«Am Ende der Welt» bricht das (weitestgehend) kontrollierte Chaos aus
Zahlen zum Doppeldreh des zweiten und dritten «Pirates of the Caribbean»-Films
- Die Dreharbeiten fanden in sechs Ländern statt
- 141 Tage lang war das zweite Drehteam im Einsatz
- 281 Tage lang war die Hauptcrew im Dienst
- 256 3/8 Seiten Drehbuch
- über 4.000 Crewmitglieder
- 2.868.690 Fuß Film wurden genutzt
- 3.409 Stunden und 24 Minuten Drehzeit
Womit vorab jedoch nicht gerechnet wurde: Wenn etwas schief geht, schlägt es ungleich höhere Wellen, so dass sich immer mehr Aufgaben immer weiter nach hinten verschiebten. Laut Drehbuchautor Terry Rossio war es ursprünglich geplant, die Dreharbeiten für beide «Fluch der Karibik»-Fortsetzungen noch im Januar 2006 zu beenden. Dies war jedoch der Stand der Dinge, bevor zwei Hurrikans Set- und Requisitenneubauten forderten und den Terminkalender durcheinanderwirbelten. So rückte der Drehplan für viele Szenen des dritten Piratenabenteuers immer weiter nach hinten, weil die Fertigstellung des zweiten Films aufgrund des näheren Veröffentlichungstermin eine größere Priorität hatte. Weitere Verzögerungen gab es, da zum Teil effektlastige Szenen neu gedreht werden mussten, damit die Animatoren das bestmögliche Ausgangsmaterial erhalten. Schlussendlich endeten die regulären Dreharbeiten für «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» erst im Dezember 2006.
Ein vor diesem Hintergrund vergleichsweise überschaubarer Nebeneffekt, zwei Filme dieser Größenordnung in einem Rutsch zu filmen: Bei einer Drehbuchrevision wurden die Szenen nicht richtig gekennzeichnet, so dass die Kostümabteilung Keira Knightley eines Morgens mit dem falschen Kostüm ausstattete. Der Außendreh wurde vorbereitet, ehe zwei Crewmitglieder den wandelnden Kontinuitätsfehler bemerkten. Für die Szene musste ein neuer Drehtermin gefunden und eine andere Szene vorgezogen werden. Ein halber Drehtag ging so verloren sowie "mehrere Hunderttausend Dollar", wie die Autoren zugeben.
Dem parallel zu den Dreharbeiten an «Am Ende der Welt» in der US-Fachpresse breitgetretenen Gerücht, die Produktion habe ohne Drehbuch begonnen, verwehren sich die Beteiligten allerdings bis heute: Die Geschichte beider «Fluch der Karibik»-Sequels hätte vor Drehbeginn bereits gestanden, ebenso wie die einzelnen Sequenzen und der Großteil der Dialogwechsel – nur der explizite Laut einzelner Wortwechsel, manche Stuntdetails und wenige Fragen bezüglich der Szenenreihenfolge wären erst nach dem Fallen der ersten Klappe finalisiert worden. Eine der ersten Passagen des Films, die von allen Seiten abgesegnet wurde: Die Sequenzen in Singapur, von denen der chinesische Darsteller Chow Yun-Fat aufgrund der Sprachhürde möglichst frühzeitig die fertige Version haben wollte. Kleiner Fakt am Rande, der viel über Regisseur Gore Verbinski aussagt: Die Autoren stellten sich vor, die Szene in einem schlichten, aber edlen Tempel spielen zu lassen – er setzte aber durch, Piratenfürst Sao Feng in einem ranzigen, verwinkelten Badehaus voller modriger Details zu zeigen.
Ein Aspekt des Films, der hingegen sehr lange auf wackligen Füßen stand: Aufgrund der lautstarken Fanwünsche und auch Johnny Depps Begehren war es vor Drehbeginn eine unausgesprochene, dennoch abgemachte Sache, dass Keith Richards einen Gastauftritt haben sollte – schließlich war die Rocklegende eine der Inspirationen für Johnny Depps Art und Weise, Käpt'n Jack Sparrow zu spielen. Richards Terminkalender ließ dies jedoch zunächst unwahrscheinlich erscheinen, weshalb der Teil des Films rund um seinen Auftritt herum zuweilen auf der Kippe stand und ein Plan B in der Hinterhand gehalten wurde – Richards Szenen als Hüter des Piratenkodex gehörten zu den letzten, die gefilmt wurden.
Die ungewöhnlichen Produktionsbedingungen führten jedoch auch dazu, dass Hans Zimmer und sein Team bei der Arbeit an der Musik zu «Am Ende der Welt» mehr Zeit hatten als bei den restlichen Filmen der Reihe – was den Weg für einige komplexe Kompositionen bereitete. Das Piratenlied, das den Film eröffnet, ist eine Zusammenarbeit zwischen Hans Zimmer & Gore Verbinski (Musik) und Ted Elliott & Terry Rossio (Text) und zieht sich als instrumentales Stück durch zahlreiche Szenen – ebenso wie eine von Zimmer verfasste Liebessuite. Diese nutzt der Komponist in munterer sowie bittersüßer Form für Will Turner & Elizabeth Swann, in tragischer und verletzter Form für Davy Jones und die Meeresgöttin Calpyso , obendrein wandelt er es als Reisemotiv ab. Des Weiteren dient es einmal mit (von Gore Verbinski gespieltem) E-Gitarreneinsatz als Verneigung vor Ennio Morricone. Die Szene, in der die Black Pearl gezielt zum Kippen gebracht wird, nutzt Zimmer wiederum, um alle wichtigen musikalischen Heldenmotive der Reihe auf den Kopf zu stellen und ineinander zu verschränken.
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