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Klub TV vs. klassisches Fernsehen: Wie die Bundesligisten ticken

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Eine Trainervorstellung nur im Klub-eigenen Kanal? Gab es kürzlich. Quotenmeter.de auf Spurensuche bei den Bundesliga-Vereinen, die durchaus unterschiedliche Strategien in Sachen Medienarbeit verfolgen.

Ein Dienstagnachmittag im Juni. Eigentlich macht die Bundesliga Siesta, die Profis weilen im Urlaub. In Dortmund aber herrscht reges Treiben. Der BVB, immerhin Tabellendritter der Vorsaison, stellt mit Peter Bosz seinen neuen Trainer vor. Fans, auch über die eigenen Vereinsfarben hinaus, sind interessiert. Was wird der neue Coach, der frisch von Ajax aus den Niederlanden kommt, sagen? Die Vorstellung des neuen Manns an der Seitenlinie beginnt pünktlich, die Uhren zeigen 15.15 Uhr. Die Kameras laufen. Sky Sport News HD, üblicherweise eine sichere Anlaufstelle bei solchen Ereignissen, spricht aber über andere Bundesliga-Themen. Via Twitter kommt die Information, Dortmund habe einer Live-Übertragung auf Sky nicht zugestimmt, nur eine zeitversetzte Übertragung erlaubt. Für die hauseigenen Medien gilt diese Einschränkung nicht. Auf der Facebook-Seite des BVB gibt es einen Live-Stream.

Exklusive Inhalte für das eigene Klub-Fernsehen gewinnen in der Bundesliga mehr und mehr an Bedeutung. Unlängst startete der FC Bayern München sogar einen komplett eigenen Fernsehsender rund um Inhalte des Rekordmeisters. Dieser überträgt nicht nur Freundschaftsspiele, Presserunden und Trainingseinheiten, sondern liefert immer wieder auch exklusive Interviews, zuletzt etwa mit Vereins-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Doch nicht nur gegen Gebühr wird der Fan der Münchner auf FC Bayern TV mit Infos versorgt, auch auf verschiedenen Social-Media-Plattformen, hier sogar kostenfrei. Die Rot-Blauen zählen mittlerweile über 42 Millionen Freunde auf Facebook – Follower des Accounts kommen von allen Teilen der Erde. Und die Zahl derer, die man über Instagram, Snapchat oder Twitter erreicht, steigt stetig.

Die Bundesliga-Likes - eine Facebookmacht (Stand: Anfang Juni '17)

  1. FC Bayern: 42,2 Mio.
  2. BVB: 14,54 Mio.
  3. Schalke: 2,89 Mio.
  4. Leverkusen: 2,73 Mio.
  5. Wolfsburg: 1,12 Mio.
  6. Werder: 1,00 Mio.
  7. Gladbach: 0,97 Mio.
  8. HSV: 0,8 Mio.
  9. Köln: 0,74 Mio.
  10. Eintracht: 0,61 Mio.
  11. Mainz: 0,44 Mio.
  12. Hertha: 0,36 Mio.
  13. Leipzig: 0,31 Mio.
  14. Hoffenheim: 0,26 Mio.
  15. Augsburg: 0,25 Mio.
  16. Freiburg: 0,24 Mio.
  17. Darmstadt: 0,16 Mio.
  18. Ingolstadt: 0,09 Mio.
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„Digitale Plattformen gewinnen für den FC Bayern an Bedeutung: Wir nutzen Facebook, Snapchat und Co., um unsere Fans weltweit zu erreichen und zu informieren“, erklärt die Pressestelle des FC Bayern München im Gespräch mit Quotenmeter.de. Als Ersatz für klassische Medien sieht man die Angebote in der bayerischen Landeshauptstadt aber nicht. „Damit wollen wir Journalismus aber ausdrücklich nicht ersetzen, sondern ein Komplementär-Angebot schaffen.“ Der FC Bayern veranstaltet vor allen Pflichtspielen Pressekonferenzen mit Spielern und Trainer Carlo Ancelotti, die Fernsehsender, darunter auch Liga-Rechteinhaber Sky, nach Wunsch übertragen darf. Einschränkungen gibt es in München nicht. Es ist kein einziger Fall aus der vergangenen Saison bekannt, in dem sich der Rekordmeister quer stellte.

Eine etwas andere Strategie wird im Ruhrpott verfolgt – beim FC Schalke 04: Dort, wo es der Redensart zufolge nie langweilig wird, sind die Presserunden mit Manager Christian Heidel dem Trainer (bisher Markus Weinzierl, künftig der aus Aue kommende Domenic Tedesco) regelmäßig auch sehr gut besucht. Bei den Königsblauen gibt es ganz klare Regeln, die die Pressestelle im Gespräch mit Quotenmeter.de erklärt: „Auf unserem Vereinsgelände hat der FC Schalke 04 Hausrecht. Somit obliegt es dem Club, zu entscheiden, ob und welche TV-Sender die dort stattfindenden Pressegesprächen live übertragen dürfen.“ Grundsätzlich zeige der FC Schalke 04 alle Mediengespräche auf seinen eigenen Kanälen live. „Zudem gestatten wir es Sky, dem größten Medienpartner der Liga, live zu senden. Das darf sonst kein anderer TV-Sender. Für weitere Dreharbeiten und Einzelgespräche behandeln wir die übertragenden TV-Sender eines jeweiligen Spieles bevorzugt, wo dies möglich ist“, heißt es vom Zehnten der Vorsaison.

