Die Handlung
Filmfacts «Ishtar»
- Regie und Drehbuch: Elaine May
- Produktion: Warren Beatty
- Darsteller: Dustin Hoffman, Warren Beatty, Isabelle Adjani, Charles Grodin, Jack Weston
- Musik: Bahjawa, Dave Grusin, Paul Williams
- Kamera: Vittorio Storaro
- Schnitt: Richard P. Cirincione, William H. Reynolds, Stephen A. Rotter
- Veröffentlichungsjahr: 1987
- Laufzeit: 107 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Nach der Zwischenlandung im kleinen Wüstenstaat Ishtar werden die mäßig talentierten Musiker von einer als Mann verkleideten Einheimischen namens Shirra angesprochen: Sie bräuchte dringend Hilfe, sonst würde sie bald das Zeitliche segnen. Sie willigen ein – und werden alsbald vom CIA beobachtet. Wo sind sie da nur reingeraten?
Der Misserfolg
Mit mehrmals verschobenem Starttag und einem Budget von 51 Millionen Dollar hat sich «Ishtar» bereits vor Kinostart eine Zielscheibe auf den Rücken gemalt: Die Produktion aus dem Jahr 1987 lag somit nur vier Millionen von dem teuersten Film der damaligen Filmgeschichte entfernt – «Superman» aus dem Jahr 1978. Für eine Komödie war dieses Budget viel zu hoch, urteilte die Fachpresse damals, die aufgrund der Verschiebungen eine Katastrophe witterte. Als obendrein Marktforscher im Auftrag des Verleihs Columbia Pictures das Publikumsinteresse analysierten und zum Schluss kamen, dass die Geschichte zweier Loungesinger in der Wüste auf wenig Neugier stößt, wurde «Ishtar» bereits als sicherer Flop abgetan. Aus Angst, die Hauptdarsteller zu verprellen, pumpte Columbia der Negativpresse zum Trotz Unsummen ins Marketing und eröffnete den Film mit sehr hoher Kopienzahl, statt der Marktanalyse und den Erkenntnissen aus positiven Testvorführungen zu folgen, und den Film eher klein zu starten – so dass die positive Mundpropaganda die negative Vorabpresse aufwiegt.
Der US-Start fiel zwiespältig aus: An einem ungeheuerlich schwachen Wochenende reichte es zwar für die Pole Position, jedoch auch nur für ein Ergebnis von 4,2 Millionen Dollar. Von da an bestimmte diese Narrative die Berichterstattung über «Ishtar»: Eine Regisseurin verpulverte ein Riesenbudget für ein Eitelkeitsprojekt mit zwei verwöhnten Stars für einen Film mit seltsamer Grundidee, den keiner sehen will. Aus der Flop-Berichterstattung ausgehend mutierte die qualitative Rezeption über «Ishtar»: Waren die Kritiken zunächst gespalten, dominierten nach Ende der Kinoauswertung die Negativstimmen – es folgten drei Nominierungen für die Goldene Himbeere, der Beschluss der in der Finanzierung involvierten Coca-Cola-Company, sich aus dem Entertainmentgeschäft zurückzuziehen und Jahre der Häme in der US-Popkultur und filmhistorischen Werken.
Nach der Jahrhundertwende begann allerdings eine Reevaluation des Films. Namhafte Regisseure wie Quentin Tarantino, Martin Scorsese und Edgar Weight ergreifen für ihn in Interviews Partei, europäische Kritiker lobten ihn bei Besprechungen der DVD-Veröffentlichung 2004 und seit Erscheinen der US-Blu-ray im Jahr 2013 häufen sich auch die positiven Stimmen unter US-Filmjournalisten, wie etwa den Autoren der Los Angeles Times und von Indiewire.
Die 6 glorreichen Aspekte von «Ishtar»
«Ishtar» kann durchaus so manches vorgeworfen werden – Formelhaftigkeit gehört allerdings keinesfalls dazu: Als verwegen-sonderbare Genremischung vereint Elaine Mays Bombastkomödie Dialogwitz, Showbusinessdramatik, Spionageaction und exotisches Abenteuer, und zwar so, als wäre es das leichteste. May gelingt es, parallel zur eskalierenden Situation, ihre zwei Hauptfiguren facettenreicher zu zeichnen und so aus den Losertypen nach und nach reizvolle, komplexe Protagonisten zu formen.
Dabei profitiert «Ishtar» davon, dass Dustin Hoffmann und Warren Beatty auch im realen Leben eine neckische Freundschaft zueinander verfolgen – die Dynamik zwischen Lyle und Chuck ist dank des Dialogbuchs hollywoodhaft überspitzt, und dennoch glaubwürdig. Die schleichend einsetzende Erkenntnis des Duos, dass sie es vorziehen, in einer Sache, die sie lieben, zweitklassig sind, als sie aufzugeben, um woanders perfekt zu sein, fügt sich ironischerweise sehr gut zur Filmrezeption: «Ishtar» mag strukturelle Hänger haben und eine schwer zu verkaufende Grundidee. Jedoch ist Mays Inszenierung und den Darbietungen der zwei Hauptdarsteller durchweg anzumerken, wie sehr sie dieses Projekt lieben, was sich auf die Stimmung des geneigten Publikums leicht überträgt.
Und die Songs der beiden Hauptfiguren sind humoristisch wohl einfach ihrer Zeit voraus gewesen: Lyle und Chuck sind unfähige Sänger und dick auftragende, sich für subtil haltende Songschreiber – dieses "stylistic suck", das dennoch ernstlich die Figuren charakterisiert, wurde erst in jüngeren Jahren als Comedytonfall so wirklich geläufig. In diesem Sinne: «Ishtar» ist ein kauziges, unpoliertes Stück Albernheit mit Ambition – und somit ein (Teilzeit-)Vorbild für alle, die im unbedeutenden Mittelmaß ersticken.
«Ishtar» ist auf DVD erschienen und via Amazon, iTunes, Microsoft sowie Juke abrufbar.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel