bekommen. Es ist ein Drama, aber auch eine Komödie. Vielleicht ist es eine Historiendramödie.
Wurde Ihnen das Drehbuch auch so herangetragen oder haben Sie es ohne Genrebeschreibung vorgelegt bekommen?
Sonja Gerhardt: Ich habe beim Lesen nach und nach herausgefunden, in welche Richtung die Geschichte geht. Was am Ende dabei herauskommt, wusste ich da aber noch nicht – das weiß man in unserem Fach eigentlich nie bei Filmen. Da macht der Schnitt immer sehr viel aus, und darum kann man sich selbst beim Dreh nie sicher sein, wie sehr denn letzten Endes etwa der Humor einer Situation rüberkommt.
Frau Gröschel, haben Sie zur Vorbereitung auf den Film familienintern Recherche betrieben, um herauszufinden, wie das Lebensgefühl kurz vorm Mauerfall in der DDR war?
Cornelia Gröschel: Ja, ich habe mich sehr lang mit meinen Eltern und mit meiner Tante darüber unterhalten. Wir haben auch am Set stets weiter daran gearbeitet, Stimmen von Leuten zu holen, die diese Zeit noch miterlebt haben. Im Team waren wenige aus der damaligen DDR, aber die Script Continuity war zum Beispiel von dort – und wir haben lange mit Anja Kling und Götz Schubert über alle möglichen Kleinigkeiten gesprochen. Aber ich konnte auch ein bisschen aus eigener Erfahrung schröpfen – ich bin 1987 in Dresen geboren und dort aufgewachsen. Mal plakativ gesagt: Nur weil die Mauer weg war, haben sich ja nicht sofort die Leute dort geändert. Ich bin also schon zu gewissem Grad mit einer Ost-Mentalität groß geworden, so dass ich beim Dreh auch oft selber intuitiv entscheiden konnte: "So hört sich das eher nach Osten an." (schmunzelt)
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Ganz gleich, welches Genre eine Handlung bedient oder welche Vielfalt an Gefühlen eine Rolle auslösen soll, ich steigere mich immer gleichermaßen rein und dadurch ist es auch immer eine gleichbleibende Herausforderung für mich. Ich fände es albern, leicht zu spielen, weil der Tonfall des Films leicht ist. Daher bin ich großer Anhänger vieler österreichischer Schauspieler – die beherrschen es, einfach jede Art von Rolle wahnsinnig intensiv und authentisch zu spielen.
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Cornelia Gröschel
Cornelia Gröschel: Das macht für mich überhaupt keinen Unterschied. Ganz gleich, welches Genre eine Handlung bedient oder welche Vielfalt an Gefühlen eine Rolle auslösen soll, ich steigere mich immer gleichermaßen rein und dadurch ist es auch immer eine gleichbleibende Herausforderung für mich. Ich fände es albern, leicht zu spielen, weil der Tonfall des Films leicht ist. Daher bin ich großer Anhänger vieler österreichischer Schauspieler – die beherrschen es, einfach jede Art von Rolle wahnsinnig intensiv und authentisch zu spielen. Das versuche ich, ebenfalls zu erreichen. Bei diesem Film mehr als sonst. Denn bei diesem tonal komplexen Skript konnte man sich am Set nie sicher sein, welches Genre letztendlich wirklich gerade entsteht. Wir wussten: Erst im Schnitt zeigt sich, wie leichtherzig und lustig eine Szene in der fertigen Fassung aussehen soll. Viele Szenen hatten auch das Potential für pures Drama.
Frau Gerhardt, finden Sie Projekte wie «Honigfrauen», die einen tonalen Balanceakt vollführen, schwieriger zu spielen als reine Komödien oder reine Dramen?
Sonja Gerhardt: Nein, das finde ich nicht. Ob etwas lustig, traurig oder beides ist, beeinflusst mich dabei nicht. Viel wichtiger ist, wie stimmig meine Rolle angesetzt ist. Jede Figur macht einen Wandlungsbogen durch, und wenn es im Drehbuch gut durchdacht ist, warum sie nun lacht oder weint oder wütend ist, dann fällt mir das Spielen konsequenterweise leichter als bei Projekten, wo die Motivation der Figur nicht nachvollziehbar ist.
