Zur Person:
Etienne Gardé wurde am 8. Dezember 1978 in Frankfurt am Main geboren. Seine ersten Schritte als Fernsehmoderator und Redakteur ging Gardé ab dem Jahr 2000 im Rahmen der Videospiel-Sendung «GIGA Games» des Senders GIGA, für die er durch über 3000 Live-Sendungen führte. Von 2009 bis 2011 war er Redakteur und von 2011 bis 2014 Moderator der Computer- und Videospielesendung «Game One». Gardé ist Mitbegründer der Medienproduktionsfirma Rocket Beans Entertainment GmbH und Moderator bei deren Sender Rocket Beans TV.(lacht) Ich würde sagen: Entspann dich, alles wird gut! Aber das ist mit dem Wissen von heute leicht gesagt, denn damals bestand ein großes Risiko, gepaart mit einer großen Unsicherheit, Existenzängsten und 1000 Fragezeichen. Wir haben uns damals schon gefragt, was das genau eigentlich werden wird. Es ist ja nicht so, dass wir geplant hatten, innerhalb von drei Monaten 30 Mitarbeiter mehr zu haben oder dass wir auf eine genaue Vorstellung unserer Website hinarbeiteten. Wir haben einfach versucht, 24 Stunden irgendwie Content zu produzieren und dann geschaut, wie weit wir kommen. Dass das dann so eine große Geschichte wird, hat wirklich niemand gedacht. Wir können es uns auch heute noch nicht richtig erklären (lacht). Wir haben immer noch große Angst, dass uns jemand auf die Schliche kommt und sagt: ‚Moment mal, Ihr seid ja gar nicht so geil!“, oder etwas in der Richtung.
Gerade die finanzielle Unterstützung, die die Community zu Beginn aufbrachte, war essenziell dafür, dass Sie nun schon seit knapp 27 Monaten senden. Wie erklären Sie sich die außergewöhnliche Community-Bindung? Das klassische Fernsehen leckt sich nach einem solchen Verhältnis zu seinem Publikum sicher die Finger…
Es war tatsächlich gar nicht so sehr das Finanzielle. Klar ist dort auch etwas herumgekommen, aber es war nicht so viel, dass wir daraufhin ein Jahr Planungssicherheit gehabt hätten. Das diente eher als Signalwirkung in einem Ausmaß, dass man sagen konnte, da sind wirklich Leute bereit, Geld in die Hand zu nehmen und uns zu unterstützen. Und das waren ja auch nicht nur Geldangebote, sondern alles Mögliche. Es haben sich Anwälte, Maler, Kartendrucker, Leute aus verschiedensten Professionen gemeldet und ihre Unterstützung angeboten, um uns zu helfen. Diese unfassbare Resonanz gab den Ausschlag dafür, dass wir uns entschlossen haben, das anzunehmen und daraus etwas zu machen.
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Wir halten nicht die Fahne in den Wind oder gehen nach dem neuesten Trend, sondern machen das, was wir immer gemacht haben und das mit großer Leidenschaft.
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Etienne Gardé
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Wir sind generell sehr transparent in Bezug auf die Vorgänge, die in unserem Haus ablaufen.
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Etienne Gardé über Kooperationen
Wir sind generell sehr transparent in Bezug auf die Vorgänge, die in unserem Haus ablaufen. Natürlich können wir nicht jede Zahl offenlegen und das wollen wir auch gar nicht, weil wir nicht der Meinung sind, Rechenschaft schuldig zu sein. Aber wir versuchen so transparent zu sein, wie es eben geht und den Leuten immer zu erklären, warum wir Entscheidung treffen. Wer uns kennt, weiß auch, dass es bei uns nicht primär um die Kohle geht. Wir hätten beispielsweise schon früher viel leichter als Influencer Geld verdienen können als 80 oder 90 Leuten eine Festanstellung zu bieten – das kostet ja sehr viel Geld. Uns merkt man trotzdem an, dass wir immer versuchen, Dinge zu machen, hinter denen wir stehen. Je mehr Mitarbeiter man hat, desto schwieriger gestaltet sich das, denn wir haben ihnen gegenüber eine Verantwortung und müssen deshalb auch auf die Wirtschaftlichkeit achten. Diese Wirtschaftlichkeit und unsere Leidenschaft versuchen wir immer so gut es geht miteinander zu vereinbaren.
