«Girls»: Prestige-Format mit ausbaufähigen Zahlen
Dieser Trend, der sich bei HBO zuletzt mit «Veep» (seit 2012) oder «Insecure» (seit 2016) fortsetzte, begann mit der Dramedy «Girls», die am 15. April 2012 ihre Premiere bei HBO feierte. Die von Lena Dunham kreierte und von Comedy-Veteran Judd Apatow produzierte Serie, die dem Leben von vier jungen New Yorkerinnen folgte, stellte für HBO von Anfang an so etwas wie ein Prestige-Format dar. Seit der ersten Staffel wurde das Format für seine Behandlung feministischer Themen und seine Darstellungen von Frauen und weiblicher Freundschaft gefeiert, was in einem Golden Globe im Jahre 2013 kulminierte. Zwar eröffneten sich im Laufe der Zeit auch inhaltliche Kontroversen um die Sendung, dennoch galt «Girls» durchgängig als eine inhaltlich wichtige Serie aufgrund der sonst mangelhaften Repräsentation weiblicher Themen in der Unterhaltungsindustrie.
Quotenverlauf von «Girls»
- 1. Staffel: 862.000
- 2. Staffel: 661.000
- 3. Staffel: 826.000
- 4. Staffel: 620.000
- 5. Staffel: 543.000
- 6. Staffel: 638.000
Zuschauer ab 2 / Live-Ausstrahlungen
Am hart umkämpften Kabelsonntag in den USA nahm «Girls» den angestammten 22 Uhr-Sendeplatz ein und lockte dabei 519.000 Personen zum Staffelstart an. Im Vergleich zu allen anderen Formaten, die am gleichen Abend im Kabelfernsehen liefen, rangierte «Girls» damit nur auf Platz 34 der beliebtesten Programme bei Zuschauern zwischen 18 und 49 Jahren. Fast 200.000 Zuschauer gewann «Girls» in der Folgewoche: Bei gleichbleibender Konkurrenz unterhielt «Girls» 708.000 Personen, allerdings halbierte sich diese Zuschauerzahl in der kommenden Woche fast: Nur 383.000 Personen wollten am 26. Februar 2017 die dritte Episode der sechsten «Girls»-Staffel sehen. Den Grund für die großen Verluste stellte die zeitgleich laufende Oscar-Verleihung dar. Aufgrund dieser absehbar starken Konkurrenz entschied sich HBO, die Episode schon ab Freitag, dem 24. Februar online zum Abruf bereitzustellen.
Besser lief es für «Girls» sieben Tage später, als die HBO-Serie mit 571.000 Zuschauern wieder knapp über dem Niveau der Vorstaffel lag. Weiteren Zuwachs erhielt «Girls» in Episode fünf am 12. März, die sich 703.000 Personen zu Gemüte führten. Noch immer kehrte jedoch keine Konstanz bei der Dramedy ein: Im Rahmen von Ausgabe sechs fiel die Reichweite erneut auf 576.000 Personen, aufwärts ging es danach wieder am 26. März mit 675.000 Interessenten. Drei Episoden standen bis zum Serienfinale noch aus und erst ab diesem Zeitpunkt schaffte es «Girls», seine Form zu konservieren. 765.000 Personen am 2. April bedeuteten die höchste Reichweite der Staffel, danach hielt sich die Serie auf 734.000 und schließlich 741.000 Zusehern am 16. April.
Im Schnitt endete «Girls», das auf dem späten 22 Uhr-Sendeplatz gegenüber anderen Formaten ohnehin weniger Zuschauer anlockt, also versöhnlich. Gegenüber der fünften Staffel gewann «Girls» fast 100.000 Zuschauer. Im Schnitt verfolgten 638.000 Personen die sechste und letzte Season des Formats, das bei HBO einst antrat, um endlich auch Frauenthemen im Fernsehen mehr Raum zu geben.
«Big Little Lies»: Später Aufschwung für stargespickte Miniserie
Während sich «Girls» 2017 bereits auf Abschiedstournee befand, machte ein weiteres Format mit einem Fokus auf weiblichen Charakteren einen kurzen Abstecher ins HBO-Programm. Mit «Big Little Lies» startete HBO am 19. Februar eine Miniserie, die sich mit fünf Familien und deren Müttern befasste, die sich alle Mühe geben um das Bild eines perfekten Familienlebens aufrechtzuerhalten. Der Cast kam einem wahren Schaulaufen weiblicher Schauspielstars gleich und enthielt A-Lister wie Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley oder Laura Dern.
Das Staraufgebot führte jedoch zunächst nicht zum großen Publikumserfolg. Auf dem Sendeplatz vor «Girls» lockte «Big Little Lies» mit 1,13 Millionen Zuschauern am früheren Abend naturgemäß mehr Personen an, dafür lagen beide Formate in der jungen Zielgruppe ungefähr gleich auf. Auch «Big Litte Lies» musste am 26. Februar deutliche Verluste gegen die Oscar-Verleihung verkraften und maß nur noch 560.000 Interessenten, nachdem auch im Falle der schwarzhumorigen Miniserie die Episode vom Sonntag schon freitags online veröffentlicht wurde.
Facts zum Format:
- Genre: Drama / Mystery
- Schöpfer: David E. Kelley
- Vorlage: "Big Little Lies" (Roman) von Liane Moriarty
- Regie: Jean-Mar Vallée
- Darsteller: Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley, Alexander Skarsgård, Adam Scott, Zoë Kravitz u.w.
- Run: 19. Februar bis 2. April 2017 (HBO)
HBO könnte also fast etwas wehmütig werden, das «Big Little Lies» endete, als die Miniserie gerade erst so richtig Fahrt aufnahm. Durchschnittlich 1,17 Millionen Zuschauer bedeuteten in jedem Fall ein respektables Ergebnis, zumal der Mittelwert durch die Oscar-bedingt schwache zweite Episode noch gedrückt wurde. In Sachen Quoten wiegt das Ende von «Girls» und «Big Litte Lies» für HBO also nicht allzu schwer. Inhaltlich beackerten die Formate zuletzt jedoch ein thematisches Feld, das im Fernsehen noch zu selten Beachtung findet. Spannend wird es zu sehen sein, ob HBO trotz der ausbaufähigen Ergebnisse nach Ersatz für Formate mit Frauenfokus sucht oder sich stattdessen lieber beliebteren Themen widmet, denen starke weibliche Charaktere häufig abgehen.
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