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«Girls» & «Big Little Lies»: HBOs Frauenserien enden versöhnlich

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Im April verabschiedeten sich bei HBO gleich zwei Formate mit einem Fokus auf Frauen. Sowohl die letzte «Girls»-Staffel als auch «Big Little Lies» gehen jedoch nicht als Quotenhits in die HBO-Historie ein.

Immer lauter wurde in den vergangenen Jahren die Kritik an der Geschlechterungleichheit in der Unterhaltungsindustrie. Am heftigsten entlud sich die Debatte jährlich im Rahmen der Oscar-Verleihung. Während beispielsweise Schauspielerinnen auf dem roten Teppich Fragen über ihre Garderobe gestellt wurde, durften Männer unterdessen über ihre Arbeit sprechen, sodass sich einige Frauen kurzerhand zusammenschlossen, um diese diskriminierende Herangehensweise zu boykottieren. Und überhaupt: Noch immer erhalten deutlich mehr Männer in Hollywood anspruchsvolle Rollen, schon alleine deshalb, weil viel weniger Drehbücher geschrieben werden, die starke weibliche Charaktere enthalten. Dies lässt sich auch auf die Fernsehindustrie übertragen, in der es Kabel-Riese HBO in den vergangenen Jahren ein Anliegen war, auch starken Frauencharakteren und ihren Geschichten eine Plattform zu liefern.

«Girls»: Prestige-Format mit ausbaufähigen Zahlen


Dieser Trend, der sich bei HBO zuletzt mit «Veep» (seit 2012) oder «Insecure» (seit 2016) fortsetzte, begann mit der Dramedy «Girls», die am 15. April 2012 ihre Premiere bei HBO feierte. Die von Lena Dunham kreierte und von Comedy-Veteran Judd Apatow produzierte Serie, die dem Leben von vier jungen New Yorkerinnen folgte, stellte für HBO von Anfang an so etwas wie ein Prestige-Format dar. Seit der ersten Staffel wurde das Format für seine Behandlung feministischer Themen und seine Darstellungen von Frauen und weiblicher Freundschaft gefeiert, was in einem Golden Globe im Jahre 2013 kulminierte. Zwar eröffneten sich im Laufe der Zeit auch inhaltliche Kontroversen um die Sendung, dennoch galt «Girls» durchgängig als eine inhaltlich wichtige Serie aufgrund der sonst mangelhaften Repräsentation weiblicher Themen in der Unterhaltungsindustrie.

Quotenverlauf von «Girls»

  • 1. Staffel: 862.000
  • 2. Staffel: 661.000
  • 3. Staffel: 826.000
  • 4. Staffel: 620.000
  • 5. Staffel: 543.000
  • 6. Staffel: 638.000
Zuschauer ab 2 / Live-Ausstrahlungen
Gleichzeitig stellte «Girls» nie einen Quotenhit für HBO dar. Für heutige Verhältnisse zumindest ordentliche Zahlen standen im Rahmen der ersten Staffel zu Buche, als noch durchschnittlich 860.000 Zuschauer das Format verfolgten, wobei HBO zu dieser Zeit sogar einen noch höheren Zuspruch gewohnt war. Nach Verlusten und Gewinnen in den Staffeln zwei und drei, sank die Reichweite in Staffel vier bereits auf 620.000 Personen, wonach Staffel fünf im Schnitt nur noch 540.000 Zuschauer zählte. Dass HBO «Girls» überhaupt fünf Staffeln genehmigte, sprach für das große Vertrauen, dass der Sender der Lena Dunham-Serie entgegenbrachte. Nach der schwachen fünften Season räumte HBO der Dramedy noch eine letzte, zehnteilige sechste Staffel ein, die am 12. Februar 2017 ihre Premiere feierte.

Am hart umkämpften Kabelsonntag in den USA nahm «Girls» den angestammten 22 Uhr-Sendeplatz ein und lockte dabei 519.000 Personen zum Staffelstart an. Im Vergleich zu allen anderen Formaten, die am gleichen Abend im Kabelfernsehen liefen, rangierte «Girls» damit nur auf Platz 34 der beliebtesten Programme bei Zuschauern zwischen 18 und 49 Jahren. Fast 200.000 Zuschauer gewann «Girls» in der Folgewoche: Bei gleichbleibender Konkurrenz unterhielt «Girls» 708.000 Personen, allerdings halbierte sich diese Zuschauerzahl in der kommenden Woche fast: Nur 383.000 Personen wollten am 26. Februar 2017 die dritte Episode der sechsten «Girls»-Staffel sehen. Den Grund für die großen Verluste stellte die zeitgleich laufende Oscar-Verleihung dar. Aufgrund dieser absehbar starken Konkurrenz entschied sich HBO, die Episode schon ab Freitag, dem 24. Februar online zum Abruf bereitzustellen.

