"Kein Freund von Grabenkämpfen und Machtspielchen"
- Wissen Sie schon, wen Sie im Herbst wählen werden oder müssen Sie sich erst noch entscheiden? C. Hoffmann: Das braucht tatsächlich noch ein bisschen Zeit bei mir, da die Spitzenkandidaten der Parteien erst jetzt immer mehr über konkrete Themen und ihre Wahlprogramme sprechen.
- Wie können Sie als Journalist gegen Politik-Verdrossenheit vorgehen? C. Hoffmann: Ich kann durch spannende Berichterstattung zeigen, dass Demokratie und Politik - trotz aller Skandale - wichtig sind und eine aktive Beteiligung unserer Gesellschaft erfordern. Mit meinen TV-Beiträgen kann ich zudem versuchen, die Lebenswirklichkeit der Bürger widerzuspiegeln.
- Haben Sie jemals überlegt, selbst in die Politik zu gehen? C. Hoffmann: Ich habe als Jugendlicher tatsächlich in der Jugendorganisation einer Partei mitgearbeitet – hatte aber gleichzeitig schon erste Schritte im Journalismus gemacht. Beides zusammen geht nicht, aus Gründen der Unabhängigkeit. Die Entscheidung für den Journalismus fiel mir aber leicht: In der Politik kann man nicht so viel bewegen, wie man oft denkt, Ergebnisse sieht man oft erst spät. Und ich bin kein Freund von Grabenkämpfen und Machtspielchen.
- Was würden Sie tun, wenn Sie für einen Tag lang Bundeskanzler wären? C. Hoffmann: Ich würde mich darum kümmern, dass jeder, der eine Ausbildung macht, auch einen Job bekommt, die Steuern für Super-Reiche deutlich hochsetzen und sonntags generell Termin-frei verordnen – auch Kanzler brauchen mal einen Ausgleich.
Dabei ist es gar nicht lange her, dass Hoffmann selbst genau dieser Zielgruppe angehörte. Der Journalist ist gerade einmal 34 Jahre alt und gehört somit zu den Young-Stars am deutschen TV-Nachrichtenhimmel. 1983 in Köln geboren, sammelte er früh journalistische Erfahrungen als Polizeireporter beim Dumont-Blatt Kölner Stadtanzeiger. Seinen ersten Einsatz als Nachrichtenmoderator bei n-tv hatte er am 2. Weihnachtsfeiertag 2009. „Das sind Tage, die man im Leben nicht vergisst“, erinnert sich Hoffmann an seinen ersten Einsatz. Er habe mit Herzklopfen im Studio gesessen.
Jetzt befindet sich Hoffmann in Diensten von RTL II, wo er gemeinsam mit einem überwiegend jungen Redaktionsteam Nachrichten macht. Allerdings moderiert Hoffmann nicht nur im Studio, sondern ist auch in seiner Funktion als „Ressortleiter Deutschland“ im Inland unterwegs. In den Tagen nach dem Anschlag von Berlin im letzten Dezember berichtete er unter anderem live vom Breitscheidplatz. Und abseits der TV-Nachrichten schaffte es Hoffmann im März als Moderator der Fahndungsshow «Ungeklärte Fälle» sogar in die Primetime. Ein nennenswerter Quotenerfolg blieb für die Sendung zwar aus, bei Kritikern kam sie aber gut an.
Von Ehrlichkeit und guter Recherche
Seine Aufgabe bei den RTL II News, deren Kernzielgruppe Menschen unter 30 Jahren sind, sieht Hoffmann durchaus auch als Gratwanderung. „Zum einen wollen wir in unseren Sendungen nicht in den typischen ,Nachrichtensprech‘ verfallen, zum anderen darf es aber auch nie flapsig werden“, gibt Hoffmann zu. Zentral sei bei alledem Ehrlichkeit. „Als wir mal einen Beitrag zum Thema Rente gemacht haben, sagten wir unserem Publikum ganz offen, dass es einige vielleicht nicht interessieren wird, es sie aber interessieren sollte.“ Trotzdem versuchte seine Redaktion, die Relevanz des Themas für junge Menschen herauszustellen. Die Zuschauer wussten diese Ehrlichkeit zu honorieren – und blieben dran. Nach Angaben des Senders sind die «RTL II News» in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 11,3 Prozent die erfolgreichste Nachrichtensendung um 20 Uhr.
Zudem betont der Hoffmann die Bedeutung von guter Recherche. Auf das Fake-News-Team, das im RTL-Sendezentrum in Köln Internetbeiträge und Videos für die Sendergruppe auf ihre Echtheit überprüft, hat RTL II Zugriff. Aber auch für Hoffmann und seine Kollegen ist es selbstverständlich, alles stets wasserdicht zu recherchieren. Als Beispiel nennt Hoffmann die vielzitierte Rede Björn Höckes, in der der AfD-Funktionär unter anderem die Formulierung ,Mahnmal der Schande‘ verwendete. „Wir haben diese Rede gemeinsam in der Redaktion diskutiert und waren uns einig, dass wir unsere jungen Zuschauer damit nicht alleine lassen können“, erklärt Hoffmann.
Also entschied sich die Nachrichtensendung dazu, Orientierung zu geben – nicht aber, den Zuschauern eine Meinung aufzudrücken, wie der Moderator betont. „Wir versuchten, mit sauberer Recherche Höckes Rede anhand von Fakten zu entlarven.“ Tatsächlich stieß die RTL II-Nachrichtenredaktion auf ein ähnliches Monument in Washington - womit Berlin schon mal nicht die einzige Stadt mit einem entsprechenden Mahnmal ist. „So gelang es uns, die Höcke-Rede nach und nach zu widerlegen.“
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Wenn Hoffmann abends nach Hause kommt - nach den Nachrichten bei RTL II um 20 Uhr - bleibt ihm häufig nicht mehr viel vom Tag. Als kleines Ritual vorm Einschlafen liest er dann noch gerne im Spiegel und Stern, oder Sachbücher über Kriminalität und die Arbeit von Ermittlern – seine Leidenschaft. „Da bin ich schon Vollblut-Journalist und manchmal fällt mir das Abschalten ein bisschen schwer“, gibt er zu. Joggen in einem Berliner Park, bei ihm um die Ecke, hilft Hoffmann, den Kopf freizubekommen. n-tv schaut er übrigens immer noch regelmäßig. „Um mich schnell zu informieren. Und natürlich aus alter Verbundenheit und um die Kollegen von damals wiederzusehen“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.
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19.05.2017 15:02 Uhr 1