Vom Publikum geht ja gern das Vorurteil aus: "Komödie ist einfach". Schauspieler sagen indes ja gern: "Komödien sind das Schwierigste, was man spielen kann". Stimmen Sie einem dieser Klischeesätze zu?
Cornelia Gröschel: Ohja, ich finde, dass es superschwierig ist, sich richtig gut in einer Komödie zu behaupten. Aber es ist eine attraktive Herausforderung. Darum finde ich es schade, dass ich noch keine reine Komödie drehen konnte. An der Schauspielschule in Berlin haben wir aber einige erarbeitet – und Komödien sind eine meisterliche Handwerksfrage. Komödien leben vom Timing, und entweder hat man ein gutes Timing, oder man hat eben keins – den Unterschied zu spüren und zu erklären, ist ungeheuerlich schwer, und sich dieses Timing zu erarbeiten, wenn man es nicht hat, ist noch schwieriger. Denn wenn man eben nicht so guckt, oder die Stimme so erhebt, dass es einen komischen Effekt hat, dann ist es nur peinlich oder lächerlich. Komödien sind also ganz und gar nicht so leicht, wie es Branchenfremde manchmal behaupten.
Stellt sich die Frage, wie man dieses Stigma beseitigen könnte. Wäre es zum Beispiel hilfreich, wenn Branchenpreise sich stärker für Komödien öffnen würden, statt zumeist nur Dramen als herausragende Leistungen anzuerkennen?
Cornelia Gröschel: Ich weiß nicht, ob die Zuschauer auf Preise wirklich wert legen. Gerade der Deutsche Fernsehpreis, der ja leider nicht mehr komplett übertragen wird, wird wohl mehr uns in der Branche interessieren, statt beim Publikum eine Resonanz hervorzurufen. Aber ich will auch nicht klagen – es ist ja schon ein Grund zur Freude, wenn Leute überhaupt deutsche Produktionen sehen. Es gibt ja genug Leute, die sich partout gegen eigenheimische Filme und Serien wehren und nur amerikanische Produktionen schauen.
Sind solche Leute ein Frustrationspunkt?
Cornelia Gröschel: Ja. Wobei ich mich da nicht direkt angegriffen fühle, sondern es eher bedauere, dass so vielen Zuschauern unsere Arbeit einfach nicht gefällt. Es sind so viele Menschen an der Produktion eines Films beteiligt – vom Schnitt über die Kamera, die Kostüme, die Musik, die Farbmischung, der Ton und noch so viele Abteilungen mehr. Das sind Leute, die mit Leib und Seele bei der Arbeit sind. Und, ja, natürlich gibt es Unterschiede zwischen den US-Produktionen und deutschen. Deutsche Krimis sind so wahnsinnig grau und überbelichtet, das sieht natürlich anders aus als so eine große Hollywood-Kinoproduktion. Ich liebe es aber trotz allem, meinen Kollegen beim Spielen zu zuschauen und hoffe, dass sich unser Publikum in Zukunft wieder mehr für die heimischen Produktionen begeistern kann!
Können Sie sich eine Fortsetzung zu «Honigfrauen» vorstellen?
Sonja Gerhardt: Auf jeden Fall. Ich denke, das würde sehr gut funktionieren. Da ist noch sehr viel inhaltliches Futter. Aber ich will mich da gar nicht so sehr reindenken, was genau passieren könnte – ob es eine Fortsetzung geben wird, liegt ja zuallererst daran, ob auch die Zuschauer den Dreiteiler mögen.
Vielen Dank für das Gespräch.
«Honigfrauen» ist ab dem 23. April 2017 an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen um 20.15 Uhr zu sehen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
23.04.2017 20:09 Uhr 1
24.04.2017 08:12 Uhr 2
Also wenn ich die Einschaltquoten von ARD und ZDF so anschaue dann sehen doch sehr viele Deutsche eher deutsche C-Ware als gute amerikansiche Produktionen!
24.04.2017 14:17 Uhr 3
Ja schon, aber, es hätte deutlich mehr Quote sein können.....nun, mal Sehen, wie sich dann Teil 2 und 3 schlagen werden.