Es gab noch nie so richtig große Konflikte, weil wir bislang nichts gemacht haben, wofür wir uns schämen müssen. Wir hatten mal eine Kooperation mit RTL II You, wo unser Programm gespiegelt wurde und das zu einer Zeit, zu der RTL II bei unserer Community nicht den allerbesten Ruf genoss. Dann haben wir unseren Zuschauern jedoch klargemacht, dass das für uns eine gute Möglichkeit darstellt, unsere Reichweite zu erhöhen und es selber besser zu machen für einen großen Kunden. Das sind Dinge, bei denen uns keiner einen Vorwurf machen kann.
Ich sehe das so: Bei uns gibt es 24 Stunden am Tag kostenlos Programm, deshalb jammert man auf hohem Niveau, sollte mal irgendwo ein Werbespot oder eine Sendung laufen, die man vielleicht nicht gut findet. Ich kenne auch niemanden, dem beispielsweise jede Sendung auf ProSieben gefällt. Da trifft man als Zuschauer ja auch eine Programmauswahl. Wir können es als Sender mit unseren Entscheidungen nicht allen Leuten Recht machen. Solange wir uns und unserer Philosophie treu bleiben, kann daher gar nicht so viel passieren. Die Leute wissen auch, dass wir am Ende des Tages unser Produkt so sehr lieben, dass wir kein Interesse daran haben, das kaputtzumachen. Größere Shitstorms gab es deshalb bisher nicht, nur weil wir versucht haben, Geld zu verdienen.
Sie haben Rocket Beans TV Anfang 2015 auf Twitch gelauncht, seit Sommer letzten Jahres senden Sie über YouTube. Inwiefern hat sich der Wechsel für Sie ausgezahlt?
Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wir hatten die Idee, dass Twitch als Gaming-Plattform vielleicht nicht die richtige für uns ist, da wir ja nicht nur ein Gaming-Sender sind, sondern auch ein Entertainment-Sender, der viele weitere Themen abdeckt. Unsere Hoffnung war, dass bei YouTube als Branchenprimus mehr Leute auf uns aufmerksam werden als bei Twitch. Das hat sich anfangs in Viewer-Zahlen nicht direkt ausgedrückt, weil es immer schwierig ist, eine Plattform zu wechseln. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und man vergisst oft, wie schwer Leuten dieser Wechsel fallen kann und wie viel Laufkundschaft es auch auf Twitch gab, die einfach mal reingezappt und uns nicht gezielt ausgewählt hat. Deshalb sind die Zahlen am Anfang erstmal gesunken.
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Uns haben auch bestimmte Features, die Non-Exklusivität und die Inhaltshoheit bei YouTube besser gefallen.
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Etienne Gardé über den Wechsel von Rocket Beans TV zu YouTube
Lesen Sie auf der nächsten Seite von Etienne Gardés Erfahrungen auf dem Deutschen Fernsehpreis, was sich das klassische Fernsehen von Rocket Beans TV-Formaten abschauen kann und warum Rocket Beans TV für Medienschaffende so attraktiv ist.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
11.05.2017 14:59 Uhr 1
Ich bin skeptisch, was die Behauptung angeht, dass die Zuschauer mehr Authentizität und Echtheit wollen, weil dahinter der Irrglaube steht, alles müsste spontan kommen. Eine gute Sendung braucht schon eine gute Vorbereitung, man muss etwas in den Zylinder packen, um es herauszuholen. Was allerdings Phantasie behindert, ist der Gedanke: "Was will das Publikum sehen?"