Cast & Crew
Vor der Kamera:Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr
Miroslav Nemec als Ivo Batic
Martin Feifel als Thomas Jacobi
Hanna Scheibe als Nicole Büchner
Juliane Köhler als Andrea Slowinski
Anna Schäfer als Julia Stephan
Ferdinand Hofer als Kalli Hammermann
Hinter der Kamera:
Produktion: Claussen+Putz Filmproduktion
Drehbuch: Katrin Bühlig
Regie: Rainer Kaufmann
Kamera: Klaus Eichhammer
Der Mann trägt ein weißes Hemd, ein legeres schwarzes Sakko und altbackene Slipper. Seine nachlässige Rasur soll einen Hauch Antiheldentum verströmen, er guckt gerne verwegen und ist ein angesehener, finanziell erfolgreicher und international renommierter Architekt. Die Frauen fliegen auf ihn, erst recht die, die beruflich selbst in der intellektuellen Elite zu verorten sind: neben der Toten aus der Eröffnung noch mindestens eine Psychotherapeutin und eine Hausärztin, und dass die aufstrebende Architektin in seiner Firma von seinem Charme ganz aus dem Takt kommt, versteht sich von selbst.
Selbst für Sonntagabendkrimis ist diese Figur ziemlich schmierig. Doch Drehbuchautorin Katrin Bühlig will das Portfolio komplizierter Liebschaften noch erweitern: Batic hat eine Affäre mit einer verheirateten Frau, die ihn so einnimmt, dass er seine Dienstpflichten zur Nebensache degradiert, während der junge Kollege aus dem Mittleren Dienst Leitmayr seine alleinstehende Mutter schmackhaft macht.
Das Anstrengende an diesem Film ist die Schizophrenie seiner Ambition: Er will eingängig sein, aber auch sperrig; vor allem leicht zugänglich, aber gleichzeitig ein bisschen so tun, als sei er intellektuell. Mit allerhand pseudodramatischer Streichermusik, den forciert vielsagenden Blicken von Juliane Köhler (sie spielt eine der Frauen des promiskuitiven Mannes) und den penetranten Knattereien von Ivo Batic will man den eigentlich banalen Plot und die im Kern ziemlich banalen Themen des Films bloß verschleiern. Es geht um die Liebe im Diffusen, nicht im Konkreten – und damit hat uns „Die Liebe, ein seltsames Spiel“ leider nicht sonderlich viel zu sagen.
Vielmehr begnügt sich dieser «Tatort» mit dem verschnörkelten Durchexerzieren des Beliebigen, in dessen Rahmen er zumindest die beknacktesten Grundkonstruktionen durchbrechen kann. Immerhin: Es geht einmal nicht um eine Frau, die zwischen zwei Männern steht, sondern um einen Mann, der zwischen allerhand Frauen steht, von denen einige dahingemordet werden. Doch das ist eben nicht Avantgarde, sondern ziemlich biederes Regelfernsehen. Durch eine Ästhetik, die die fernsehfilmhaften Allgemeinplätze umschiffen will, und eine Narrative, die sich manchmal ein bisschen sperrig-verschroben gibt, will man diesen Eindruck verhindern. Doch er stellt sich wahrscheinlich genau wegen dieser Versuche noch klarer ein.
„Die Liebe, ein seltsames Spiel“ scheitert als Film daran, dass er mehr sein will als er sein kann: ein fast schon philosophisches Traktat über die Liebe in all ihren Konstellationen, aber eben eingebettet in einen fernsehfilmhaft erzählten Krimi, mit tollen Hechten, devoten Frauen, guten Cops, die nach den Wechseljahren einen zweiten Frühling erleben, und jungem Glück auf dem brutalen Münchener Wohnungsmarkt. Diese Konstellation aus Anbiederung und erzählerischer Aufrichtigkeit konnte nichts werden. Aber wo die Liebe hinfällt…
Das Erste zeigt «Tatort – Die Liebe, ein seltsames Spiel» am Sonntag, den 21. Mai um 20.15 Uhr.
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