Nach einigem Warten und großer Debatte ist die Dokumentation «Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa» nun doch ans Licht der Öffentlichkeit gelangt. Die vom WDR für arte verantwortete Produktion ist ab sofort für beschränkte Zeit auf der Webseite des Boulevardblatts Bild abrufbar. Der Kultursender arte beschloss vor einigen Wochen, den Film nicht auszustrahlen, weil sich das fertige Werk zu sehr von der ursprünglichen Auftragsstellung entfernt habe: Geordert wurde ein Film der Film, der unter anderem über das Erstarken des Antisemitismus in Norwegen, Großbritannien, Ungarn und Griechenland berichtet. Stattdessen blickt der Film vornehmlich auf die Lage im Nahen Osten. Außerdem steht der Vorwurf im Raum, die Doku sei nicht ausgewogen.
Eine Ausstrahlung im WDR-Programm wurde als Alternative bislang nicht gesucht, weil die Rechte bei arte lägen und daher die Lizenzfragen erst geklärt werden müssten. Anschließend sei zu klären, ob der von arte abgelehnte Film den journalistischen Standards und Programmgrundsätzen des WDR entspreche. Angesichts dieses Statements des WDR ist es also fraglich, wie rechtens die Bild-Veröffentlichung der Doku ist.
Bild-Chefredakteur Julian Reichelt derweil rührt in den von seinem Blatt gewohnten, diskutablen Tonfall die Werbetrommel für seinen Schritt: "Seit Wochen wird bis in die höchsten Ebenen der Politik über diese - von Gebührengeldern produzierte - Dokumentation diskutiert. Ohne dass die Bürger sie sehen dürfen. Ohne dass sie sich ein Urteil bilden können." Reichelt mutmaßt weiter, arte sei die Dokumentation "politisch nicht genehm", weil sie "ein antisemitisches Weltbild in weiten Teilen der Gesellschaft belegt, das erschütternd ist."
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