Cast und Crew
- Regie: Marvin Kren
- Darsteller: Kida Khodr Ramadan, Frederick Lau, Maryam Zaree, Veysel Gelin, Wasiem Taha, Almila Bagriacik, Oliver Masucci, Gisa Flake, Ronald Zehrfeld, Ludwig Trepte, Karolina Lodyga
- Drehbuch: Hanno Hackfort, Bob Konrad, Richard Kropf
- Kamera: Moritz Schultheiß
- Musik: Stefan Will, Marco Dreckkötte
- Produktionsfirma: Wiedemann & Berg
Schwager Latif (Wasiem Taha alias Rapper Massiv) wird verhaftet. Bruder Abbas (Veysel Gelin) schnappt über aus, konkurrierende Gangster (Ronald Zehrfeld, Ludwig Trepte) wittern die Schwäche Tonis und sprechen Drohungen aus. Im plötzlich wieder aus der Versenkung aufgetauchten Vince (Frederick Lau), einem alten Jugendfreund Tonis, sieht das Clanoberhaupt eine wichtige Unterstützung – doch Abbas tritt dem blassen Typen argwöhnisch gegenüber.
Allein schon der in Beirut geborene Kida Khodr Ramadan ist ein hervorragender Grund, die nunmehr dritte fiktionale Serie von TNT Serie einzuschalten: Der unter anderem aus «Mein Blind Date mit dem Leben» und «Knallhart» bekannte Mime läuft in der Rolle des redegewandten, charismatischen und dennoch unberechenbaren Clanchefs zu Höchstform auf. Mühelos und komplett jeglichen klischeehaften Duktus vermeidend wechselt er vom weichherzigen Familienmenschen zum skrupellosen Unterwelt-Geschäftsmann und wieder zurück. Sehr beeindruckend ist auch seine Dynamik mit Frederick Lau («Victoria»), der einen undurchschaubaren, deutschstämmigen Ganoven spielt, der sich in Tonis Gang heimisch fühlt, den aber ein Hauch des Verräterischen umgibt – ob dieser Schein ein vorurteilsbelasteter Trugschluss oder begründete Vorahnung ist, muss sich natürlich noch zeigen und schürt somit Spannung.
Das «You Are Wanted»-Autorentrio Richard Kropf, Bon Konrad und Hanno Hackford vollbringt es weitestgehend, das Treiben in Berlin-Neukölln so zu skizzieren, dass die Serie ohne Klischees auskommt. Natürlich ist die Dynamik innerhalb des Clans aus diversen Gangsterfilmen bekannt: Der weichgewordene Chef, ein aggressiver, strebsamer Raufbold, ein Zweifel aufrufender alter Bekannter … Doch die Autoren lassen in die Dialoge sowohl authentischen Berlin-Witz einfließen als auch eine aus Sorgen generierte Tragik, womit die Figuren eben nicht in die Schubladen "Glorifizierter Gangster" und "Paradebeispiel für die soziale Schieflage" fallen. Unpolitisch ist die Serie aber nicht – behandelt sie doch ebenso beiläufig wie pointiert die Folgen deutscher Integrationspolitik:
Dadurch, dass Tonis Familie seit Jahrzehnten nur einen befristeten Aufenthaltsstatus hat, kann sie sich gar nicht redlich in die Mitte der Gesellschaft integrieren. Gleichwohl entschuldigt es nicht die Taten einiger von Tonis Angehörigen. Die Feinheiten dieses Dilemmas werden bereits in den ersten beiden Episoden schrittweise spürbar, während Regisseur Marvin Kren («Rammbock») der Serie regelmäßig durch seine temporeicher Inszenierung von Club- und Actionszenen einen flotten Puls verleiht, der sich stimmig in die Hip-Hop-lastige Serienmusik fügt.
«4 Blocks» ist ab dem 8. Mai 2017 montags um 21 Uhr bei TNT Serie zu sehen.
Diese Kritik basiert auf den ersten beiden Episoden der Serie.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
07.05.2017 13:55 Uhr 1
07.05.2017 18:52 Uhr 2
08.05.2017 14:06 Uhr 3