Cast & Crew
Vor der Kamera:Anneke Kim Sarnau als Katrin König
Charly Hübner als Alexander Bukow
Andreas Guenther als Anton Pöschel
Josef Heynert als Volker Thiesler
Uwe Preuss als Henning Röder
Lana Cooper als Doreen
Till Wonka als Jan Ahrens
Hinter der Kamera:
Produktion: Filmpool Fiction
Drehbuch: Wolfgang Stauch
Regie: Matthias Tiefenbacher
Kamera: Hanno Lentz
Produzentin: Iris Kiefer
Vor Jahren ist in einer solchen Schlägerei einmal ein Polizist schwer verletzt worden. Das Opfer verbringt heute, sieben Jahre nach der Tat, sein Leben jenseits jeder Ansprechbarkeit im Rollstuhl. Seine Frau, für deren Lebensunterhalt die magere Pension freilich kaum reicht, ist ein psychisches Wrack. Noch dazu kam kürzlich der Täter wieder aus dem Knast. Wenig später wird einer von dessen beiden damaligen Belastungszeugen aus der Ultra-Szene vor einen LKW geschubst. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) machen sich an die Ermittlungen.
Dabei wären sie eigentlich genug mit sich selbst beschäftigt. Bukow verarbeitet die Trennung von seiner Frau, an die sich sein Kollege rangemacht hat, mit dem er nach wie vor zusammenarbeiten muss. Und König mäandriert zwischen posttraumatischem Stress und ihren Gewissensbissen: Denn Bukow und ihr Dienstvorgesetzter bearbeiten sie massiv, ihre Straftat aus der letzten Folge zu vertuschen.
„Einer für alle, alle für Rostock“ ist ein Film, der von Klischees lebt. Das ist nicht neu: Straßenköter Bukow mit der kurzen Zündschnur und seiner archaischen Weltsicht war nie eine Figur, die gern mit Konventionen brach oder an der die Macher ein wie auch immer geartetes tiefenpsychologisches Interesse zu haben schienen. Doch die Episodenrollen dieser Folge – gröhlende, saufende, pöbelnde und prügelnde Ultras – erweitern das klischeehafte Stereotypenportfolio an die Grenze der Zumutung.
- © NDR/Christine Schroeder
v.l.: Stefan Momke (Lasse Myhr), Jan Ahrens (Till Wonka)
Es ist ein Leichtes, abstoßende Figuren abstoßende Dinge tun zu lassen, und die Degeneration der sozialen Unterschicht als solches vorzuführen: In einer Gegend wie Rostock (eine Synekdoche für die Schlagwörter Osten, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit) landen die sozial Schwachen eben irgendwann auf der Straße, saufen, prügeln und werden Ultras. Alibihaft randaliert noch ein Zahnarzt mit, doch hier endet die personelle Ausdifferenzierung. An einer Milieustudie hat dieser Film nur ein ganz oberflächliches Interesse: eines, das Klischees bedienen will, und das seinen Figuren keinerlei innere Komplexität erlaubt: Der frisch aus dem Knast entlassene Ultra hatte natürlich etwas mit einer Friseuse (Kurzcharakterisierung: kaputte Haare, verlebtes Gesicht, Zigarette im Mundwinkel, sehr junge Mutter), die nun, nachdem sie in einer kleinbürgerlichen Welt gelandet war, den Weg zurück zu ihrem kriminellen Lover findet.
Der Film erzählt diese Geschichte oberflächlich, fahrig, schludrig. Nicht anders den Subplot um Katrin Königs müßige Gewissensbisse, der jedwede tiefgreifende, intellektuelle Begegnung mit der Thematik so eklatant vermeidet wie die Rostocker Ultras kohärent formulierte Nebensätze. Mit Wackelkameras, gestelzt vorgetragenen Schrei-Dialogen und einer diffusen, selbstzerstörerischen Suffnacht soll psychologische Tiefe angedeutet und gleichzeitig ausgespart werden.
Am Schluss bedient der Rostocker «Polizeiruf 110» vor allem den sozialen Abwärtsvergleich, indem er in seinem oberflächlichen Duktus permanent vereinfacht, bis nur noch Klischees und austauschbare Stereotypenrollen übrig sind. Da kommt nicht nur Badass Bukow schon mal das Frühstück hoch.
Das Erste zeigt «Polizeiruf 110 – Einer für alle, alle für Rostock» am Sonntag, den 28. Mai um 20.15 Uhr.
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