Keine Restriktionen gibt es derweil auch beim Hamburger SV, der sich als 15. ohne Gang in die Relegation für das Bundesliga-Oberhaus qualifiziert hat. „Was die mögliche Live-Übertragung im Internet und den sozialen Medien betrifft, entscheiden wir meist individuell und im Dialog mit den Medienvertretern, vor allem um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Allerdings gab es auch hier in der Vergangenheit sehr, sehr wenige Fälle, in denen wir einer Übertragung nicht zugestimmt haben“, erklärte die HSV-Presseabteilung auf Anfrage. Interview- und Anfragen und Wünsche würde man versuchen so gut es geht zu erfüllen. Und zudem gäbe es den TV-Vertrag eindeutig geregelte Rechte, an die man sich halte.

Ebenfalls unter den Großen der Liga mischt inzwischen Rasenballsport Leipzig mit. Im Osten der Republik ist in den vergangenen Jahren ein neuer Fußballgigant gewachsen, der auf und neben dem Platz manches anders macht. Zu hören ist sogar von einer „einzigartigen Strategie“. Zwar hat auch der von Oliver Mintzlaff und Ralf Rangnick geführte Verein ein eigenes Klub-TV, das auf den Namen „Bullen.TV“ hört, aber: Es gilt die strikte Vorgabe „Extern First.“ Man kann sogar soweit gehen und sagen, dass es in Leipzig nahezu verpönt ist, das eigene Medium zu bevorzugen. Heißt: Das Bewegt-Bild-Team der roten Bullen macht keine Exklusiv-Interviews – diese erhalten ausschließlich externe Medien. Mit dieser Strategie, dem sehr offenen Verhältnis des Klubs, das Bundesliga-Reporter bestätigen, wollen die Leipziger Plus-Punkte auf der Sympathie-Skala der Fans sammeln.

Sämtliche Spieler des Vereins standen in der vergangenen Saison mehrmals pro Woche für Medientermine zur Verfügung, Trainer und Verantwortliche sowieso. Sogar Blogger haben feste Plätze in den regelmäßigen Presserunden. Einschränkungen oder ein kommerzielles Ansinnen das Klub-Fernsehen zu stärken, gibt es beim kommenden Champions-League-Klub nicht.

Es ist ein konträrer Weg zu dem vieler anderer Bundesligisten. Ob Borussia Dortmund in der kommenden Saison häufiger eine Live-Sperre für Liga-Partner Sky verhängt, ist unklar. Eigentlich waren die Borussen für solche Strategien - etwa in der Saison 16/17 nicht bekannt. Sky übertrug viele Mediengespräche mit dem damaligen Trainer Thomas Tuchel live. So bleibt es unklar, ob die Bosz-Vorstellung eine Ausnahme war oder ob sich ein Strategiewechsel andeuetet. Die Pressestelle des Klubs ließ eine Anfrage von Quotenmeter.de bisher unbeantwortet.

Sky wird in den kommenden vier Spielzeiten im Schnitt fast 900 Millionen Euro an die Deutsche Fußball Liga (DFL) überweisen und möchte einen Teil des Geldes auch über seinen frei-empfangbaren und werbefinanzierten News-Kanal Sky Sport News HD erwirtschaften. Da müssen aber die Vereine mitspielen. Die Fußballliga in Person von Chef Christian Seifert hatte die Klubs dazu übrigens vor einem Jahr aufgefordert. Bei der Bekanntgabe des Rekord-TV-Deals erklärte Seifert damals in Frankfurt, dass jede Investition eines Medienunternehmens in die Ligen auch eine Verpflichtung für die Vereine sei. Jedes Unternehmen verbinde damit Ziele, nämlich Marktanteile oder Abo-Zahlen. Es sei nun die Pflicht der Vereine - und nicht der DFL - den Unternehmen beim Erreichen dieser Ziele zu helfen. Mit Schranken bei der Berichterstattung dürfte das aber nicht gelingen. Das sieht auch Sky so. Beim Bezahlsender hatte der für den Bereich Sport verantwortliche Roman Steuer schon im November 2015 seinen Unmut über Klub-Fernsehen geäußert. Diese Aussage hätte auch heute noch Bestand, erklärte Sky gegenüber Quotenmeter.de. Damals sagte Steuer zur SportBild: „Das Klub-TV sehen wir schon seit geraumer Zeit sehr kritisch. Unserer Meinung nach gehört zur Bundesliga-Berichterstattung nicht nur die bloße Live-Übertragung der Spiele, sondern auch die Geschichten rund um die Vereine und ihre Stars. Wenn unsere Anfragen von Klubs abgelehnt werden und zum Beispiel Interviews nur im eigenen Vereins-TV laufen, dann geht die Entwicklung aus journalistischer Sicht, aber auch hinsichtlich lizenzrechtlicher Gesichtspunkte in die falsche Richtung.“

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