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Und jetzt stellen Sie sich vor, das Ganze wird moderiert von Günther Jauch. Er säße dann da, in einem bildungsbürgerlich-biederen Anzug und einer trostlosen Banker-Krawatte, immerhin einmal ohne Moderationskärtchen in den Händen, dafür aber einen irgendwie müden Blick im Gesicht. Er würde sich mit den Wettkämpfern über Daniela Katzenberger unterhalten und keine Gelegenheit auslassen, zu sagen, wie spannend das alles doch ist. Günther Jauch moderiert diese «Quiz-Arena» wie man ihn kennt – und auch schätzt: als netter, redseliger Quizonkel. Aber Jauch und Nervenkitzel – das ist das Oxymoron des deutschen Showgeschäfts schlechthin.
Dabei setzt das Konzept dieser Show in sehr prägnanter Weise auf eine immense Fallhöhe: Sobald ein Kandidat drei Fragen hintereinander falsch beantwortet, scheidet er aus. Durch eine richtige Antwort kann er das Fehlerkonto wieder auf null zurückfahren. Das Spiel lädt zum Taktieren ein, schließlich kann er sich die Fragen aus gegebenen Kategorien selbst aussuchen.
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Noch dazu hat RTL den Schwierigkeitsgrad deutlich gesenkt. Während im amerikanischen Original nach entlegeneren Ereignissen aus dem Sezessionskrieg oder nach der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannten Päpsten aus dem Mittelalter gefragt wurde, woran selbst ein studierter Theologe scheiterte, muss man in Jauchs «Quiz-Arena» gerade einmal die Farben der südafrikanischen Nationalflagge kennen und wissen, wer Hans Christian Andersen war. Peanuts.
«500» ist eine nette, kurzweilige Quiz-Sendung. Doch es ist gerade diese überdrehte Stilisierung hin zu einem überkandidelten Wettkampf, die mit der Personalie Jauch und dem Allerweltsgeplänkel eine gewisse Dissonanz eingeht. Bedrohliches rotes Studiolicht und ein wummernder Sound illustrieren, wenn es für den Kandidaten brenzlig wird, nur damit dann Günther Jauch im kumpelhaft-seriösen Gut-Freund-Duktus ansetzt, naja, das sei jetzt eben nicht optimal verlaufen. Wobei: Genau so ließe sich auch das Fazit dieser Rezension formulieren.
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