Interview

«Auf Klo»: Feminismus in die breite Masse bringen

von

What the funk?!: Wir sprachen mit Eda Vendetta über ihr Talkformat von Frauen für Frauen, das das stille Örtchen wöchentlich zum lauten Örtchen werden lässt.

funk über das Format:

«Auf Klo» ist ein Talkformat auf YouTube. Und weil es ein Format für Mädels ist, spielt es genau dort, wo Jungs nicht hin dürfen: auf dem Frauenklo. Dort begrüßen Eda Vendetta und ItsColeslaw jede Woche einen neuen Gast und reden über Freundschaft, Sex, Liebe, Zukunft, Ernährung, Karriere – und was es sonst immer so zu besprechen gibt auf Klo.
Worum geht es in Ihrem Format und wer ist daran beteiligt?
ItsColeslaw und ich, Eda Vendetta. Zwei Frauen. Eine Klokabine. Und endlich mal Zeit, über die wichtigen Dinge des Lebens zu sprechen: Über Mode und Menstruation. Über das erste Mal und über Schokokuchen. Über dicke Körper und Schmalspurrapper. Wir begeben uns ins Dazwischen, lieben und leben den Bruch. Denn wir sprechen mit Mädchen. Und Mädchen-Sachen sind nicht immer pink. Manchmal aber eben doch. Auf Klo ist eine feministische Sendung für junge Frauen und Mädchen, die vor allem eines zeigt: Mädchen können alles sein. Erfunden haben das Format Lydia Meyer und Patrick Stegemann von der Kooperative Berlin, sie betreuen das Format redaktionell und produzieren es mit einem großartigem Team aus Kamera, Ton, Schnitt, Grafik und und und.

Wie kam die Idee zum Format zustande?
Können wir ein Format für junge Frauen machen, in dem die ganze Buntheit, die Höhen und Tiefen, die hellen und dunklen Töne – das ganze Leben halt! – dargestellt werden? Ein Format, in dem es mal um Schminke und mal um Rassismus geht? Ein Format, in dem einfach andere coole Frauen dargestellt werden? Das war der Anspruch. Dazu kam eine Gruppe junger Frauen, die sich darauf einließen, von uns mit Brause und Gummibärchen bestochen zu werden und mit uns über ihre Sehgewohnheiten und ihr Leben zu sprechen. Für die ersten 20 Folgen begrüßte Mai unsere Gäste auf Klo. Doch sie ist mittlerweile zurück in der Welt der Chemie. Aber als ich und Lisa hörten, dass Mai geht, dachten wir: Jetzt machen wir «Auf Klo». Und so ist es passiert.

Wir wollen nicht weniger als Stereotypen zerschlagen und Feminismus in die breite Masse bringen. Weil wir glauben, dass Feminismus für alle gut ist. Vor allem für Mädchen in der Beta-Phase Pubertät, die den ganzen Tag mit unerreichbaren Schönheitsidealen und blöden Stereotypen konfrontiert werden. Wir wollen Frauen vorstellen, die zeigen, wie vielseitig "Mädchen sein" ist. Und dass Mädchen alles können.

Interviewreihe 'What the funk?!'

Die Interviewreihe "What the funk?!" von Quotenmeter.de befasst sich alle zwei Wochen mit der öffentlich-rechtlichen Internetplattform funk. Welche Formate sind bei funk abrufbar? Wer steckt dahinter? Und wie arbeitet es sich eigentlich beim neuen Angebot? Die Teams der funk-Formate beantworten je einen Katalog aus standardisierten und individuellen Fragen.
Warum gehört das Format zu FUNK und zur Zielgruppe, die FUNK ansprechen will?
Auf Klo möchte junge Frauen erreichen, vor allem zwischen 14 und 17 Jahren. Das Klo ist ein Ort, in dem es um die Themen dieser Zielgruppe geht. Und die sind so vielfältig wie unsere Community selbst. Funk spricht mit diesem Format vor allem junge Frauen an und unterbreitet ein Alternativangebot abseits stereotyper Schmink-Tutorials auf Youtube.

Welche Vorteile bietet Ihnen persönlich die Plattform FUNK und wie unterscheidet sich die Arbeit mit FUNK von Ihrer bisherigen Arbeit?
Ein Format im Wandel für eine Zielgruppe im Wandel: So arbeiten wir an «Auf Klo». Und funk begleitet uns auf diesem Weg, unterstützt uns und ist das Wagnis eingegangen, mit uns jede Woche neu zu bestimmen, wohin die Reise geht. Diese Offenheit ist ein großer Gewinn für uns alle.





Wo sehen Sie das Format inhaltlich in einem Jahr?
„Hast du schon die neue «Auf Klo»-Folge gesehen? Ist doch geil, wie die das macht“. Wenn das ein paar tausend junge Frauen auf den Schulhöfen dieses Landes sagen und Inspiration daraus für ihr Leben ziehen: Großartig. Eine Folge mit Gästen aus der Community und daneben ein paar Stars: Das wäre doch ein gutes Ziel für die nächsten Monate.

Es gibt ja „Frauenformate“, aber die sind so stereotyp, dass wir auf keinen Fall mit denen in einer Reihe stehen wollen.
Eda Vendetta
«Auf Klo» ist ein Format von Frauen für Frauen - und deren Geschichten. Im klassischen Fernsehen sucht man nach einem derartigen Format vergebens. Sind Frauenthemen für das Fernsehen etwa zu Nische?

Die Themen von 50 Prozent der Bevölkerung sind Nische? Naja. Es gibt ja „Frauenformate“, aber die sind so stereotyp, dass wir auf keinen Fall mit denen in einer Reihe stehen wollen. Aber es stimmt schon: YouTube und funk geben uns die Möglichkeit, eine ziemlich spitze Zielgruppe anzusprechen und mit ihnen gemeinsam das Experiment «Auf Klo» weiterzuentwickeln. Das ist in der offenen Form im Fernsehen nicht denkbar. Wir lieben das Internet. Und Fernsehen gucken wir eh nicht.

Trotzdem beschäftigen Sie sich teilweise mit Themen, an die sich öffentlich nur wenige herantrauen. Wonach wählen Sie Themen und Gäste aus und welchen Effekt erhoffen Sie sich beim Nutzer?
Unsere Gäste müssen eine gute Geschichte zu erzählen haben und unseren Zuschauer_innen Mut machen: Mut, Dinge auszuprobieren, zu scheitern, sie selbst zu sein. Deshalb reden wir auch in einer Woche über Fußball und in der anderen über Schminke. Wir wollen zeigen und sagen: Wir machen dir ein Angebot zum Nach- und Mitdenken, wir zeigen dir, wie andere Frauen die Welt sehen, welche Probleme sie haben, welche Hoffnungen und Ängste. Brüche, Niederlagen, Zweifel sind okay. Alles ist im Werden. Du und die Sendung. Wir schaffen ein positives Identifikationsangebot, indem wir mit Frauen (und) über Frauen reden. Ganz normal eben.

Die Sendung ist klar auf eine weibliche Zielgruppe ausgerichtet. Warum können und sollten Männer trotzdem mal reinklicken?

Weil es ja Themen sind, die alle interessieren können. Wir glauben eh nicht so richtig an „Männer-“ und „Frauensachen“.

Vielen Dank für das Interview, Eda Vendetta!


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