Über einen langen Zeitraum hinweg legten die ARD-Vorabend-Quizshows eine fast schon beispiellose Erfolgsgeschichte hin, die aktuell aber einige weniger erfreuliche Fußnoten bekommt: Das «Paarduell» wird nicht nur von der Internet-Fangemeinde verschmäht, sondern lässt auch über einen Monat nach Staffelbeginn keinen wirklichen Aufwärtstrend erkennen, «Sag die Wahrheit» am Freitag ist mit zuletzt nicht einmal mehr sechs Prozent Marktanteil sogar bis dato ein Totalausfall. Und doch glaubt der Sender weiterhin an das Genre, das nach der «Verbotenen Liebe» nun mit den werktäglichen Zoo-Geschichten ein weiteres alteingesessenes Daytime-Urgestein vertreibt, das zuletzt kaum mehr wer sehen wollte. Ob nun allerdings «So war's! Das Quiz der Jahrzehnte» den Muff aus der Problemecke zwischen den Daily-Soaps und «Brisant» bekommt, darf nach Sichtung der ersten Folge durchaus bezweifelt werden.
Denn wenngleich die Sendung im Original aus Irland stammt («Play it By Year»), entspricht sie so vielen Klischees des typischen öffentlich-rechtlichen Fließband-Quiz' von der Stange: Drei Teams, einige Multiple-Choice-Runden, zwischendrin eine schon durch die eher moderate Vorlese-Geschwindigkeit des Moderators ihrem Namen nur in Ansätzen gerecht werdende Schnellrate-Runde und dann noch immer mal wieder etwas Leerlauf zum Plappern und Beraten über das weitere Vorgehen. So lassen sich die Versatzstücke kurz und bündig zusammenfassen, ohne allzu viel Substanz zu übergehen.
Der eigentliche Reiz, den man diesem Projekt ohne allzu viel gutem Willen zuschreiben kann, liegt in der generellen Ausrichtung, die Fragen rein auf das jüngere Zeitgeschehen auszurichten. Dadurch hat man zwar mitunter ein wenig das Gefühl, ein Best-Of der «Tagesschau» präsentiert zu bekommen, für gesellschaftspolitisch und popkulturell interessierte Menschen macht das aber trotzdem Spaß. So ein bisschen ist «So war's!» wie Plasbergs Jahresquiz in viel kleiner, ohne Promis und Studio-Aktionen und eben in täglicher Ausstrahlung. Kann man so machen und gibt dem Projekt zumindest einen USP, wie ihn ja auch schon die beiden erfolgreichsten Vorabend-Sendungen der ARD vorzuweisen haben: «Wer weiß denn sowas?» zielt stark auf Skurrilitäten und nützliche Alltagstipps ab, «Gefragt - Gejagt» ist das Mekka des bildungsversierten Fakten-Nerds, der laut aufstöhnt, wenn bei Günther Jauch mal wieder mehr als fünf Minuten Sendezeit für eine Frage drauf gehen.
Schade nur, dass Constantin Entertainment und der ARD sonst nicht wirklich etwas dazu eingefallen ist, wie man dieses Alleinstellungsmerkmal knackig aufbereitet. So fließen die knapp 50 Minuten Sendezeit ziemlich highlightarm vor sich hin, mit latent nostalgischen Gefühlen vielleicht angereichert, wenn man zu den gezeigten Szenen irgendeinen persönlichen Bezug hat. Ob das für einen der Vorabend-Slots gereicht hätte, um das Publikum an den Sender zu binden, erscheint da fraglich. Am Nachmittag prinzipiell schon eher, da die Mehrzahl der hier Fernsehenden noch eher nicht die ganz großen Erwartungen an das sie durch die Hausarbeit begleitende Medium setzt. Andererseits haben die Zoo-Dokus die Menschen allerdings auch davon entwöhnt, den Sender überhaupt einzuschalten oder wenigstens nicht wegzuzappen - und um dieses Nutzungsverhalten zu ändern, wären ein paar Gründe mehr zum Zuschauen sicherlich nicht schlecht gewesen.
Und diese Gründe wären auch dahingehend nicht schlecht gewesen, dass sich die Show gänzlich ohne prominente Rategäste versucht. Was für eine Konzeptidee mit Weltklasse-Potenzial wie «The Chase» segensreich ist, da man sich hier völlig auf den spannenden Spielablauf konzentrieren kann und dieser nicht durch oft doch mehr oder minder stark nach Selbstdarstellungsmöglichkeiten gierende Promis gestört wird, ist bei eher uninspirierten Ideen tendenziell eher von Nachteil. Bekannte Namen locken immerhin Fans und Sympathisanten ab, aber No-Names aus der Mitte der Gesellschaft lösen kaum einen Einschaltimpuls aus. Diese Gleichung als manifeste, sakrosankte Regel auszugeben, ist sicherlich etwas schwierig - aber so ganz von ungefähr kommt es nicht, dass Bommes' Jäger-Quiz in der vergangenen Staffel gänzlich auf bekannte Persönlichkeiten verzichten konnte und «Wer wird Millionär?» damit nun schon seit fast zwei Jahrzehnten hervorragend funktioniert, während Pilawa und Pflaume einen Promi nach dem anderen durch ihre Sendungen schleusen.
Schlussendlich heißt es aber ohnehin erstmal wieder abwarten, was die Nachhaltigkeit des Quiz-Slots nach 16 Uhr anbetrifft. Mit zehn Folgen ist das Produktionsvolumen von «So war's!» äußerst sparsam, ja um nicht zu sagen deutlich ZU sparsam ausgefallen, als dass die Sendung eine echte Chance hätte, sich ihr Publikum schrittweise zu erschließen, wie es den vorabendlichen Formaten vergönnt war. Ohnehin wird hier in den kommenden Wochen kaum Konstanz aufkommen können, da sehr bald mit «Schätzen Sie mal» schon wieder ein Neustart zu sehen sein wird und danach mit der Tour de France und alten «Gefragt - Gejagt»-Ausgaben weiterhin ein Potpourri der guten Laune angeboten wird (mehr dazu hier). Das alles spricht eigentlich eher dafür, dass Antwerpes hätte mehr anbieten müssen als ein weiteres nett-austauschbares ARD-Quiz mit hübschen Ausschnitten der jüngeren Zeitgeschichte. Aber die Ansprüche an die Quote dürfte senderintern hier nun auch nicht gigantisch sein - und vielleicht ja auch die des Publikums nicht hinsichtlich Innovation, Dynamik und Spannung.
Das Erste zeigt zehn Folgen von «So war's!» immer montags bis freitags gegen 16:10 Uhr.
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