Besser lief es für «Girls» sieben Tage später, als die HBO-Serie mit 571.000 Zuschauern wieder knapp über dem Niveau der Vorstaffel lag. Weiteren Zuwachs erhielt «Girls» in Episode fünf am 12. März, die sich 703.000 Personen zu Gemüte führten. Noch immer kehrte jedoch keine Konstanz bei der Dramedy ein: Im Rahmen von Ausgabe sechs fiel die Reichweite erneut auf 576.000 Personen, aufwärts ging es danach wieder am 26. März mit 675.000 Interessenten. Drei Episoden standen bis zum Serienfinale noch aus und erst ab diesem Zeitpunkt schaffte es «Girls», seine Form zu konservieren. 765.000 Personen am 2. April bedeuteten die höchste Reichweite der Staffel, danach hielt sich die Serie auf 734.000 und schließlich 741.000 Zusehern am 16. April.

Im Schnitt endete «Girls», das auf dem späten 22 Uhr-Sendeplatz gegenüber anderen Formaten ohnehin weniger Zuschauer anlockt, also versöhnlich. Gegenüber der fünften Staffel gewann «Girls» fast 100.000 Zuschauer. Im Schnitt verfolgten 638.000 Personen die sechste und letzte Season des Formats, das bei HBO einst antrat, um endlich auch Frauenthemen im Fernsehen mehr Raum zu geben.


«Big Little Lies»: Später Aufschwung für stargespickte Miniserie


Während sich «Girls» 2017 bereits auf Abschiedstournee befand, machte ein weiteres Format mit einem Fokus auf weiblichen Charakteren einen kurzen Abstecher ins HBO-Programm. Mit «Big Little Lies» startete HBO am 19. Februar eine Miniserie, die sich mit fünf Familien und deren Müttern befasste, die sich alle Mühe geben um das Bild eines perfekten Familienlebens aufrechtzuerhalten. Der Cast kam einem wahren Schaulaufen weiblicher Schauspielstars gleich und enthielt A-Lister wie Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley oder Laura Dern.

Das Staraufgebot führte jedoch zunächst nicht zum großen Publikumserfolg. Auf dem Sendeplatz vor «Girls» lockte «Big Little Lies» mit 1,13 Millionen Zuschauern am früheren Abend naturgemäß mehr Personen an, dafür lagen beide Formate in der jungen Zielgruppe ungefähr gleich auf. Auch «Big Litte Lies» musste am 26. Februar deutliche Verluste gegen die Oscar-Verleihung verkraften und maß nur noch 560.000 Interessenten, nachdem auch im Falle der schwarzhumorigen Miniserie die Episode vom Sonntag schon freitags online veröffentlicht wurde.

Facts zum Format:

  • Genre: Drama / Mystery
  • Schöpfer: David E. Kelley
  • Vorlage: "Big Little Lies" (Roman) von Liane Moriarty
  • Regie: Jean-Mar Vallée
  • Darsteller: Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley, Alexander Skarsgård, Adam Scott, Zoë Kravitz u.w.
  • Run: 19. Februar bis 2. April 2017 (HBO)
Danach schwang sich «Big Little Lies» wieder über die Millionen-Marke auf. Sowohl am 5. als auch am 12. März lockte die David E. Kelley-Serie 1,04 Millionen Personen an und auch beim jungen Publikum vergrößerte die neue Serie nun quotentechnisch den Abstand zu Girls. Zu diesem Zeitpunkt standen jedoch nur noch drei Episoden der Miniserie aus, die lediglich sieben Ausgaben hervorbrachte. An diesen schien das Fernsehpublikum immer mehr Gefallen zu finden, denn bis zum Finale stieg die Zuschauerbeteiligung kontinuierlich. 1,17 Millionen Personen waren am 19. März mit von der Partie, 1,39 Millionen waren es am 26. März. Schließlich schwang sich das Staffel- und Serienfinale von «Big Little Lies» am 2. April sogar zu 1,86 Millionen Interessenten auf.

HBO könnte also fast etwas wehmütig werden, das «Big Little Lies» endete, als die Miniserie gerade erst so richtig Fahrt aufnahm. Durchschnittlich 1,17 Millionen Zuschauer bedeuteten in jedem Fall ein respektables Ergebnis, zumal der Mittelwert durch die Oscar-bedingt schwache zweite Episode noch gedrückt wurde. In Sachen Quoten wiegt das Ende von «Girls» und «Big Litte Lies» für HBO also nicht allzu schwer. Inhaltlich beackerten die Formate zuletzt jedoch ein thematisches Feld, das im Fernsehen noch zu selten Beachtung findet. Spannend wird es zu sehen sein, ob HBO trotz der ausbaufähigen Ergebnisse nach Ersatz für Formate mit Frauenfokus sucht oder sich stattdessen lieber beliebteren Themen widmet, denen starke weibliche Charaktere häufig abgehen.


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