Die Kritiker

«Die Toten vom Bodensee - Die Braut»

von   |  1 Kommentar

Ein Film, der eindrucksvoll vorführt, wie man's nicht macht: aufgesetzt erzählt, klischeehaft inszeniert. «Die Toten vom Bodensee» könnte ein Lehrbuchbeispiel werden.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Matthias Koeberlin als Micha Oberländer
Nora Waldstätten als Hannah Zeiler
Harald Krassnitzer als Erich Höflinger
Marion Mitterhammer als Katharina Eberle
Hary Prinz als Thomas Komlatschek
Inez Bjorg David als Kim Oberländer
Stefan Pohl als Thomas Egger

Hinter der Kamera:
Produktion: Graf Filmproduktion und Rowboat Film- und Fernsehproduktion
Drehbuch: Timo Berndt
Regie: Hannu Salonen
Kamera: Jo Molitoris
Produzent: Sam Davis
Trotz eines nicht gerade armen Schatzes an schlechten Filmen, die das ZDF alljährlich produziert, sind wenige darunter, deren Defizite geradezu lehrbuchhafte Züge annehmen. Die neue Folge der «Toten vom Bodensee» ist dagegen einer davon – und allein die Eröffnung macht in einem Panoptikum des Schmierigen, Überzeichneten und Unaufrichtigen vor, wie man in einen Film so geleckt und billig einsteigt, dass die narrativen und inszenatorischen Mängel schon in den ersten Minuten alle Grenzen des Zumutbaren übersteigen:

Ein adrett gekleideter Bräutigam paddelt auf dem Wasser. Er sucht seine Braut, die von der traditionellen Entführung nicht zurückgekommen ist. Bei der Hochzeitsgesellschaft entstehen derweil merkwürdige Spannungen: In Gestalt eines verschrobenen, etwas heruntergekommenen Mannes taucht ein ungebetener Gast auf und bedroht den Bräutigamsvater mit verklausulierten, aufgesagten Sätzen, bevor er sich wieder vom Acker macht. Der Bräutigam macht am Ufer derweil eine grauselige Entdeckung: Er findet am Ufer die Leiche der Braut, auffällig drapiert, mit dem Schleier vorm Gesicht.

Die visuellen Stilmittel kann man sich angesichts des beschriebenen Duktus‘ leicht denken: unnötige Slowmotions und unangenehme Großaufnahmen, die durch den leidvollen Pathos der Tränen des Bräutigams jedwede echte Tragik in die Beliebigkeit verwässern und zu allem Übel noch mit kitschiger Fernsehfilmmusik unterlegt werden.

Als wenig später Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) und Hannah Zeiler (Nora Waldstätten) am Tatort auftauchen, hört zumindest diese bemühte und an die Wand gefahrene Rührseligkeit auf. Doch die austauschbare Beliebigkeit bleibt die einzige künstlerische Zielsetzung, der sich „Die Braut“ weiterhin verschreibt. Dafür wird den Rest des Films über vornehmlich im Privatleben der beiden Ermittlerfiguren gewühlt. Kennt man die Logik betont und bewusst austauschbarer öffentlich-rechtlicher Landschaftskrimis, die ihren Spielort im Sendungstitel tragen, kann man die sich daraus ergebenden Plotlinien leicht erraten: Er hat Schwierigkeiten mit seiner Frau, die ihn verärgert vor die Tür setzt, woraufhin er in seinem alten VW-Bus nächtigt; seine Kollegin muss derweil ein altes Trauma verwinden, mit dem sie im Rahmen der Ermittlungen wieder konfrontiert wird. Die für dieses Format vom ZDF wahrscheinlich genau so gewollte Ideenlosigkeit des Drehbuchs von Timo Berndt kennt keine Grenzen.

Während narrativ und visuell nahezu nichts richtig gemacht wird, machen Matthias Koeberlin und Nora Waldstätten in den Hauptrollen zumindest wenig falsch. Er hat die undankbarere Rolle, da ihr das Minimum an tiefenpsychologischer Schärfe fehlt, das für Waldstättens Figur selbst in der schalen Logik dieses Films unumgänglich war. Trotzdem kann er dieser Stereotypensammlung des verwegen-hemdsärmeligen Dreitagebartmannes zumindest ein bisschen Pfiff verleihen, während Waldstätten wahlweise Löcher in die Luft starren oder wortkarges Gestammel von sich absondern muss.

Jeder dieser Minuspunkte für sich genommen – das ideenlos und uninspiriert heruntergeschriebene Drehbuch, diese fürchterlich aufgesetzte, pathetische Inszenierung, diese geradezu frevelhafte Unterforderung guter Schauspieler – würde diese Produktion inhaltlich im unteren Mittelmaß ansiedeln. Doch diese hemmungslose Aufsummierung des bewusst Trivialen, dieser Unwillen zur Tragik bei einem tragischen Stoff, diese gewollte Verwässerung in die grenzenlose Banalisierung machen aus „Die Braut“ einen besonders depperten Film, dessen einziger Vorzug darin liegt, dass seine völlige Austauschbarkeit ihn schnell in Vergessenheit geraten lassen wird.

Das ZDF zeigt «Die Toten vom Bodensee – Die Braut» am Montag, den 1. Mai um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/92770
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
28.04.2017 15:52 Uhr 1
Ich mag dieses 2er Team....deswegen wird der Film auch aufgenommen.

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