Hingeschaut

«The Wall»: Mal was Anderes – mit (zu) vielen Emotionen

von   |  1 Kommentar

Frank Buschmanns erste eigene Primetime-Show bei RTL kann als ordentliche Fernsehunterhaltung abgestempelt werden, einige Kinderkrankheiten waren dennoch auszumachen.

Buschi im Quotenmeter.de-Interview

Viel los in diesen Wochen und Monaten bei Frank Buschmann: Mit uns sprach er über die neuen Aufgaben, seine Kritiker, warum er nicht der Sky-Revoluzzer sein mag und wieso er nicht mehr bei ProSieben und «ran» ist.
„Die mit Abstand bekloppteste Sendung im deutschen Fernsehen“, „Endlich eine Mauer, die Spaß macht“, „Diese Wand weckt Emotionen“ – nein, an Superlativen mangelte es «The Wall» nicht. Die Erwartungshaltung an die neue RTL-Gameshow ist dementsprechend hoch. Unter anderem deswegen, weil sie in Frankreich und den USA bereits relativ erfolgreich läuft.

Buschi beweist sich beim RTL


Für Frank Buschmann ist die Produktion von Endemol Shine Germany zudem die erste Bewährungsprobe als alleiniger Show-Host beim Kölner Marktführer. Die wurde bestanden. In erster Linie ist das seiner impulsiven Art zu verdanken. Da wird gesprungen, sich umarmt, sogar geschrien – fast so, als hätte er selbst was davon, wenn die Kandidaten Glück oder Unglück haben. Die Wand, liebevoll hier und da als Miststück oder Biest tituliert, ist eben unberechenbar.

Die Spielregeln ...


... sind einfach, wird aus dem Off versprochen. Im Kern ist das so, dennoch sind sie bei Weitem kein Selbstläufer – es bedarf durchaus einer ausführlichen Erklärung, mehrmaliges Wiederholen von Buschi war insofern absolut gerechtfertigt. Wie dem auch sei: Zwölf Meter hoch soll sie sein, die Wand. Darunter befinden sich 15 Behälter, auf denen Geldbeträge stehen – von einem bis 250.000 Euro. Für die Kandidaten gilt es nun einerseits, die Bälle bestmöglich von oben aus zu positionieren und andererseits, Quizfragen richtig zu beantworten. Ist eine Antwort richtig, färbt sich der Ball grün und das Geld wandert aufs Konto. Ist eine Antwort falsch, färbt sich der Ball rot und das Geld wird abgezogen. In einer ersten Spielrunde erspielen beide Teilnehmer den sogenannten Garantiebetrag, dann werden sie voneinander getrennt. Der Eine spielt an der Wand, der Andere sitzt in der Isolation (oder wie Buschi es sagt: im Kühlschrank) und muss alleine mit Wissen oder zuweilen gefährlichem Halbwissen überzeugen.

Auf welche der sieben Positionen man die herunterfallenden Bälle am besten setzt? Das ist im Prinzip reine Glückssache. Man weiß halt nicht, welchen Weg sich die Bälle durch die Gitterboxen bahnen. Da hilft es auch nicht, diese plump mit „Rechts, Rechts, Rechts“ oder „Weiter nach links, links, links“ anzubrüllen – trotzdem wird das ausgiebig getan. Ebenfalls vorhanden: Rückblenden in Slow-Motion. Alles der Stimmung zuliebe.

Ob der im Kühlschrank sitzende Partner wohl die richtige Antwort parat haben wird? Auch das ist im Prinzip reine Glückssache. Denn nur anhand der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten muss der Wandspieler das abwägen. Störend hierbei übrigens: Die teils in die Länge gezogenen Monologe, die der Isolations-Kandidat vor der Beantwortung der Frage hält. Es mag zwar ab und zu amüsant sein, wenn etwa der Vater seinem Sohn gelegentlich positive Energie und aufmunternde Worte runterschickt, das Format verliert dadurch jedoch unnötig an Fahrt.

Emotionen, Emotionen, Emotionen


Am Ende muss sich der in der Isolation sitzende Kandidat entscheiden: Will er den per Rohrpost ankommenden Vertrag mit dem Garantiebetrag unterschreiben? Oder geht er auf Risiko, zerreißt den Vertrag und vertraut auf seinen Mitstreiter an der Wand? In der Auftaktsendung wird beide Male auf letztere Variante gehofft. Mit Erfolg. Und mit dramatischer Spannungsmusik. Und mit künstlichen Längen. Und mit Tränen. Und mit einem spontanen Heiratsantrag. Insbesondere in letzterem Punkt wurde mit den Emotionen zu dick aufgetragen, selbst wenn die Macher das so tatsächlich nicht haben kommen sehen. Authentizität fühlt sich irgendwie anders an.

Dennoch: Man kann «The Wall» getrost als solide Fernsehunterhaltung bezeichnen. „Keine Promis, kein Panel, keine Sport-Challenges und keine Jury. Sondern einfach was anderes.“ So beschrieb Frank Buschmann vor wenigen Wochen «The Wall» und das trifft es eigentlich ganz gut. Ein Hauch von Abwechslung weht damit durchs deutsche Fernsehen, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Im Ersten sah man am Samstagabend übrigens ganz konventionell Promis im Panel sitzen.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Burpie
02.07.2017 12:26 Uhr 1
Ich empfand die Teile der Sendung, die ich gesehen hab, als eher öde. Die Idee insgesamt ist gut. Es ist aber kein Samstagabendformat, sondern könnte so auch irgendwo am Vorabend laufen. Teilweise empfand ich sogar Schadenfreude, da ich Herrn Buschmann, aber auch die Kandidaten insgesamt als unsympathisch wahrnahm. Richtig gestrafft würde die Sendung mich mehr ansprechen, so aber lohnt sich das Einschalten nicht...
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